Rheinische Post Krefeld Kempen
Tierrechtler gegen Affenhaus-Neubau
Peta kritisiert die für heute angekündigte zentrale Veranstaltung für den Krefelder Zoo auf dem Rathausplatz. Spenden für den Zoo würden nur der Stadtkasse helfen.
Kritik an der für heute vorgesehenen zentralenVeranstaltung für den Krefelder Zoo auf dem Platz vor dem Rathaus übt die Tierrechtsorganisation Peta. Der Großbrand in der Neujahrsnacht, bei dem das Affentropenhaus völlig zerstört und fast alle Menschenaffen den Tod fanden, hat in Krefeld und weit über die Stadtgrenzen hinaus Bestürzung ausgelöst. Neben großer Anteilnahme und finanzieller Unterstützung erfahren der Zoo und die Stadt Krefeld als Mehrheitsgesellschafter auch Kritik für ihre Absicht, das Affentropenhaus wieder aufzubauen sowie die Haltung und die Zucht von Menschenaffen fortzusetzen.
„Mit einer Kundgebung wollen Stadt, Zoo und der Förderverein die ,Zukunft des Affenhauses’ und die ,Tradition der Menschenaffenhaltung’ bewerben und unter anderem Spendern danken“, deutet Peta die Intention der Veranstalter. „Wir kritisieren das Neubauvorhaben und die Fortführung der Primatenhaltung scharf“, erklärte Peta gestern. Die Ansprüche der Tiere seien derart komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten könne. „Es wäre Wahnsinn, in
Krefeld für Millionen Euro ein neues Affengefängnis zu bauen, während mit der Summe in Afrika und Asien unzählige Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum geschützt werden könnten. Spenden für den Zoo helfen ausschließlich der Stadtkasse, wären jedoch ein enormer Verlust für den Tier- und Artenschutz“, sagte Biologin Yvonne Würz, Petas „Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche“. Es sei moralisch verwerflich, die nächsten Verwandten des Menschen aus Tradition einzusperren und zur Schau zu stellen wie etwa früher Menschen bei Völkerschauen. Nur der Erhalt der natürlichen Lebensräume könne bedrohten Arten das Überleben sichern.
Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans seien dem Menschen derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen, habe der Primatologe Professor Dr. Volker Sommer festgestellt. Laut ihm könnten die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. Peta fordere ein generelles Zucht- und Importverbot für Menschenaffen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen. Zoos könnten kaum langfristig erfolgreiche Auswilderungen vorweisen, insbesondere bei Primaten – die Tiere könnten Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, in Gefangenschaft nicht oder nur schwer erlernen, berichtete Peta. Während meist Millionen Steuergelder in Zuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte der Zoos flössen, seien die Spenden an Organisationen, die in den natürlichen Lebensräumen bedrohter Tierarten echten Artenschutz betreiben, verschwindend gering. Der Zoo Krefeld habe 2017 beispielsweise eine „Rekordsumme“von insgesamt 21.200 Euro Spenden an Artenschutzpartner gemeldet, jedoch allein in das 2012 gebaute Gorillagehege 2,3 Millionen Euro investiert.