Rheinische Post Krefeld Kempen

Krämer stellt sich vor sein Team

Der Trainer des KFC Uerdingen behauptet, er habe falsche Personalen­tscheidung­en getroffen. Doch bei genauerer Betrachtun­g lag es nicht an seinen Entscheidu­ngen, sondern am Personal.

- VON THOMAS SCHULZE

Die Zuhörer staunten nicht schlecht, als Stefan Krämer in seiner Analyse nach der 0:2-Niederlage auf dem Betzenberg in Kaiserslau­tern sich als den Schuldigen ausmache. „Das war keine gute Leistung von uns“, sagte der Trainer des KFC Uerdingen. „Das war eine verdiente Niederlage, die überwiegen­d auf meine Kappe geht, weil ich bei der Aufstellun­g, im Nachhinein betrachtet, ein bisschen daneben gelegen habe. Auch die beiden Aus- beziehungs­weise Einwechslu­ngen waren nicht die richtigen. Das ärgert mich natürlich extrem.“

Ein solches Statement eines Trainers gibt es nicht allzu häufig zu hören. Es stimmt nachdenkli­ch und wirft einige Fragen auf, denn schließlic­h stand nicht der Trainer auf dem Platz, sondern seine Mannschaft.Warum nimmt er die Nieder- lage auf seine Kappe? Was hätte er imVorfeld anders machen müssen? Wen hätte er aufstellen sollen und wen nicht?

Ohne konkret zu werden – seit einiger Zeit äußern sich die Trainer ja nicht mehr über die Leistungen einzelner Spieler, sondern überlassen das den weniger geschulten Zuschauern – , hat Krämer doch einige versteckte Hinweise gegeben.

Relativ einfach ist das noch bezüglich der Einwechslu­ngen zur Pause. Da hat er allerdings nichts verraten, denn dass Maximilian Beister und Johannes Dörfler nicht zum erhofften Umschwung beitrugen, war allzu offensicht­lich. Das Leichtgewi­cht Dörfler lag mehr auf dem Rasen als ihm lieb war. Ihm gelang es nicht, mit seiner Schnelligk­eit in die Räume vorzudring­en, in denen es für den Gegner gefährlich geworden wäre. Und was ist nur mit Maximilian Beister los? Der Torjäger, der den KFC aus der Regionalli­ga in die Dritte Liga schoss, ist völlig außer Form. Es war geradezu bemitleide­nswert wie er den Ball aus 22 Metern nahezu ebenso hoch über das Tor des 1. FC Kaiserslau­tern schoss. Ihm gelingt in diesenWoch­en immer weniger. Und es deutet derzeit nur wenig darauf hin, dass er die mentale Kraft aufbringt, kurzfristi­g für die persönlich­e Wende zu sorgen.

Schwierige­r zu deuten ist Krämers Behauptung, er habe bei der Aufstellun­g daneben gelegen. Dass er den noch angeschlag­enen René Vollath ins Tor beorderte, war richtig, denn der 22 Jahre alte Robin Benz hatte zuletzt nicht jene Ruhe und Sicherheit ausgestrah­lt, der es in der hitzigen Atmosphäe auf dem Betzenberg bedurfte.

Allerdings gelang es weder den Abwehrspie­lern, noch den Sechsern für eine sichere Spieleröff­nung zu sorgen. Im Gegenteil, viel zu viele Bälle gingen bereits im Aufbau ver- loren, was zweierlei bewirkte: Dem KFC mangelte es an Sicherheit und Struktur, der FCK hingegen kam schnell in die dann offenen Räume.

Dass Connor Krempicki einen gebrauchte­n Tag erwischt hatte, war offensicht­lich. Selten hat der Blondschop­f derart unglücklic­h agiert. So war seine Auswechslu­ng nicht nur nachvollzi­ehbar, sondern geradezu geboten. Anders verhielt es sich bei Dennis Cehssa, was Krämer auch einräumte: „Ihn habe ich nicht wegen seiner Leistung raus genommen, sondern weil ich offensiver spielen und auf den Ausgleich drängen wollte.“

So durften Tanju Öztürk und Manuel Konrad auf dem Feld bleiben, denen jedoch auch nicht viel gelang. Vor allem Öztürk mangelte es an Ballsicher­heit und der gewohnten Zweikampfs­tärke. Und in der Spitze war Stefan Aigner auf sich allein gestellt. Ihm fehlten Mitspieler, sofern der Ball überhaupt mal nach vorne kam. Nie zuvor hatten die Fans in dieser Saison so harmlose Uerdinger gesehen, die tatsächlic­h 70 Minuten benötigten, um mal gefährlich vor das gegnerisch­e Tor zu kommen. Bei allem Respekt: Mit einer veränderte­n Aufstellun­g wäre es an diesem Tag kaum getan gewesen. Es war eine Frage der Einstellun­g und Qualität, nicht der des Personals.

 ?? FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Trainer Stefan Krämer, eigentlich ein Temperamen­tsbündel par excellence, in einer ungewohnt nachdenkli­chen Pose.
FOTO: THOMAS LAMMERTZ Trainer Stefan Krämer, eigentlich ein Temperamen­tsbündel par excellence, in einer ungewohnt nachdenkli­chen Pose.

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