Rheinische Post Krefeld Kempen
Tot ziens, Holland!
DEBATTE
Für den Kollegen steht ein langes Wochenende bevor. Das Grinsen zeugt davon. Ein bisschen entspannen, Füße hochlegen, die Seele baumeln lassen. „Fährst du weg?“– „Ja, nach Holland“, antwortet der Kollege, der nicht weiß, dass er hier Bestandteil des Textes wird. Aber das muss er aushalten. Holland also. Das liebste Urlaubsziel der Deutschen, zumindest, wenn man eigentlich die Niederlande meint.
Doch selbst der Duden führt „Holland“auch als Synonym für die Niederlande. Die erste Bedeutung ist freilich eine andere. Holland ist kein Land, sondern ein Landesteil. Zwei der zwölf niederländischen Provinzen bilden die Region Holland. Aber niemand würde darüber stolpern, wenn man statt Niederlande einfach Holland sagt. Naja, bis auf die Niederländer.
Seit Jahresbeginn ist in den Niederlanden das Wort Holland als Synonym für das gesamte Land im offiziellen Sprachgebrauch gestrichen. Immer mehr Bürger fühlten sich durch „Holland“nicht mehr vertreten, heißt es vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention. Das mag sein, doch waren es nicht wir, die Deutschen, Franzosen, Briten oder auch Amerikaner, die„Holland“als Markennamen etabliert haben, sondern die Niederländer selbst.
Gut 350 Jahre zurück. Das kleine Volk imWesten Europas erlebte seinen absoluten Höhepunkt. Es waren nicht nur wirtschaftliche Blütejahre. Das sogenannte Goldene Zeitalter wurde auch zu einer der bedeutendsten Kunstepochen. Die noch junge Republik der Sieben Vereinigten Provinzen kam mit der wohl liberalsten und tolerantesten Regierung Europas zu der Zeit daher. Von überall pilgerten Kaufleute und Intellektuelle nach Friesland und Gelderland, nach Groningen und Overijssel, nach Utrecht und Zeeland. Doch eine Region stach heraus: Holland. Auch wenn
Ein Großer der Publizistik (Peter Scholl-Latour) und ein Großer der Staatskunst (Winston Churchill) fielen mir ein, als ich die jüngste Aburteilung des Präsidenten Donald Trump durch den deutsch-grünen Völkerapostel und Ökopopulisten Robert Habeck las. Habeck hatte die vor Eigenlob strotzende Rede Trumps beim Weltwirtschaftsforum in Davos für eine Beschimpfung des Redners genutzt. Er merkte nicht einmal, wie ähnlich er damit dem bekannten Rüpel-Stil des Beschimpften war.
Von Churchill ist die Bemerkung überliefert, man habe die Deutschen entweder zu Füßen oder an der Kehle. Scholl-Latour kanzelte die deutsche es für die anderen Provinzen schwer zu verkraften war, ohne Holland lief nichts. Holland hatte Amsterdam, Den Haag, Rotterdam.
Die Dominanz der Provinz wuchs und damit die Kraft des gesamten Landes. Als 1815 das Königreich der Niederlande gegründet wurde, war Holland längst über alle Landesgrenzen bekannt. Die Bezeichnungen verschmolzen. Die Niederländer selbst hatten damit anfangs noch nicht mal ein Problem. Bis in die heutige Zeit hinein investierten sie in die Promotion des Namens Holland. 42 Prozent der Niederländer sagen noch immer, sie kämen aus Holland, wenn sie im Ausland nach ihrer Herkunft gefragt werden. Die wichtigen Städte des Goldenen Zeitalters haben ihre Bedeutung nicht verloren: Den Haag ist heute Regierungssitz, Amsterdam die wuselige, bunte Hauptstadt voller Leben und Rotterdam die Wirtschaftshochburg mit einem der größten Seehäfen der Welt. Tulpen und Windmühlen prangten bis zuletzt noch auf jedem Prospekt des Tourismusbüros, selbst das Logo bestand aus einer Tulpe und dem Wort „Holland“. Natürlich alles in Orange. Die Niederländer machten es uns schwer, nicht von „Holland“zu sprechen.
Man könnte auch sagen, die PR-Abteilung hatte den idealen Markennamen gefunden. Und wir trugen ihn weiter in die Welt. Selbst schuld. Das nun rückgängig zu machen, dürfte nicht einfach werden. Aber wir können es ja mal versuchen. Fans der Oranje würden also im Stadion künftig „Hup, Nederland, hup“rufen. In den Konzerthäusern würde Richard Wagners berühmte Oper „Der fliegende Niederländer“aufgeführt. Zu Spargel servierten wir Sauce Niederlandaise, was der frühere französische Staatspräsident François Niederlande äußerst befremdlich finden würde. Albern? Ja natürlich.
Auch Friso Wielenga, Historiker und Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien an der Universität Müns
„Wenn Sie in Limburg sagen ,Schön hier in
Holland’, ist das Gespräch beendet“Friso Wielenga
Historiker