Rheinische Post Krefeld Kempen
Blumen vom Feld sind gut für die Seele
Eine Auszeit der besonderen Art kann man auf dem Dörkes-Hof in Kempen nehmen. Hier lockt nicht nur ein Feld mit Blumen zum selber Schneiden, sondern es wird viel für die Entspannung geboten.
KEMPEN Auf dem Feld direkt gegenüber dem Hof Dörkes leuchtet es blau, rot, gelb, orange, rosa und weiß. Es ist eine wahre Farbenpracht, wobei es unterschiedliche Blumen sind, die in voller Blüte stehen. Die Palette reicht von Mohn über Kornblumen bis hin zu Cosmen und der Jungfer im Grünen. Dazu summt und brummt es. Hummeln, Wildbienen sowie weitere Insekten tummeln sich in den Blüten, indes aus den hohen Gräsern das Zirpen von Grillen zu hören ist. Dahinter ragen die Ähren eines Kornfeldes in die Höhe, über dem Schwalben hin und her fliegen.
„Es ist jeden Tag aufs Neue fantastisch.Wenn ich aus unserem Schlafzimmerfenster schaue, fällt mein Blick am Morgen als erstes und am Abend als letztes auf die Blumen. Dies erfreut mich immer wieder und versetzt mich einfach in eine gute, entspannte Stimmung“, sagt Ute Bachmann. Und genau diese positive Stimmung gekoppelt mit dem Erfahren von Natur möchte sie mit ihrem Blumenfeld den Menschen näher bringen. Auf dem Hof Dörkes gibt es nicht nur einfach einen Acker mit Feldblumen zum selber Schneiden, sondern es ist viel mehr. „Hier können Menschen einfach einmal innehalten und sich eine kleine Auszeit vom Alltag gönnen. Es ist etwas für die Seele“, sagt die Kempenerin.
Dafür steht nicht nur eine Holzbank am Blumenfeld, sondern es gibt Bistrostühle und -tische, die zwischen zwei Reihen von frisch angepflanzten Buchen vor einem Bauwagen stehen. Der Bauwagen selbst ist liebevoll mit alten Möbel samt einem Etagenbett eingerichtet. Wer hineinschaut, der hat eigentlich nur den einen Wunsch, einmal eine Nacht inmitten des Blumenfeldes zu verbringen. „Man kommt hier auch mit den Menschen ins Gespräch. Das Blumenfeld ist ein Teil unserer Landwirtschaft und über die Blumen kann man den Besuchern die Landwirtschaft als solche und deren Wertigkeit näherbringen“, sagt Ute Bachmann, die das Feldblumenfeld im fünften Jahr betreibt.
Die Idee kam ihr, als sie einen Bericht über ein Blumenfeld in Köln las. „Ich wollte auf dem Hof gerne etwas Eigenständiges machen und nicht nur Mutter und Hilfskraft in allen Bereichen sein“, erzählt sie. Die Feldblumen und damit die Nähe zur Natur sprachen sie an. Los ging es mit einer Fläche von knapp 1000 Quadratmetern, wobei zunächst ein entsprechender Saatgutlieferant für schnittfähige Feldblumen gefunden werden musste. In Bayern wurde die gebürtig aus Süddeutschland kommende Wahl-Kempenerin fündig. Mit der Sämaschine kam es Mitte April vor fünf Jahren zur ersten Einsaat. Ein Plakat mit dem Hinweis „Blumen selber schneiden“wurde aufgestellt und die ersten Kunden kamen.
Ute Bachmann aber wollte mehr und eine wirkliche Wohlfühl-Oase schaffen. Ein kleines Häuschen kam ins Feld, in dem Blumensträuße per Holzbrett abgemessen werden und Kinder kleine Gießkannen finden, mit denen sie Blumen gießen können. Dazu sind Bindedraht und Gartenscheren vorhanden. Teebaum-Öl steht für eventuelle Insektenstiche bereit und auf einer Metalldose heißt es „Haben Sie sich geschnitten?“. Wer sie öffnet, findet dort Pflaster zum Verbinden einer möglichen Schnittstelle auf der Haut. Eine andere Blechdose trägt
die Aufschrift „Ich brauch jetzt dringend was Süßes“. In der Dose sind Kleinigkeiten zum Naschen. „Das Häuschen, mit allem was drin ist, muss selbsterklärend sein“, sagt Ute Bachmann. Selbst eine Küchenrolle fehlt nicht. Die Papiertücher kann jeder an der benachbarten Pumpe nass machen und seinen Blumenstrauß für den Transport darin einwickeln. Wobei an der Pumpe auch an Hunde gedacht wird. Ein Napf für Vierbeiner steht bereit.
„Blumen sind das Lächeln der Erde“verkündet eine Aufschrift im Holzhäuschen und drückt aus, was Ute Bachmann empfindet. Dass dies vielen Menschen auch so geht, zeigt das ausliegende Heft, in das sich jeder Besucher eintragen kann. „Es haben mir so viele Menschen Zettel hingelegt, mit denen sie ihre Freude widerspiegelten, da ist mir die Idee gekommen, ein Heft auszulegen, in das man sich eintragen kann“, sagt Ute Bachmann. Das dritte Heft liegt inzwischen aus. Es wird genauso wie die beiden Vorgänger aufgehoben – als eine Erinnerung an den Blumensommer 2019. Heute baut Ute Bachmann auf einem Viertel Hektar, das heißt auf einer Fläche von 2500 Quadratmeter, ihre Feldblumen an.
Vier Blumen-Mischungen wurden in diesem Jahr ausgesät, wobei in einer Mischung 35 verschiedene Sorten enthalten sind. Ab dem kommenden soll es sogar Bio-Feldblumen geben. Ute Bachmann arbeitete ökologisch nachhaltig und erhält dafür eine Zertifizierung.
Redaktion Kempen