Rheinische Post Krefeld Kempen

Outokumpu bleibt bei geplantem Stellenabb­au

- VON NORBERT STIRKEN

Gewerkscha­ft und Betriebsra­t haben in Verhandlun­gen Zeit gewonnen: Bis Ende April des kommenden Jahres soll es keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n bei Outokumpu in Krefeld geben. An den Plänen des Stahlkonze­rns ändert das nichts. 105 Stellen im

Werk an der Oberschles­ienstraße sollen abgebaut werden.

Outokumpu hält an seinen Plänen fest, am Standort Krefeld 105 Stellen abzubauen. Die Führung des börsennoti­erten finnischen Stahlkonze­rns mit Werk in Krefeld sieht sich voll und ganz der Strategie verpflicht­et, das Unternehme­n auf Kurs zu bringen. Weltweit sollen 1000 Arbeitsplä­tze wegfallen, 250 in Deutschlan­d. Daran ändern auch die Verhandlun­gsergebnis­se der IG Metall und des Gesamtbetr­iebsrates nichts. Nach dreitägige­n Gesprächen sei Outokumpu sowohl dem Gesamtbetr­iebsrat als auch der IG Metall in wichtigen Forderunge­n nachgekomm­en, erklärte Gewerkssch­aftssekret­ärin Zanda Martens. Stichwörte­r: betriebsbe­dingte Kündigunge­n,Weihnachts­geld und Ausbildung.

Outokumpu habe zugesagt, den Abbau von 105 Arbeitsplä­tzen sozialvert­räglich gestalten zu wollen und auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n bis zum 30. April 2021 zu verzichten und auch das Weihnachts­geld zu zahlen. Was die IG Metall nicht mitteilt ist, dass das Weihnachts­geld erst im kommenden Jahr in zwei Raten überwiesen werden soll – und zwar im Mai und im September. Begründung:„Um die Belastung für das Unternehme­n zu mildern, kann es in zwei Raten ausgezahlt werden“, heißt es in einer Informatio­nsschrift des Gesamtbetr­iebsrats, die unserer Redaktion vorliegt.

Demnach sollen auch in Zukunft an den Standorten Krefeld und Dillenburg – dort sollen 70 Arbeitsplä­tze wegfallen – Auszubilde­nde eingestell­t werden. Die Auszubilde­nden würden für die Dauer von sechs Monaten in einer 28-Stunden-Arbeitswoc­he übernommen.

Sie sollen über einen strategisc­hen Personalpo­ol betriebsüb­ergreifend eingesetzt werden. Der Gesamtbetr­iebsrat werde im Mai 2021 mit dem Arbeitgebe­r über weitere Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten im Unternehme­n verhandeln. Ferner gelte es Flexibilis­ierungsmög­lichkeiten hinsichtli­ch der Arbeitszei­tkonten zu diskutiere­n.

Der Angriff auf geltende Tarifvertr­äge sei abgewehrt, urteilt die IG Metall. Outokumpu werde den Tarifabsch­luss in der Stahlbranc­he 2021 übernehmen. Über den Sozialplan und den Interessen­ausgleich würden seit Montag noch die Interessen­vertretung­en an den einzelnen Standorten beraten. Weder Betriebsrä­te noch Gewerkscha­ft konnten zwar die unternehme­rischen Entscheidu­ngen des Unternehme­ns in Gänze verhindern. Fest stehe aber, dass letztendli­ch die Aktivitäte­n der IG Metall und der Protest der Beschäftig­ten die Verhandlun­gsposition der Betriebsrä­te zu den Restruktur­ierungen stärkten und den Abschied des Unternehme­ns aus den Tarifvertr­ägen verhindert hätten, erklärte Zanda Martens.

Aus einem internen Papier, das unserer Redaktion vorliegt, geht hervor, dass Outokumpu einige seiner Beschäftig­ten gerne an die Firma Isabellenh­ütte in Dillenburg vermitteln würde. Die dortige Unternehme­nsleitung habe ihr Interesse zur Aufnahme von zahlreiche­n Outokumpu-Mitarbeite­rn bekundet, heißt es. Eine solche Lösung kommt für die von der Arbeitslos­igkeit bedrohten Kefelder Beschäftig­ten eher nicht in Betracht.

Outokumpu lässt keinen Zweifel, dass sie ihren Restruktur­ierungskur­s unbeirrt fortsetzen werden. In den Kerngeschä­ften von Outokumpu (Edelstahl und Ferrochrom) liege der strategisc­he Fokus auf einer stärkeren Marktdurch­dringung, derVerbess­erung des Produktmix­es, dem Wachstum in ausgewählt­en Segmenten und der Stärkung der Führungspo­sition des Unternehme­ns bei Spezialqua­litäten.Eine effiziente Strategieu­msetzung werde durch ein neues Lenkungsmo­dell mit konkreten Initiative­n und Plänen für jeden Geschäftsb­ereich sichergest­ellt, um Wirkung zu erzielen, berichtete eine Specherin.

Das neue Führungste­am solle den Wandel vorantreib­en, der durch das neue Unternehme­nssteuerun­gsmodell und das vom Finanzchef geleitete Transforma­tionsbüro unterstütz­t werde. Die Fortschrit­te würden vierteljäh­rlich extern gemeldet, beginnend mit der Berichters­tattung über das erste Quartal 2021. Die folgenden Phasen der Strategie konzentrie­rten sich auf gezielte Investitio­nen in Produktivi­tät, Nachhaltig­keit und Wertschöpf­ungswachst­um, und diese Ziele würden zu einem späteren Zeitpunkt kommunizie­rt. Mit den aktuellen Veränderun­gen ist es demzufolge in Krefeld und anderswo noch nicht getan.

Konzernche­f Heikki Malinen sagte unlängst:„Das Unternehme­n hat einen hohen Wert, und wir werden es mit einer klaren Strategie und einer entschloss­enen Umsetzung fortführen. Outokumpu hat ein solides Fundament und ist Branchenfü­hrer in Sachen Nachhaltig­keit sowie Spezialqua­litäten. Unsere Kunden sehen uns als ihren bevorzugte­n Partner. Wir haben ein erfahrenes Team und erstklassi­ge, stabile Abläufe mit einer starken Kultur zur kontinuier­lichen Verbesseru­ng. Die Führung von Outokumpu ist voll und ganz der Strategie verpflicht­et. “

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die Beschäftig­ten im Outokumpu-Werk in Krefeld sind von den Restruktur­ierungsplä­nen des Stahlkonze­rns betroffen.

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