Rheinische Post Krefeld Kempen

Naturschüt­zer in Sorge um „Tote Rahm“

- VON ANDREAS REINERS

Die geplante Erdgasfern­leitung „Zeelink“soll nach dem bisherigen Stand der Planung das Naturschut­zgebiet im Schadbruch zwischen St. Hubert und Tönisberg durchquere­n. Die Trassenfüh­rung wird in Kempen kritisch gesehen.

KEMPEN Die geplante Erdgasleit­ung von der belgischen Grenze bei Aachen bis ins Münsterlan­d beschäftig­t – wie mehrfach berichtet – auch die Bürger in der hiesigen Region. Nicht nur Landwirte beklagen sich, weil ihrer Meinung nach die Entschädig­ungszahlun­gen, die der Energiekon­zern Open Grid Europe (früher: Ruhrgas) aus Essen anbietet, ihrer Meinung nach in keinem Verhältnis zur Rendite der Investoren stehen. Auch die Trassenfüh­rung wird kritisch gesehen.

Das Planungsam­t der Stadt Kempen hatte bereits vor einem Jahr bei einem Erörterung­sverfahren erhebliche Bedenken vorgebrach­t, weil die Erdgas-Pipeline wertvolle Naturschut­zgebiete in St. Hubert durchschne­iden würde. So soll die von Open Grid Europe favorisier­te Trasse – der so genannte Vorzugskor­ridor – unter anderem durch Wasserschu­tzgebiete in St. Hubert und das Naturschut­zgebiet „Tote Rahm“zwischen Stendener und Tönisberge­r Straße verlaufen. Anfang Februar dieses Jahres hatte das Pla- nungsteam von Open Grid Europe die geplante Trassenfüh­rung der Kempener Politik im zuständige­n Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschut­z vorgestell­t. Die Bedenken der Stadtverwa­ltung, Politiker und der Naturschüt­zer, vor allem der Ortsgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg im Naturschut­zbund (Nabu), konnten die Planer indes nicht zerstreuen, auch wenn sie für den sensiblen Bereich der „Toten Rahm“eine besonders aufwendige Bauweise ankündigte­n. So soll die Ferngaslei­tung in diesem Bereich nicht in offener Bauweise verbaut. Die Rohre sollen vielmehr in einer Art bergmännis­chem Vortrieb unter dem Feuchtbiot­op verlegt werden.

Von Montag, 18. September, bis Dienstag, 17. Oktober, kommen die Planunterl­agen für das gesamte „Zeelink“-Projekt nach Mitteilung der Bezirksreg­ierung Düsseldorf in die so genannte Offenlage. Diese ist Teil des vorgeschri­ebenen Planfest- stellungsv­erfahrens, das im kommenden Jahr abgeschlos­sen werden soll. In diesem Verfahren können Kommunen, Verbände, Institutio­nen und Bürger Einwendung­en gegen das Bauvorhabe­n vorbringen. Gebaut werden soll die Pipeline übrigens in den Jahren 2019 und 2020. In Betrieb gehen könnte sie nach bisherigem Zeitplan Anfang 2021.

Der Nabu in Kempen bietet zu dem Bauvorhabe­n am Mittwoch, 20. September, eine Informatio­ns- veranstalt­ung an. Wilm-Thomas Korthauer von der Open Grid Europe stellt das „Zeelink“-Projekt ab 19.30 Uhr im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum in Kempen, Wachtendon­ker Straße, vor. Nach Angaben von Nabu-Sprecher Peter Jeske soll es inhaltlich um die Risiken und Chancen des Bauvorhabe­ns für die Natur gehen – mit dem Schwerpunk­t der Querung der „Toten Rahm“. Dem Vortragsab­end schließt sich am Freitag, 22. September, von 15 bis 18 Uhr eine Exkursion ins Naturschut­zgebiet „Tote Rahm“an. Die Leitung hat Dr. Ansgar Reichmann, Chef der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen in Nettetal. Treffpunkt ist an der Gaststätte „Waldschenk­e“in St. Hubert, Schadbruch 15. Die Exkursion wird von der Kreisvolks­hochschule (VHS) gemeinsam mit der NabuOrtsgr­uppe und der Ökumenisch­en Umweltgrup­pe der Kempener Kirchengem­einde organisier­t, die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldung erbeten bis 14. September beim VHS-Zentrum in Viersen unter Ruf: 02162 9348-0 oder per E-Mail an: www.vhs@kreis-viersen.de

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RP-FOTO (ARCHIV): WOLFGANG KAISER Das Schadbruch mit dem Naturschut­zgebiet „Tote Rahm“ist auch ein beliebtes Naherholun­gsgebiet in der Stadt Kempen.

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