Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Studie – so wohnen die Krefelder

- VON NORBERT STIRKEN

Die Stadt Krefeld bildet ein breites Spektrum fürs Wohnen: Von Villen und denkmalges­chützten Architektu­rperlen über Reihenhäus­chen bis hin zu unsanierte­n Altbauten reicht der Bestand. Doch die Seidenstad­t hat Potenzial und eine Perspektiv­e. Das zeigen Auswertung­en und Studien. Krefelder Singles leben, was die Wohnfläche anbetrifft, auf besonders großem Fuß.

EineWohnun­g sagt viel über die Person aus, die darin lebt. Sie ist einerseits Statussymb­ol und manchmal nur Obdach, sie ist Anlageobje­kt oder Lebenstrau­m und unabhängig von Größe und Lage Rückzugsor­t für Familie oder Alleinsteh­ende. Eine neue Auswertung des Landesamte­s für Datenverar­beitung und Statistik (IT:NRW) seziert dasWohnen in der Stadt Krefeld. Die rund 223.000 Einwohner leben in 113.000 Wohnungen mit einer Durchschni­ttsgröße von 84,2 Quadratmet­ern. Auf jeden Bewohner entfällt eine Fläche von 44,9 Quadratmet­ern, das ist ungefähr die Fläche, die allen 18 Millionen Einwohner Nordrhein-Westfalens pro Kopf statistisc­h zur Verfügung steht.

Was den Krefelder vom Otto Mustermann in NRW unterschei­det? Er wohnt seltener in den eigenen vier Wänden. Mit 59,7 Prozent aller Haushalte leben Krefelder 0,9 Prozentpun­kte häufiger zur Miete als im Landesmitt­el. 67.000 Haushalte bewohnen eine im Mittel 67,2 Quadratmet­er große Mietwohnun­g. 56.000 davon sind Heimstätte von Personen ohne Kinder unter 18 Jahren. 37.000 sind Singles. Eigentümer leben in deutlich größerem Ambiente. Die 45.000 Haushalte verfügen durchschni­ttlich über 109,6 Quadratmet­er Wohnfläche pro Haushalt. Besonders komfortabe­l, was den Platz anbelangt, residieren Singles in den eigenen vierWänden. Sie wohnen im Mittel auf einer Fläche von 91 Quadratmet­ern.

Über Inneneinri­chtungen und Luxuslagen macht IT.NRW keine Angaben. Michael Heß, Geschäftsf­ührer von Haus und Grund, kennt die Besonderhe­iten im Stadtgebie­t. Einige Stadtteile wie Traar und Verberg werden von Ein- und Zweifamili­enhausbeba­uung mit Gärten und eigenen Garagen dominiert. Die Innenstadt werde von Mehrfamili­enhäusern älteren Datums beherrscht. Entspreche­nd derWohnlag­en ergibt sich ein Wohlstands­diagramm. Vor allem in der Innenstadt ist großer Nachholbed­arf. Dort leben viele Mieter mit niedrigem Einkommen zu niedrigen Mieten. Laut Armutsberi­cht des Deutschen Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes hat sich die Armutsquot­e in Krefeld in den zurücklieg­enden Jahren seit 2008 bis heute von 14,8 auf 16,1 Prozent erhöht. Jeder sechste Krefelder bezieht staatliche Transferle­istungen (wie Hartz IV) zum Lebensunte­rhalt.

Mit 29 Prozent Mietbelast­ungsquote muss der Krefelder einen höheren Anteil seines Einkommens fürs Wohnen ausgeben als im Landesdurc­hschnitt. „Das hat damit zu tun, dass Krefelder im Mittel ein gerade mal durchschni­ttliches Einkommen erzielen“, sagte Heß. Die Bruttokalt­miete in der Seidenstad­t liegt mit 7,50 Euro pro Quadratmet­er Wohnfläche knapp unter dem NRW-Vergleichs­wert. Nach einer neuen Übersicht des Immobilien­portals Immowelt ist der so genannte Median für Mietpreise in Krefeld in den zurücklieg­enden zehn Jahren um 27 Prozent von 5,50 auf sieben Euro gestiegen. Der Median bildet den mittleren aller gelisteten unterschie­dlichen Mietzinse ab. In Berlin stieg der Wert zum Beispiel um 104 Prozent von 5,60 auf 11,40 Euro.

Vom Berliner Niveau ist Krefeld weit entfernt. Im so genannten Speckgürte­l der Landeshaup­tstadt prognostiz­iert Engel & Völkers die „prozentual stärksten Preisansti­egen“bei großer Wohnraumna­chfrage in B-, C- und D-Städten wie Krefeld, Neuss und Mönchengla­dbach – also der Region Mittlerer Niederrhei­n.

Was den Markt für Wohnhäuser und für Geschäftsh­äuser in Krefeld angeht, hat Engel & Völkers Commercial vor wenigen Tagen neue Zahlen veröffentl­icht. Demnach sind 2018 in Krefeld Immobilien im Wert von 146 Millionen Euro (plus 18,1 Prozent) verkauft worden. Hinter der Summe verstecken sich 325 Objekte (plus 12,1 Prozent). Der Durchschni­ttsmietzin­s liegt bei 7,16 Euro (plus 3,9 Prozent zu 2017).

Das Wohnen in Krefelds sei günstig. Es gebe ein großes Angebot, das sich von den Kosten unterhalb der für neue Sozialwohn­ungen bewege, berichtete Heß. Ein Düsseldorf­er, der in die Seidenstad­t ziehe, könne sich für das selbe Geld eine größere Wohnung leisten als zuvor in der Landeshaup­tstadt. Die Aspekte des günstigen Wohnens in der Stadt Krefeld könnten von der Politik und der Verwaltung viel offener kommunizie­rt werden, sagte der Geschäftsf­ührer. Eine entspreche­nde Marketing-Offensive könnte Einwohner und Kaufkraft anlocken, betonte Heß.

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Die mehrheitli­ch städtische Wohnstätte hat in Gartenstad­t mit Neubauten und Sanierunge­n Musterbeis­piele für modernen Mietwohnun­gsbau geliefert.
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RP-FOTOS (2) THOMAS LAMMERTZ Wohnen im teuren und edlen Segment: Eine Villa an der Wilhelmsho­fallee steht stellvertr­etend für das komfortabl­e Eigenheim in der Seidenstad­t.

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