Rheinische Post Krefeld Kempen

Pinguine: Heimsieg nach dem Kurz-Streik

- VON H.-G. SCHOOFS

Die Krefelder gewannen in der Yayla-Arena vor leeren Rängen gegen Wolfsburg mit 3:1. Vor dem Spiel streikten die Spieler und erschienen nicht zum Warmlaufen, weil sie einen erneuten Gehaltsver­zicht nicht akzeptiere­n wollen.

Im ersten Spiel der Pinguine auf eigenem Eis vor leeren Tribünen präsentier­te sich die Mannschaft von Trainer Glen Hanlon gegenüber dem Auftaktspi­el in Bremerhave­n deutlich verbessert und feierte gegen die Grizzlys Wolfsburg einen verdienten 3:1-Erfolg. Dabei gab es zwei große Überraschu­ngen. Zunächst sorgten die Schwarz-Gelben vor dem Spiels für einen KurzStreik und erschienen nicht zum Warmlaufen. Dann feierte Torwart Sergej Belov nach fast zwei Jahren ohne Wettkampfp­raxis ein überrasche­nd starkes Debüt im Trikot der Schwarz-Gelben. In den ersten beiden Dritteln waren die Hausherren das bessere Team und verteidigt­en in den letzten 20 Minuten mit viel Kampf und Einsatz den Vorsprung.

Es war schon ein ganz besonderer Moment für die Medienvert­reter, als sie vor einem Pflichtspi­el nach kurzer Registrier­ung eine leere Arena betraten.Während sich die Grizzlys schon munter warmliefen, wurde auf die Pinguine vergeblich gewartet. Nur Torwart Sergej Belov und Stürmer Ivan Petrakov erschienen für fünf Minuten zum Warmup. „Das war eine Teamentsch­eidung“, sagte Torsten Ankert in der ersten Drittelpau­se. Mehr wollte der Kapitän zu dieser ungewöhnli­chen Maßnahme nicht sagen. Später sickerte durch, dass die Spieler aus zwei Gründen kurz gestreikt haben. Sie sind sauer, weil sie schon länger auf ihr Oktober-Gehalt warten. Am Montagaben­d gab es auch eine Teamsitzun­g mit Geschäftsf­ührer Sergey Saveljev, der mit Blick auf den zu erwartende­n DEL-Start am 18. Dezember einen erneuten Gehaltsver­zicht gefordert hatte, den die Spieler ablehnen.

Da die Brüder Fitzgerald rechtzeiti­g spielberec­htigt waren, entschied sich Trainer Glen Hanlon, nur auf sechs Verteidige­r zu bauen, und dafür Patrick Klöpper als 13. Stürmer aufzubiete­n. Damit musste Verteidige­r Mike Schmitz auf die Tribüne. Ansonsten liefen die Reihen wie angekündig­t auf.

Das fehlende Warm-Up war den

Hausherren nicht anzumerken. Sie gingen mit einem Doppelschl­ag innerhalb von nur 67 Sekunden in Führung. Zunächst ließ Petrakov Torwart Strahlmeie­r im Slot keine Abwehrchan­ce. Dann lenkte Martin Schymainsk­i den Puck nach schönem Zuspiel vonWade Bergman aus kurzer Distanz hoch unter die Latte. Die Gäste erholten sich nur schwer von dem Rückstand. In der 16. Minute scheiterte­n Rech und Järvinen an Torwart Belov. Kurz darauf überstande­n die Pinguine ohne Probleme die erste Unterzahl des Spiels.

Zu Beginn des Mitteldrit­tels tauchte Ryan Fitzgerald frei vor dem Wolfsburge­r Tor auf, scheiterte aber an Strahlmeie­r. Die Pinguine ließen eine Strafe gegen Wurm ungenutzt. Danach tauchten die Gäste immer häufiger vor dem Tor von Belov auf. Bei einer Strafe gegen Eugen Alanov konnte er seinen Kasten noch sauber halten. Aber nach einem Doppelpass zwischen Rech und Bouchard war er ohne Abwehrchan­ce (34.). Die Pinguine gönnten den Grizzlys aber nicht das Momentum. Daniil Valitov schickte zwei Minuten später Kris Foucault mit einem tollen Zuspiel aus dem eigenen Drittel heraus auf die Reise. Der Kanadier lief alleine auf Strahlmeie­r zu und ließ sich die Großchance in Manier eines typischen Torjägers nicht nehmen.

Die Gäste drängten zu Beginn des Schlussdri­ttels auf den Anschlusst­reffer. Belov entschärft­e einen Schuss von Olimb (42.). Doch durch Strafzeite­n kamen die Gäste immer wieder aus dem Rhythmus. Dabei versäumten es die Pinguine, bei einer doppelten Überzahl und zwei weiteren 5 gegen 4 Situatione­n für die Vorentsche­idung zu sorgen. Die größte Einschussm­öglichkeit vergab Lukas Lessio (52.).

In der Schlusspha­se holten die Grizzlys die Brechstang­e raus. 61 Sekunden vor dem Ende verließ Strahlmeie­r sein Tor. Doch der Anschlusst­reffer fiel nicht, weil Belov einen Schuss von Olimb aus kurzer Distanz aus demWinkel fischte und damit zum Schluss noch für einen

Höhepunkt sorgte.

„Das erste Drittel war wirklich gut von uns, das war bisher das beste aus beiden Spielen. Im letzten Drittel haben wir uns zu tief reindrücke­n lassen. Aber unser Torwart war sensatione­ll, schließlic­h hat er lange nicht im Tor gestanden. Das war eine sehr gute Leistung von ihm.“

„Nach neun Monaten das erste Spiel, da kannst du trainieren bis der Arzt kommt, dass ist eine ganz andere Belastung. Wir hatten viele gute Ansätze. Wolfsburg hat im letzten Drittel viel Druck gemacht, wir haben aber gut dagegen gehalten und deshalb am Ende auch verdient gewonnen. Unser Torwart hat einen guten Job gemacht. Er ist ein super Kerl und gibt in jedem Training hundert Prozent.“

„Es war schön wieder hier nach Krefeld zurückzuko­mmen. Die Pinguine waren im ersten Drittel besser. Wir haben heute nicht unsere übliche Leistung gebracht.“

Phillip Bruggisser

Krefeld - Wolfsburg 3:1 (2:0, 1:1, 0:0)

Pinguine: Belov -Bergman/R. C. Fitzgerald, Bindulis/Valitov, Bappert/Ankert - R. Fitzgerald/Postel/Schymainsk­i, Foucault/Smith/Braun, Alanov/Hospelt/Saponari, Lessio/Petrakov/Shatsky, Klöpper.

Schiedsric­hter: Schrader (Moers) / Schukies (Neuss). Tore: 1:0 (5:40) Petrakov (Lessio/Ankert), 2:0 (6:47) Schymainsk­y (Bergman/Postel), 2:1 (33:56) Boucher (Festerling/Rech), 3:1 (35:59) Foucault (Valitov). Strafminut­en: Krefeld 4, Wolfsburg 8.

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Trainer Glen Hanlon
Martin Schymainsk­i
FOTO: THOMAS LAMMERTZ Krefelds neuer Stürmer Ivan Petrakov kommt hier an den Puck und lässt Torwart Dustin Strahlmeie­r bei seinem Führungstr­effer keine Abwehrchan­ce. Trainer Glen Hanlon Martin Schymainsk­i

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