Rheinische Post Krefeld Kempen
Ein klassischer Münster-„Tatort“
Was war gut? „Fangschuss“war ein klassischer Sonntagabend-Krimi. Ohne private Probleme der Ermittler, die über Haarausfall und Jagdprüfungen hinausgehen – denn das Auftauchen von Thiels angeblicher Tochter scheint ihn ja selbst kaum berührt zu haben. Umso mehr Raum war für die typischen Münsteraner Sprüche: Alkoholiker heißen hier „strenggläubige Bacchus-Jünger“und den Vaterschaftstest, den Thiel verheimlichen wollte, bejubelt Boerne als „japanisches Kirschblütenfest“. Ein bisschen doppeldeutig wird es natürlich auch, Stichwort „Stummelschwanzmakaken“und „Deutscher Stecher“(ein bestimmter Typ Gewehr-Abzug). Auch, dass statt des trauernden Vaters des armen totgefahrenen Mädchens am Ende die fiese Freya Freytag als Auftraggeberin der Morde entlarvt wird, fühlt sich richtig an.
Was war schlecht? Die Regieanweisungen für Janina Fautz, die ihr Bestes gibt, um Thiels vermeintliche Tochter Leila zu geben – mal frech, mal verloren, mal die Coolness und Härte vortäuschend, um Mörder um sechsstellige Summen zu erpressen. Bitter, dass „Frau Schlumpf“gezwungen wird, jeden ihrer Gedanken einem Blinden mit Krückstock zu erklären – in zahllosen Selbstgesprächen von „Fuck! Es geht um Millionen!“über „Hä? Was für’n USBStick?“mitten im Telefonat mit dem Bösewicht bis hin zur Selbstkritik „Du hast doch zu viele Filme gesehen!“und Selbstkasteiung durch Ohrfeigen. T. Jochheim