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US-Bibelmuseum entfernt gefälschte Schriftrollen
WASHINGTON (ap) Die Zweifel gab es schon lange. Bereits als das Bibelmuseum in Washington im Beisein des frommen US-Vizepräsidenten Mike Pence vor einem Jahr öffnete, fragten Experten, ob die wichtigste Sammlung in dem 500-Millionen-Dollar-Bau überhaupt echt sei – eine Reihe angeblicher Schriftrollen vom Toten Meer. Nun muss das Museum eine schmerzliche Wahrheit bekennen: Mindestens fünf der 16 Fragmente sind gefälscht, wie eine Überprüfung der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) ergab.
Die als Quram-Rollen bekannten Stücke sind eine Sammlung antiker jüdischer Texte, die Mitte der 1940er Jahre in Höhlen in Qumran an der Westküste des Toten Meeres entdeckt wurden. Der größte Teil der mehr als 900 hebräischen Dokumente und 50.000 Fragmente stammt vermutlich aus der Zeit Jesu und wird von der israelischen Altertumsbehörde streng kontrol- liert. Doch um 2002 tauchten plötzlich neue Dokumente auf und kamen in den Handel.
Forscher zeigten sich skeptisch und warnten, die Fragmente seien wie gemacht für evangelikale Christen in den USA, die solche Rollen äußerst schätzten. Angesichts von Zweifeln beauftragte das Museum den Experten Kipp Davis, die Fragmente genauer zu untersuchen. Davis schrieb 2017, Qualität und Technik der Schrift sowie Zustand und Zusammensetzung des Materials, auf dem sie geschrieben ist, machten es sehr wahrscheinlich, dass mindestens sieben Fragmente Fälschungen seien. Das Museum schickte deshalb fünf Fragmente an das BAM, das sie unter anderem mit 3D-Mikrospopie, Röntgenspektroskopie und Röntgenfluoreszenz analysierte. Die dabei festgestellten Merkmale widersprächen einem antiken Ursprung der Stücke, erklärte das Museum und kündigte an, die Stücke nicht mehr auszustellen.