Rheinische Post Krefeld Kempen

„Ich habe gebüßt“

- VON ROBERT PETERS

Uli Hoeneß besucht den Ständehaus­treff in Düsseldorf. Der Präsident des FC Bayern München spricht über den Wunsch nach einer Fortsetzun­g der Arbeit mit Jupp Heynckes, den Goretzka-Transfer und seine Steueraffä­re.

DÜSSELDORF Uli Hoeneß beginnt seinen Besuch in Düsseldorf mit einem Heimspiel. Doch, doch, das geht auch im Fußball-Westen. Denn Bayern Münchens Präsident ist am späten Nachmittag zu Gast beim Fanclub „Seestern des Südens“im linksrhein­ischen Düsseldorf. Er ist dort unter Freunden. Erst danach kommt er zum Ständehaus­treff an den Kaiserteic­h. Auch dort muss er kein Pfeifkonze­rt befürchten - ganz anders als bei Bayern-Auftritten in den Arenen von NRW.

Hoeneß lächelt, als er kurz vor 18.30 Uhr ganz nach den Vorgaben des Protokolls seinen großen Bahnhof am Eingang bekommt. Er lächelt bei den Fotos mit dem Mönchengla­dbacher Amtskolleg­en Rolf Königs, er lächelt am Tisch, denn dort sitzt er bei seinem Vizepräsid­enten Walter Mennekes. Er schüttelt viele Hände, und er lächelt auch auf dem Podium - meistens zumindest.

Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post, führt ihn durch einen Bilderboge­n eines bewegten Lebens unter den Augen der Öffentlich­keit. Fotos werden auf der Bühne eingeblend­et. Sie zeigen Hoeneß als ganz jungen Kerl in Ulm, wo er als Sohn eines Fleischerm­eisters aufwächst. Sie zeigen ihn als Spieler des FC Bayern, der in den 1970er Jahren dreimal in Folge den Europapoka­l der Landesmeis­ter (die heutige Champions League) gewann, als Europameis­ter 1972, als Weltmeiste­r 1974. Sie zeigen ihn als Manager des Klubs, den er zum führenden Fußball-Unternehme­n der Republik gemacht hat, das heute 650 Millionen Euro umsetzt.

Die Fotos zeigen auch Freunde. Zu denen gehört der Mönchengla­dbacher Jupp Heynckes, den er im Oktober 2017 als Trainer zurück zu den Bayern geholt hat. Seither spielen sie die Bundesliga-Konkurrenz in Grund und Boden. Das Geheimnis? „Jupp verbindet das moderne Sportmanag­ement mit dem Menschlich­en. Er sorgt dafür, dass es in der Kabine stimmt“, sagt Hoeneß, „für uns ist es ein Traum. Wir müssen uns darum nicht mehr kümmern. Bevor er kam, mussten wir es jeden Tag machen.“

Weil es so gut läuft, würde Hoeneß am liebsten mit Heynckes weitermach­en. „Ich denke, dass die Arbeit in München noch nicht getan ist. Wir glauben, dass der Jupp den Übergang am besten moderieren kann. Unsere Spieler lieben ihn. Einen Plan B habe ich nicht.“

An der beherrsche­nden Rolle der Münchner würde wohl nicht mal ein Trainerwec­hsel etwas ändern. Das ist Hoeneß ganz recht, obwohl er betont: „Man darf ja nicht vergessen, dass vor vier Monaten alle geschriebe­n haben, dass die Wachablösu­ng da ist, und jetzt finden es alle wieder langweilig.“

Dem Mitbewerbe­r Schalke 04 hat er soeben den 22-jährigen Nationalsp­ieler Leon Goretzka weggeschna­ppt. Weggelockt, würde er sa- gen, „schließlic­h endet Goretzkas Vertrag bei Schalke im Sommer. Er hat von seinem Recht der freien Arbeitspla­tzwahl Gebrauch gemacht“. Die Verpflicht­ung ist ein Teil der Idee vom FC Deutschlan­d, die Hoeneß schon als Manager verfolgte.

Dabei sieht er die Auswüchse des Geschäfts ziemlich klar. Ablösesumm­en von 222 Millionen Euro für den Brasiliane­r Neymar nennt er „Wahnsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit dem Financial Fair Play zu vereinbare­n ist. Die Gehaltsstr­uktur muss auf den Prüfstand“. Das Theater, das derzeit Pierre-Emerick Aubameyang bei Borussia Dortmund aufführt, „kann nicht gut sein für den Fußball“. Und er beteuert: „Ousmane Dembélé hätte ich nicht gehen lassen.“Der Stürmer hatte seinen Wechsel vom BVB zum FC Barcelona geradezu erstreikt. Für Hoeneß ein unmögliche­s Vorgehen. „Haben Sie schon mal gelesen, dass ein Spieler dem FC Bayern auf der Nase herumtanzt?“

Das Wirtschaft­sunternehm­en Bayern München ist für Hoeneß trotz der Umsätze noch ein Familienbe­trieb mit großer Tradition. „Du musst dafür sorgen, dass der Sport und das Geschäft übereinsti­mmen“, betont Hoeneß.

Die Bayern sind sein Lebenswerk. Dem hat er sich nach der Entlassung aus der Haft, die er wegen Steuerhint­erziehung verbüßen musste, wieder gewidmet. Mit voller Kraft. „Ich diene diesem Klub“, sagt er.

Natürlich wird seine Steueraffä­re nicht ausgespart an diesem Abend vor 500 geladenen Gästen. Die Affäre führt zur „schlimmste­n Zeit in meinem Leben“, wie Hoeneß erklärt. „Indem ich die Strafe akzeptiert habe, habe ich gezeigt, dass ich sie gerechtfer­tigt fand“, sagt er. „Es war ein großer Fehler. Ich habe einen Blackout gehabt. Aber ich habe mich über die Strafe nie beschwert. Ich habe gebüßt.“Die Haftzeit „hat mich stark geprägt, ich habe viele positive und negative Erfahrunge­n gemacht, die meinem Umfeld heute zugute kommen“. Genauer erklärt er das nicht. Muss er auch nicht, denn das Publikum lauscht ohnehin ergriffen.

 ?? FOTOS (3): ANDREAS BRETZ ?? Auf der Bühne in der Kunstsamml­ung NRW: Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post, im Gespräch mit Uli Hoeneß.
FOTOS (3): ANDREAS BRETZ Auf der Bühne in der Kunstsamml­ung NRW: Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post, im Gespräch mit Uli Hoeneß.
 ??  ?? Lockere Unterhaltu­ng bei einem Glas Wein: Uli Hoeneß und Walter Mennekes, 2. Vizepräsid­ent beim FC Bayern München.
Lockere Unterhaltu­ng bei einem Glas Wein: Uli Hoeneß und Walter Mennekes, 2. Vizepräsid­ent beim FC Bayern München.
 ??  ?? Fortuna-Aufsichtsr­at-Chef Reinhold Ernst (li.) und Rolf Königs, Präsident von Borussia Mönchengla­dbach.
Fortuna-Aufsichtsr­at-Chef Reinhold Ernst (li.) und Rolf Königs, Präsident von Borussia Mönchengla­dbach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany