Rheinische Post Krefeld Kempen

Südafrika-Spezialitä­ten auf dem Stadtmarkt

Am Krefelder Stadtmarkt hat unlängst eine neue Gastronomi­e eröffnet. Mit Südafrikan­ischer Küche wollen die Betreiber punkten. Noch seien viele Krefelder skeptisch, doch die Fangemeind­e wachse, sagen sie.

- VON SVEN SCHALLJO

Größer könnte der Unterschie­d kaum sein. Noch vor wenigen Monaten war am Stadtmarkt die „Kunstküche“zu finden. Der vollständi­g vegane Imbiss zog aber zwischenze­itlich an die Friedrichs­traße, die Betreiber verkauften den Wagen am Stadtmarkt. Neue Besitzer sind nun Estél Jouerbert mit ihren beiden Töchtern Caitlin und Aimeé. Die Familie aus Südafrika will den Krefeldern traditione­lle Speisen aus ihrer Heimat näher bringen. Und nachdem es an dieser Stelle lange Zeit gar keine tierischen Produkte gab, ist nun eine sehr fleischlas­tige Küche hier angesiedel­t.

„In Südafrika gehört Fleisch eigentlich zum Essen dazu. Wir haben gehört, dass hier bisher vegane Küche angeboten wurde. Das ist bei uns aber ganz anders“, sagt die 50 Jahre alte Estél. Sie kam mit ihrer Familie nach Deutschlan­d, weil ihr Mann, ein Metallurg, im Frühjahr nach Düsseldorf versetzt wurde. „Wir haben dann gemeinsam entschiede­n, alle her zu ziehen. Hier ist es sicherer und meine drei Kinder können eine perfekte Schulbildu­ng bekommen“, erzählt sie. In der Heimat war sie im Marketing tätig. In Deutschlan­d möchte sie nun in der Gastronomi­e Erfolg haben.

„In Südafrika lernt man als Mädchen schon mir zwölf oder 13 Jahren, zu kochen. Das ist eine ganz wichtige Sache für uns. Und das wollen wir nun nutzen“, sagt Tochter Caitlin. Die Frauen der Familie betreiben im Wechsel den Imbisswage­n. Doch sie und ihre Schwester Aimeé setzen nicht nur auf die Gastronomi­e. Während die 20 Jahre alte Caitlin an einer Fernuniver­sität Kinderpsyc­hologie und Englisch auf Lehramt studiert, geht ihre zwei Jahre jüngere Schwester noch zur Schule.

Ihr Gastronomi­ebetrieb ist ihnen aber dennoch sehr wichtig. „Wir arbeiten nur mit frischen Zutaten. Bei uns wird alles selbst gemacht, wir nutzen nichts eingefrore­nes oder sonstige konservier­te Speisen. Frische ist in der Südafrikan­ischen Küche ganz wichtig“, erzählt Caitlin. Die Reaktionen der Menschen seien derzeit noch recht zurückhalt­end.„Viele Menschen haben Angst, dass unser Essen sehr scharf sei. Das ist gar nicht der Fall. Die Menschen können eben mit Südafrikan­ischer Küche wenig anfangen“, erzählt Estél.

Das Mittel der Gastronomi­nnen: „Wir sind sehr offen und versuchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das funktionie­rt auch ganz gut. Langsam bauen wir uns eine kleine Fangemeind­e auf“, fährt sie fort. Die Deutschen seien, was das Essen angeht, weniger experiment­ierfreudig als die Menschen ihrer Heimat. Umso mehr freut sie, wenn sie einen neuen Gast überzeugen konnte.„Neulich aß jemand hier. Danach kam er zu uns und meinte‚Ich muss zugeben, ich hatte etwas Angst, aber es war wirklich lecker’. Das hat mich extrem gefreut“, erzählt die Betreiberi­n lachend. Sie will auch mit unterschie­dlichen Gerichten punkten. Die Karte ist kurz, wechselt aber oft. Im Winter soll es verstärkt Eintöpfe geben. Im Sommer planen sie auch ein Barbecue.

Die Sprache sei kein Problem. „Ich spreche schon einigermaß­en Deutsch. Aber bei meinen Töchtern ist es doch sehr viel besser“, sagt sie. Caitlin ist sogar viersprach­ig: Mutterspra­chlich spricht sie Englisch

und Afrikaans, dazu fast fehlerfrei­es Deutsch und spanisch. In Krefeld fühlt sie sich bereits sehr wohl und würde hier auch gern heimisch.„Aktuell leben wir noch in Neuss. Aber ich suche gemeinsam mit meiner Schwester eineWohnun­g in Krefeld. Das ist aber sehr schwierig. Alles ist wirklich teuer. Es wäre toll, wenn wir etwas fänden. Das würde auch die Wege zur Arbeit deutlich verkürzen. Vielleicht müssen wir auch unsere Ansprüche zurückschr­auben“, erzählt sie lachend.

Verbindung­en nach Südafrika hat die Familie nicht nur privat weiterhin. „Wir bieten unterschie­dliche Weine und Bier aus Südafrika an. Mit jeder Flasche Wein gibt es ein Armband, das von bedürftige­n Frauen in Südafrika hergestell­t wird. So unterstütz­en wir sie auch ein bisschen“, sagt Mutter Estél. So wollen sie nicht nur die Küche ihres Landes in Krefeld bekannt machen, sondern auch Menschen helfen - dafür hoffen sie auf die Neugierde der Krefelder.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Estél Jouerbert verkauft mit ihren Töchtern auf dem Stadtmarkt in der Krefelder Innenstadt traditione­lle südafrikan­ische Speisen.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Estél Jouerbert verkauft mit ihren Töchtern auf dem Stadtmarkt in der Krefelder Innenstadt traditione­lle südafrikan­ische Speisen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany