Rheinische Post Krefeld Kempen
Wassersport seit 40 Jahren
Ende August blickt der Segel-Surf-Club Kempen auf sein 40-jähriges Bestehen zurück. Angefangen hat alles am Königshütte-See zwischen Kempen und St. Hubert mit einer Surfschule.
ST. HUBERT Blesshühner tummeln sich in Ufernähe auf dem Wasser. Dazwischen schießen immer wieder Schwalben auf der Suche nach Insekten über die Wasseroberfläche. Es ist ruhig, wobei die Stille ab und zu von dem Knattern der Segel unterbrochen wird, wenn ein Segelboot um die farbigen Bojen auf dem See fährt und der Wind in die Bespannung greift. Am Strand liegt ein Surfbrett, das auf seinen Einsatz wartet. Am Fahnenmast hissen gerade zwei Taucher die blau-weiße Fahne. Das ist das Zeichen für alle, dass Taucher im See unterwegs sind. Abend-Idylle auf dem Gelände des Segel-Surf-Clubs Kempen (SSCK) am Königshütte-See. Seit nunmehr 40 Jahren ist der Verein an dem See, der aus einer Auskiesung der Firma Klösters entstanden ist, beheimatet.
„Wir waren schon auf dem See aktiv, bevor der Verein gegründet wurde“, erinnert sich Robert Meijsen vom Vorstand des SSCK. Der Wassersport fing an, als die Bagger am See noch im Einsatz waren. Jürgen Scherberich war Mitte der 1970er-Jahre der erste Pächter. Er betrieb im oberen Bereich des Sees, der heute unter Naturschutz steht, eine Surfschule. „Ein Berliner Doppeldeckerbus stand dort, der als Materiallager und Clubhaus diente“, erzählt Meijsen. In der Mitte des damals noch kleinen Baggerloches verlief dabei ein auf Tonnen liegendes Stromkabel für das Baggerschiff. Wenn man in der Nähe gesurft sei, sei das Knistern des Kabels immer zu hören gewesen, plaudert Meijsen aus den Nähkästchen. Zudem habe es einen hohen Aushubhügel gegeben, um den jeder Surfer mindestens einmal gelaufen sei, weil auf dem See plötzlich Flaute herrschte und nichts mehr ging.
Der See wurde größer und Segler fragten nach, ob sie nicht ebenfalls aufs Wasser durften. Damit zog die zweite Wassersportart auf dem Gelände zwischen Kempen und St. Hubert ein. In Anbetracht der Pacht, die allein auf den Schultern von Jürgen Scherberich lag, entstand seinerzeit die Idee, einen Verein zu gründen. Das war die Geburtsstunde vom SSCK. „Es fand eine Sitzung statt, bei der elf Gründungsmitglieder anwesend waren. Die Anwesenheitsliste gibt es noch. Wobei es damals allerdings nur Kempener sein durften, die den neuen Verein gründeten. Meine Frau und ich waren zwar dabei, durften uns aber nicht Gründungsmitglieder nennen“, erzählt der gebürtige Niederländer Meijsen, der mittlerweile seit 30 Jahren dem Vorstand angehört.
Dass Segeln im Namen des Vereins vorne steht, obwohl ja eigentlich alles mit dem Surfen anfing, ist dem Alphabet geschuldet. Das „Se“vom Segeln kommt vor dem „Su“vom Surfen. War der Verein am Anfang noch klein, so dass wirklich jeder jeden kannte, wuchs die Mitgliederzahl schnell. Zumal der Tauchsport und danach das Angeln mit dazu kamen. Heute zählt der SSCK 1400 Mitglieder, die sich auf die vier Sportbereiche Segeln, Surfen, Tauchen und Angeln verteilen. Einige Mitglieder sind nicht
aktiv, genießen nur die Atmosphäre am See.
Das 15-jährige Bestehen wurde noch im Sektor des kleineren Baggerloches gefeiert. Kurz danach folgte der Umzug desVereins in den heutigen großen Seebereich. Der Damm kam und aus dem hinteren Teil entstand der Naturschutzbereich. Regatten unterschiedlicher Art mit internationalen Teilnehmern – der Verein ist dem Deutschen Segelverband angeschlossen –, die Möglichkeit, sämtliche Wasserführerscheine für Segel- und Motorboote abzulegen, das Erlernen von Segeln, Surfen und Tauchen, das Angebot von Wasser- und Landliegeplätzen – im Verein geht es aktiv zu.
Ganz wichtig ist dem SSCK die Jugendarbeit.Wassersport ist mit dem Besitz des Seepferdchens möglich. Um den Wassersport bekannter zu machen, ist der Verein zudem eine Kooperation mit dem Turnverein Anrath eingegangen. Deren Mitglieder können denWassersport kennen lernen und umgekehrt die Wassersportler die Angebote des Turnvereins nutzen. Letzteres kann gerade in den Wintermonaten, wenn es im Wassersport ruhiger zugeht, eine schöne Alternative sein. „Wir streben eine weitere Kooperation mit dem Alpenverein ein. Klettern und Wassersport treffen dann zusammen“, sagt Vorstandsmitglied Bernd Häckel.
Das 40-jährige Bestehen wollen die SSCK-Mitglieder intern mit einer kleinen Feier am 31. August begehen. Derzeit formiert sich der Vorstand neu. Einen „Tag der offenen Tür“soll es erst 2020 wieder geben.