Rheinische Post Krefeld Kempen
Spahn: Patiententdaten für die Forschung nutzen
(dpa) Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich nachdrücklich für den anonymisierten Einsatz von Patientendaten in der medizinischen Forschung ausgesprochen. „Wenn tausende Patienten mit Diabetes, Krebs oder Demenz ihre Daten verfügbar machten, könnten wir daraus lernen. Daten können Menschen heilen“, sagte Spahn auf der Innovationskonferenz DLD in München. Man könne zwar über die Ethik der Datennutzung diskutieren, aber dann auch über die entgangenen Chancen, Menschen zu helfen.
Ein Problem sieht Spahn auch in dem Misstrauen gegenüber dem Staat, während US-Unternehmen bei ihrer Datensammlung freiere Hand hätten. Wenn er vorschlage, einen Rahmen für die Auswertung anonymisierter Abrechnungsdaten von Krankenversicherungen zu Forschungszwecken zu schaffen, werde daraus ein „großer, großer Skandal“, beklagte sich der Minister. Wenn aber gleichzeitig der Internet-Riese Google den Fitnessarmband-Spezialisten Fitbit mitsamt der Daten übernehme, gebe es nicht mal eine
Debatte darüber. „Solange es dieses grundsätzliche Vertrauen in große US-Konzerne gibt und das grundsätzliche Misstrauen gegenüber dem Staat, der die Datennutzung organisiert, werden wir in Deutschland und Europa keinenWeg finden, konkurrenzfähig zu sein“. Der Chef des Medizin-Start-ups Brainlab, Stefan Vilsmeier formulierte das Problem in noch schärferen Worten: „Daten nicht zu nutzen, tötet Patienten in großem Maßstab.“
Ein anderes Thema der Konferenz war die Künstliche Intelligenz. Amazons Technikchef Werner Vogels geht davon aus, dass lernende Computer noch lange auf menschliche Hilfe angewiesen sein werden. Das gelte sowohl für die Spracherkennung als auch maschinelles Lernen. „Auf Menschen wird man noch lange nicht verzichten können“, sagte Vogels. Er verteidigte die Gesichtserkennungs-Software Rekognition, die Amazon US-Behörden zur Verfügung stellt, gegen Kritik, sie funktioniere vor allem bei Menschen mit weißer Haut. Schlechte Ergebnisse lägen an der Auswahl der Daten, mit denen man es trainiere.