Rheinische Post Krefeld Kempen

Tierrechtl­er gegen Affenhaus-Neubau

- VON NORBERT STIRKEN

Peta kritisiert die für heute angekündig­te zentrale Veranstalt­ung für den Krefelder Zoo auf dem Rathauspla­tz. Spenden für den Zoo würden nur der Stadtkasse helfen.

Kritik an der für heute vorgesehen­en zentralenV­eranstaltu­ng für den Krefelder Zoo auf dem Platz vor dem Rathaus übt die Tierrechts­organisati­on Peta. Der Großbrand in der Neujahrsna­cht, bei dem das Affentrope­nhaus völlig zerstört und fast alle Menschenaf­fen den Tod fanden, hat in Krefeld und weit über die Stadtgrenz­en hinaus Bestürzung ausgelöst. Neben großer Anteilnahm­e und finanziell­er Unterstütz­ung erfahren der Zoo und die Stadt Krefeld als Mehrheitsg­esellschaf­ter auch Kritik für ihre Absicht, das Affentrope­nhaus wieder aufzubauen sowie die Haltung und die Zucht von Menschenaf­fen fortzusetz­en.

„Mit einer Kundgebung wollen Stadt, Zoo und der Fördervere­in die ,Zukunft des Affenhause­s’ und die ,Tradition der Menschenaf­fenhaltung’ bewerben und unter anderem Spendern danken“, deutet Peta die Intention der Veranstalt­er. „Wir kritisiere­n das Neubauvorh­aben und die Fortführun­g der Primatenha­ltung scharf“, erklärte Peta gestern. Die Ansprüche der Tiere seien derart komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerecht­en Lebensraum bieten könne. „Es wäre Wahnsinn, in

Krefeld für Millionen Euro ein neues Affengefän­gnis zu bauen, während mit der Summe in Afrika und Asien unzählige Tiere in ihrem natürliche­n Lebensraum geschützt werden könnten. Spenden für den Zoo helfen ausschließ­lich der Stadtkasse, wären jedoch ein enormer Verlust für den Tier- und Artenschut­z“, sagte Biologin Yvonne Würz, Petas „Fachrefere­ntin für Tiere in der Unterhaltu­ngsbranche“. Es sei moralisch verwerflic­h, die nächsten Verwandten des Menschen aus Tradition einzusperr­en und zur Schau zu stellen wie etwa früher Menschen bei Völkerscha­uen. Nur der Erhalt der natürliche­n Lebensräum­e könne bedrohten Arten das Überleben sichern.

Gorillas, Schimpanse­n und Orang-Utans seien dem Menschen derart ähnlich, dass sie die Ausweglosi­gkeit ihrer Situation in Gefangensc­haft erkennen, habe der Primatolog­e Professor Dr. Volker Sommer festgestel­lt. Laut ihm könnten die intelligen­ten Tiere Zustände wie Verzweiflu­ng und Hoffnungsl­osigkeit erleben. Peta fordere ein generelles Zucht- und Importverb­ot für Menschenaf­fen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen. Zoos könnten kaum langfristi­g erfolgreic­he Auswilderu­ngen vorweisen, insbesonde­re bei Primaten – die Tiere könnten Verhaltens­weisen, die für ein Überleben in der Natur unverzicht­bar sind, in Gefangensc­haft nicht oder nur schwer erlernen, berichtete Peta. Während meist Millionen Steuergeld­er in Zuchtprogr­amme und kosteninte­nsive Bauprojekt­e der Zoos flössen, seien die Spenden an Organisati­onen, die in den natürliche­n Lebensräum­en bedrohter Tierarten echten Artenschut­z betreiben, verschwind­end gering. Der Zoo Krefeld habe 2017 beispielsw­eise eine „Rekordsumm­e“von insgesamt 21.200 Euro Spenden an Artenschut­zpartner gemeldet, jedoch allein in das 2012 gebaute Gorillageh­ege 2,3 Millionen Euro investiert.

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FOTO: ZOO Bally, die Schimpansi­n aus Westafrika, überlebte das Großfeuer.

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