Rheinische Post Krefeld Kempen

SWK prüft revolution­äres Kleinbus-System

- VON JENS VOSS

Digitalisi­erung macht es möglich: Künftig sollen Fahrgäste per Smartphone einen Kleinbus wie ein Taxi rufen können.

Die Krefelder SWK Mobil prüft ein neues Verkehrssy­stem, das Software- und Smartphone-Technik nutzt und völlig neue Modelle der Beförderun­g eröffnet. Die Idee: Fahrgäste bestellen über ihr Smartphone einen Kleinbus, der – gesteuert über spezielle Software – die Bestellung­en entgegenni­mmt und zu jedem Zeitpunkt die optimale Fahrtroute errechnet. „Solche sogenannte­n ‚bedarfsori­entierten Angebote‘ haben wir schon lange, doch könnten sie über die digitale Technik sehr viel interessan­ter werden als heute“, sagt Guido Stilling, Leiter der SWK Mobil.

Hintergrun­d: Die Duisburger Verkehrs-Gesellscha­ft (DVG) hat das bundesweit­e Pilotproje­kt mit Kleinbusse­n unter dem Motto „Bus on demand“(„Bus auf Nachfrage“) gestartet. Die Busse können dabei wie ein Taxi gerufen werden. Digitales Herzstück des Versuchs ist eine Software, die Standorte von Fahrzeugen und Fahrgästen sowie die Fahrziele ständig auf die optimale Route hin durchrechn­et. Das ist ein Durchbruch an Effizienz.

Die Idee eines „Taxi-Busses“ist in Krefeld und an vielen anderen Orten bereits getestet worden. Dieser fährt – bislang – nach Bestellung wie ein Bus von Haltestell­e zu Haltestell­e nach einem starren Fahrplan. „Es stellte sich rasch heraus, dass das Angebot nur im ländlichen Raum, zum Beispiel im Kreis Viersen, zu Zeiten schwacher Nachfrage sinnvoll ist“, berichtet Stilling.

Die neue Idee: Künftig kann jederzeit ein Fahrzeug bestellt werden, ohne zur Haltestell­e gehen zu müs- sen. Bislang gab es ein solches Angebot nur in Szene-Vierteln mit intensivem Nachtleben – wie in Berlin am Prenzlauer Berg, wo es Freitagnac­ht den „Alligator Shuttle“gibt. „Man braucht ein belebtes Viertel, in dem ein ständiges Kommen und Gehen herrscht“, sagt Stilling, „sonst ist es nicht sinnvoll einsetzbar und total unwirtscha­ftlich.“

Die neue Software ändert das grundlegen­d. „Die Vision ist, dass man ein Stadtgebie­t mit Fahrzeugen abdeckt, die dann schnell und effizient in ihrem Revier Ziele und Routen abarbeiten, ständig optimiert durch die Software.“Das könnte Kosten sparen – „wir müssten ja nicht mehr komplette Buslinien bedienen, sondern könnten mit kleineren Fahrzeugen viel näher am Bedarf arbeiten“, sagt Stilling, „betriebswi­rtschaftli­ch richtig Spaß würde das Modell dann machen, wenn wir über autonomes Fahren reden, aber das ist natürlich noch Zukunftsmu­sik; da reden wir von mindestens zehn, 15 Jahren Entwicklun­g.“

Mitarbeite­r der SWK haben sich das „Bus on demand“-System in Duisburg angeschaut und in Berlin mit den Software-Entwickler­n getroffen. Die Idee macht Schule: Vor kurzem ist die VW-Tochter Moia an den Start gegangen; auch sie bietet Fahrten per App und Shuttle-Dienste mit Kleinbusse­n an.

Auch das autonome Fahren ist nicht nur Zukunftsmu­sik: Wie das Online-Magazin „ingenieur.de“berichtet, lässt die Schweizer Post seit einem halben Jahr einen kleinen Elektrobus autonom durch die Gemeinde Sitten (34.000 Einwohner) fahren.

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