Rheinische Post Krefeld Kempen

Nur Frieden kann die Lage entschärfe­n

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER POLIZEI-EINSÄTZE BEI KURDEN-DEMOS, TITELSEITE

Die Kurden in Deutschlan­d müssen gerade hilflos mit ansehen, wie Freunde und Familienan­gehörige in Nordsyrien getötet werden – und das vor den Augen derWeltöff­entlichkei­t. Man kann erahnen, wie groß ihr Schmerz ist, wenn man die Bilder der vielen weinenden und vor Schmerz schreiende­n Kinder in den Kriegsgebi­eten sieht, die vor der anrückende­n türkischen Armee flüchten. Das macht wütend und tut weh.

Zu verständli­ch ist es daher, dass die Kurden hierzuland­e auf die Straßen gehen, um gegen den Krieg zu demonstrie­ren. Und das machen sie im Großen und Ganzen auch friedlich. Doch je länger der Krieg andauert und je mehr Todesopfer zu beklagen sind, desto mehr steigt auch der Hass der hier lebenden Kurden auf die hier lebenden Türken. Und das von Tag zu Tag. Wohin das führen kann, haben die Ausschreit­ungen am Montagaben­d in Herne mit fünf Verletzten während einer Kurden-Demo bereits gezeigt. Zuvor hatte es schon in Berlin und Stuttgart Zusammenst­öße zwischen Kurden und Türken gegeben.

Es steht zu befürchten, dass es dabei nicht bleiben wird und Herne nur der Auftakt gewesen ist. Besonders in NRW könnte es zu weiteren Ausschreit­ungen kommen. Traditione­ll leben besonders viele Kurden im Ruhrgebiet – ebenso wie Türken. Angesichts der zunehmende­n Brutalität des Krieges in Syrien ist es kaum vorstellba­r, dass es hier noch lange ruhig bleiben wird – zumal die Propaganda beider Seiten Ressentime­nts schürt und die aufgebrach­te Stimmung weiter anheizt. Nahost-Experten sprechen im Zusammenha­ng mit dem völkerrech­tswidrigen Krieg in Nordsyrien nicht umsonst von einem Pulverfass in Deutschlan­d, das jederzeit hochgehen kann. Und solange es keinen Frieden gibt, nimmt die Gefahr zu, dass es auch dazu kommen wird.

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