Rheinische Post Krefeld Kempen
Neue Studie – so wohnen die Krefelder
Die Stadt Krefeld bildet ein breites Spektrum fürs Wohnen: Von Villen und denkmalgeschützten Architekturperlen über Reihenhäuschen bis hin zu unsanierten Altbauten reicht der Bestand. Doch die Seidenstadt hat Potenzial und eine Perspektive. Das zeigen Auswertungen und Studien. Krefelder Singles leben, was die Wohnfläche anbetrifft, auf besonders großem Fuß.
EineWohnung sagt viel über die Person aus, die darin lebt. Sie ist einerseits Statussymbol und manchmal nur Obdach, sie ist Anlageobjekt oder Lebenstraum und unabhängig von Größe und Lage Rückzugsort für Familie oder Alleinstehende. Eine neue Auswertung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik (IT:NRW) seziert dasWohnen in der Stadt Krefeld. Die rund 223.000 Einwohner leben in 113.000 Wohnungen mit einer Durchschnittsgröße von 84,2 Quadratmetern. Auf jeden Bewohner entfällt eine Fläche von 44,9 Quadratmetern, das ist ungefähr die Fläche, die allen 18 Millionen Einwohner Nordrhein-Westfalens pro Kopf statistisch zur Verfügung steht.
Was den Krefelder vom Otto Mustermann in NRW unterscheidet? Er wohnt seltener in den eigenen vier Wänden. Mit 59,7 Prozent aller Haushalte leben Krefelder 0,9 Prozentpunkte häufiger zur Miete als im Landesmittel. 67.000 Haushalte bewohnen eine im Mittel 67,2 Quadratmeter große Mietwohnung. 56.000 davon sind Heimstätte von Personen ohne Kinder unter 18 Jahren. 37.000 sind Singles. Eigentümer leben in deutlich größerem Ambiente. Die 45.000 Haushalte verfügen durchschnittlich über 109,6 Quadratmeter Wohnfläche pro Haushalt. Besonders komfortabel, was den Platz anbelangt, residieren Singles in den eigenen vierWänden. Sie wohnen im Mittel auf einer Fläche von 91 Quadratmetern.
Über Inneneinrichtungen und Luxuslagen macht IT.NRW keine Angaben. Michael Heß, Geschäftsführer von Haus und Grund, kennt die Besonderheiten im Stadtgebiet. Einige Stadtteile wie Traar und Verberg werden von Ein- und Zweifamilienhausbebauung mit Gärten und eigenen Garagen dominiert. Die Innenstadt werde von Mehrfamilienhäusern älteren Datums beherrscht. Entsprechend derWohnlagen ergibt sich ein Wohlstandsdiagramm. Vor allem in der Innenstadt ist großer Nachholbedarf. Dort leben viele Mieter mit niedrigem Einkommen zu niedrigen Mieten. Laut Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hat sich die Armutsquote in Krefeld in den zurückliegenden Jahren seit 2008 bis heute von 14,8 auf 16,1 Prozent erhöht. Jeder sechste Krefelder bezieht staatliche Transferleistungen (wie Hartz IV) zum Lebensunterhalt.
Mit 29 Prozent Mietbelastungsquote muss der Krefelder einen höheren Anteil seines Einkommens fürs Wohnen ausgeben als im Landesdurchschnitt. „Das hat damit zu tun, dass Krefelder im Mittel ein gerade mal durchschnittliches Einkommen erzielen“, sagte Heß. Die Bruttokaltmiete in der Seidenstadt liegt mit 7,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche knapp unter dem NRW-Vergleichswert. Nach einer neuen Übersicht des Immobilienportals Immowelt ist der so genannte Median für Mietpreise in Krefeld in den zurückliegenden zehn Jahren um 27 Prozent von 5,50 auf sieben Euro gestiegen. Der Median bildet den mittleren aller gelisteten unterschiedlichen Mietzinse ab. In Berlin stieg der Wert zum Beispiel um 104 Prozent von 5,60 auf 11,40 Euro.
Vom Berliner Niveau ist Krefeld weit entfernt. Im so genannten Speckgürtel der Landeshauptstadt prognostiziert Engel & Völkers die „prozentual stärksten Preisanstiegen“bei großer Wohnraumnachfrage in B-, C- und D-Städten wie Krefeld, Neuss und Mönchengladbach – also der Region Mittlerer Niederrhein.
Was den Markt für Wohnhäuser und für Geschäftshäuser in Krefeld angeht, hat Engel & Völkers Commercial vor wenigen Tagen neue Zahlen veröffentlicht. Demnach sind 2018 in Krefeld Immobilien im Wert von 146 Millionen Euro (plus 18,1 Prozent) verkauft worden. Hinter der Summe verstecken sich 325 Objekte (plus 12,1 Prozent). Der Durchschnittsmietzins liegt bei 7,16 Euro (plus 3,9 Prozent zu 2017).
Das Wohnen in Krefelds sei günstig. Es gebe ein großes Angebot, das sich von den Kosten unterhalb der für neue Sozialwohnungen bewege, berichtete Heß. Ein Düsseldorfer, der in die Seidenstadt ziehe, könne sich für das selbe Geld eine größere Wohnung leisten als zuvor in der Landeshauptstadt. Die Aspekte des günstigen Wohnens in der Stadt Krefeld könnten von der Politik und der Verwaltung viel offener kommuniziert werden, sagte der Geschäftsführer. Eine entsprechende Marketing-Offensive könnte Einwohner und Kaufkraft anlocken, betonte Heß.