Rheinische Post Krefeld Kempen

Viele Geschäfte liefern zum Kunden

- VON ULRIKE GERARDS

Die durch die Corona-Krise erzwungene Schließung der Geschäfte und Restaurant­s bringt die Händler und Gastronome­n in Not. Viele setzen daher auf kreative Lösungen. Da werden Waren auch schon mal aus dem Fenster gereicht.

Fast alle Geschäfte in der Kempener Altstadt sind geschlosse­n. Wegen der Corona-Krise können Einzelhänd­ler und Gastronome­n nicht mehr in ihren Geschäften und Restaurant­s verkaufen. Aber auch nach der neuerliche­n Verschärfu­ng der Regelungen zur Eindämmung der Pandemie sind Abhol- und Lieferserv­ice weiterhin erlaubt.

Die Einzelhänd­ler und Gastronome­n des Werberings Kempen arbeiten schon seit der vergangene­n Woche intensiv an solchen Dienstleis­tungen. Auf der Startseite von www.werbering-kempen.de landet man gleich auf einer Plattform, auf der alle Geschäfte und Restaurant­s verzeichne­t sind, die mitmachen. „Um Ihnen die gewohnten Einkaufsmö­glichkeite­n der Innenstadt weiterhin bieten zu können und trotzdem Ihre und unsere Gesundheit nicht zu gefährden, bieten wir Ihnen ab sofort die Möglichkei­t, direkt nach Hause zu bestellen. Wir möchten ein Zeichen für die Gemeinscha­ft setzen, damit wir diese Zeit gemeinsam durchstehe­n. Bitte kauft lokal, denn es ist wichtiger denn je, Ihren Handel vor Ort zu unterstütz­en und gemeinsam das Leben in unserer schönen Altstadt aufrecht zu erhalten!“, heißt es auf der Internetse­ite.

Von A wie Aktiv Medical Jansen bis W wie Wieland Taschen Tick gibt es dort nun Einzelhänd­ler und Gastronome­n vieler Branchen, die ihreWaren zum Kunden liefern.Von Modegeschä­ften über Floristik und Deko, Schmuck und Brillen bis hin zum Fahrrad kann man sich so einiges nach Hause bringen lassen. Über ein Formular kann man seine Nachricht oder seine Bestellung direkt an die Händler schicken. Auch Gastronome­n wie Kempsche Huus, Ercklenz, Wirtshaus oder Lieblingsc­afé machen mit.

Silke Zander hat sich in der vergangene­n Woche schon aufs Fahrrad geschwunge­n, um auszuliefe­rn. Sie bringt zum Beispiel die Tonies, die kleinen Musikboxen für Kinder, mit den entspreche­nden Figuren zu den Kunden.

In der Thomas-Buchhandlu­ng gingen bei Inhaber Dirk Lewejohann ebenfalls bereits etliche Bestellung­en ein. Von Büchern für Kinder über Schullektü­re bis hin zu Neuerschei­nungen ist die Nachfrage dabei breit gefächert.

Die Händler und Gastronome­n in der Stadt fürchten massiv um ihre Existenz. Der Werbering trifft sich zurzeit regelmäßig zu Krisensitz­ungen. Laut der Händlergem­einschaft sind 30 Prozent der Kempener Händler und Gastronome­n stark gefährdet. „Lokal bleiben!“Das ist daher der große Appell der Händler.

Radsport Claassen an der Judenstraß­e öffnet zurzeit nur die Werkstatt. „Wir bitten euch nun, die Kaufentsch­eidung ein wenig nach hinten zu verschiebe­n und das gewünschte Modell nicht im Netz zu bestellen, sondern es, nach Normalisie­rung der Lage, dort zu kaufen, wo ihr seit Jahren fair und transparen­t beraten werdet und auch jemand nach dem Kauf für euch da ist. Nämlich bei uns im Fachhandel“, schreibt Markus Claassen auf seiner Facebook-Seite. Diejenigen, die sich schon für ein Rad entschiede­n haben, werden kostenfrei und auf Rechnung beliefert.

Auch in Tönisvorst wird man kreativ. In St. Tönis haben unter anderem Spielwaren Lessenich und die Tönisvorst­er Buchhandlu­ng einen Lieferdien­st eingericht­et. Die Übergabe erfolge kontaktlos, wie Andreas Lessenich erklärt. Der Fahrer stellt die Bestellung und den Zahlungsbe­hälter mit Schutzhand­schuhen vor der Haustür ab. Er wird klingeln, von der Tür wegtreten und warten, bis die Bestellung in Empfang genommen wird. Die Zahlung kann auch vorab über Paypal getätigt werden.

In Grefrath wirbt „Grefrath InTakt“ebenfalls für das lokale Shoppen. Auf der Facebookse­ite sind bereits viele lokale Händler zu finden, die telefonisc­h oder per E-Mail Bestellung­en entgegenne­hmen. So liefert Hanisch Herrenmode­n „bis zur Haustür“. Und auch Frauenzimm­er Oedt bietet einen Lieferserv­ice. Buchhändle­r Karl Groß hat sich etwas Besonderes ausgedacht, schließlic­h ist auch die Abholung nach wie vor erlaubt. „Das bedeutet:Wir können Kundenwüns­che und Bestellung­en per Telefon oder E-Mail in gewohnter Manier bearbeiten. Wir werden zu einer vereinbart­en Zeit aus dem Fenster (Schrievers­gäßchen) die Bücher aushändige­n. Die Ladentür wird nicht geöffnet“, verkündet Karl Groß bei Facebook.

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FOTOS: NORBERT PRÜMEN Die Kempener Einzelhänd­lerin Claudia Pinkle stellt eine Lieferung für einen Kunden zusammen.
 ??  ?? Judith Rüther-Zeiß von der Tönisvorst­er Buchhandlu­ng packt die Bestellung­en.
Judith Rüther-Zeiß von der Tönisvorst­er Buchhandlu­ng packt die Bestellung­en.
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Der Grefrather Buchhändle­r Karl Groß reicht Bestellung­en durchs Fenster.

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