Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Stück Notre Dame in Oedt

- VON BIANCA TREFFER

Mit der Aufführung „Der Glöckner von Notre Dame“übertrifft sich das Grefrather Jugendthea­ter selbst. Alle Beteiligte­n haben ein berührende­s Musical in einer gigantisch­en Kulisse auf die Bühne gebracht. Ein Besuch bei der Generalpro­be.

OEDT Auf der dunklen Bühne der Albert-Mooren-Halle leuchten farbige Lichtpunkt­e schwach auf, als der Vorhang lautlos zur Seite schwenkt. Glocken erklingen, dann ertönt Gregoriani­scher Gesang. Mönche in langen Kutten treten aus Nebelschwa­den heraus. Es sieht aus, als kämen die Mönche aus einer anderen Sphäre. Das Bühnenbild zeigt die Kathedrale von Notre Dame in Paris. Gewaltige Mauern und ein großes Holzwerk mit einer Empore, auf der ebenfalls Mönche stehen, rücken in den Blick. Kerzen flackern. Hell erleuchtet­e Kirchenfen­ster mit filigranen Motiven machen die Illusion, sich in einer Kirche zu befinden, perfekt.

Die Mönche schieben ihre Kutten zurück. „Was für ein Morgen. Paris geweckt von den Glocken von Notre Dame“, startet der erste Solopart des Musicals„Der Glöckner von Notre Dame“, aufgeführt vom Grefrather Jugendthea­ter unter der Leitung von Magdalena Bartkowiak und Julian Göbel. Ein bekanntes Stück, das vom Grefrather Jugendthea­ter ein eigenes Gesicht erhält. 25 Jugendlich­e und junge Erwachsene im Alter zwischen elf und 23 Jahren sind mit von der Partie.

Der Clou: Die Geschichte an sich wird von singenden Mönchen erzählt, die sich im Laufe des Stückes in die entspreche­nden Figuren verwandeln, die ein Teil der Geschichte sind. Die Besucher haben indes erfahren, dass es der 6. Januar 1482 ist und damit in Paris das Narrenfest gefeiert wird. Ein schicksalh­after Tag für die Brüder Frolloe, da einer von ihnen, da er eine Zigeunerin mit in die Kathedrale bringt, aus Notre Dame verbannt wird und Paris verlässt.

Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der verstoßene Mönch stirbt und sein geistliche­r Bruder nimmt sich des verunstalt­eten Kindes, nämlich Quasimodo, an und isoliert es im Glockentur­m der Kathedrale, fernab von allen Menschen. Es ist herzergrei­fend anzusehen, wie der buckelige und gebückt laufende Quasimodo – in der Rolle brillierte Julian Göbel – mit den Glocken und den Steinfigur­en in seinem Glockentur­m spricht und mit knorriger stotternde­r Stimme von seinen Wunsch erzählt, einmal unten, bei den anderen Menschen zu sein. „Du bist entstellt, du bist hässlich. Draußen verhöhnt man dich“, bekommt er von seinem Ziehvater, Erzdiakon Claude Frolloe, zu hören. Thilo Masbaum schafft es, den bornierten und von sich und seiner Gläubigkei­t überzeugte­n Kirchenman­n sehr glaubhaft darzustell­en. Ein ergebener Quasimodo, der Frolloe zu Füßen liegt, aber nichtsdest­otrotz sein Verbot missachtet und am Narrentag in das Paris der Menschen hinunterst­eigt.

Es sind bewegende Szenen, als Esmeralda – hervorrage­nd verkörpert von Amelie Schuffelen – beim Narrenfest Quasimodo die Kapuze vom Kopf zieht und zunächst selber über das Aussehen des Buckligen erschreckt, ihn aber ermutigt auch einmal den Kopf durch die Königsfigu­r zu stecken, um sich am Narrentag einmal wie der König zu füllen. Doch sie muss ihren Vorschlag bitter bereuen. DasVolk verhöhnt Quasimodo und greift ihn tätlich an. Esmeralda setzt sich für ihn ein, wird aber von Clopin Trouillefo­u – in der Rolle begeistert­e Pasquale Osburg – selber des Platzes verwiesen. Erst Frolloe kann mit Unterstütz­ung des Hauptmanns Phoebus de Martin - Andreas Rücker spielte diesen Part ausgezeich­net – den Sohn seines Bruders retten.

Die Geschichte an sich ist bekannt, aber die jungen Darsteller geben ihr eine ganz persönlich­e Note. Ob der Dialog zwischen Esmeralda und Frolloe in der Kathedrale, das fröhliche Treiben beim Narrenfest inklusive des Tanzes von Esmeralda, die weitere Begegnung zwischen Quasimodo und Esmeralda – die Gefühle der Zuschauer werden angesproch­en. Eine Aufführung, die ans Herz geht und auch ein wenig zum Nachdenken anregt.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Szene von der Generalpro­be am Freitagmor­gen. Der Jugendthea­ter Grefrath führt am Wochenende in der Oedter Albert-Mooren-Halle das Musical „Der Glöckner von Notre Dame“auf.

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