Rheinische Post Krefeld Kempen
Effektive Eidgenossen
Yann Sommer hielt stark, Nico Elvedi und Josip Drmic trafen – die drei Schweizer waren stark beteiligt am 3:1 gegen Freiburg. Für Drmic sind seine Tore mehr als nur Nachweise sportlicher Qualität.
Ein bisschen prophetisch war es schon. Vor dem Spiel der Borussen gegen den SC Freiburg gab in der Nordkurve eine Schweiz-Choreografie mit vielen hundert rot-weißen Fähnchen und einem überdimensionalen Trikot. Der Fanclub Schweiz feierte damit sich selbst zum 25. Geburtstag. Dass es am Ende dann drei die Schweizer Spieler waren, die entscheidend zum neunten Heimsieg der Saison beitrugen, machte die Geschichte aus eidgenössischer Sicht rund.
Yann Sommer verhinderte mit drei großartigen Paraden mögliches Ungemach gegen die ansonsten
Nico Elvedi harmlosen Freiburger. Gerade sein Hechtsprung vor der Pause, als er den Ball mit den Fingerspitzen um abwehrte, war wichtig, da stand es noch 0:0. „Wenn wir in Führung gehen, läuft das Spiel anders“, spekulierte Freiburgs Trainer Christian Streich. So ebnete Sommer den Weg zum Spielentscheider-Dasein für seine beiden Landsleute. Nico Elvedi, der nach einer Ecke von Jonas Hofmann traf, und Josip Drmic, der Tony Jantschkes präzise Flanke verwertete, sorgten mit ihren Kopfballtoren für den nötigen Input auf der Habenseite.
Elvedi traf damit im ersten und letzten Heimspiel der Saison – zum Start hatte er den 1:0-Derbysieg gegen Köln ermöglicht. „Man hat gesehen, dass wir Abwehrspieler sehr torgefährlich sind, wir haben schon viele Tore geschossen“, sagte Elvedi. Er hatte sich für diese Saison mehr Torgefahr vorgenommen und setzte das aktiv um, immerhin kommen zu den beiden Toren noch drei Assists, das macht in der Summe sieben Scorerpunkte. Damit ist der junge Schweizer nach Matthias Ginter (fünf Tore, zwei Assists) der offensiv zweitproduktivste Abwehrspieler.
In der teaminternen Rangliste der Schweizer indes hat Drmic sich an die Spitze gesetzt. Drei Tore hat er beisammen, also eins mehr als Elvedi und zwei mehr als Denis Zakaria, den vierten Schweiz-Borussen, der gegen Freiburg aber gesperrt war. Samstag in Hamburg wird er wieder dabei sein – wahrscheinlich gehören dann alle vier Eidgenossen zur Startformation. Drmic hat sich als Ersatz für den verletzten Kapitän Lars Stindl an der Seite Raffaels empfohlen. Schon in München, als Stindl gesperrt war, hat er getroffen, und nun wieder. Dass es ein klassisches Mittelstürmer-Tor war sei angemerkt, schließlich sind solche selten gewesen in den vergangenen Jahren in Mönchengladbach. Bei Lucien Favre und auch André Schubert war das Prinzip „Flanke-Kopfball-Tor“verpönt, bei Dieter Hecking ist der unverschnörkelte Weg zum Tor – lange Bälle aus der Tiefe, Standards und eben Flanken – wieder salonfähig.
Für Drmic, der mit drei Saisontreffern schon jetzt die beste Bilanz in der Bundesliga seit 2015 hat, sind seine Tore mehr als nur sportliche Belege seiner Qualitäten. „Sie sind Belohnung für meine harte Arbeit“, pflegt Drmic zu sagen. Zuletzt hat er sich in der „Sport-Bild“als Kämpfer inszeniert. Er hat sich nach seinem Knorpelschaden zurückgekämpft, nun kämpft er um das Schmankerl, seine WM-Chance. Sommer, Zakaria und Elvedi werden fast sicher dabei sein. Auch Drmic’ Chance dürfte nicht so schlecht sein. Zuletzt hat ihn Nationaltrainer Vladimir Petkovic berufen, „das war für mich eine zusätzliche Motivation“, gesteht der Stürmer.
Dass der Showdown der Saison in Hamburg stattfindet, wo Drmic zwischenzeitlich sein Glück suchte als Leihspieler beim HSV, das Projekt aber wegen der schweren Verletzung daneben ging, kann die Basis für rührige Geschichten sein. Ausgerechnet Drmic, ausgerechnet in Hamburg . . .
Wie es in der neuen Saison für ihn weitergeht, bleibt abzuwarten. 2019 läuft sein Vertrag aus und die Borussen planen eine Umformatierung der Offensivabteilung. Welche Rolle er dabei spielen wird, ist rein spekulativ. Drmic hat sich indes neu positioniert, vielleicht war es ein Neustart in Gladbach. Oder er geht einen anderen Weg. Das könnte auch beim Rest der Schweizer Garde so sein.
„Man hat gesehen,
dass wir Abwehrspieler sehr torgefährlich sind“
Torschütze