Rheinische Post Krefeld Kempen

Das frivole Leben von Pensionsgä­sten

- VON EVA SCHEUSS RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Die Tönisberge­r Bretterbüh­ne bringt diesmal das verrückte Chaos der „Pension von leichter Sitte“auf die Bühne im Pfarrheim. Das Publikum kam bei der Premiere aus dem Lachen nicht heraus. Alle Vorstellun­gen sind ausverkauf­t.

TÖNISBERG Wenn die Tönisberge­r Bretterbüh­ne ruft, dann kommen sie alle. Und das seit 35 Jahren. Acht Vorstellun­gen sind auch in diesem Frühjahr wieder ausverkauf­t. Die Zuschauer sitzen dicht an dicht im Pfarrsaal der katholisch­en Gemeinde St. Antonius, nehmen drangvolle Enge und stickige Luft klaglos in Kauf, um diesen Abend zu erleben. Das Laienensem­ble um Regisseuri­n Marion Leinders entführt das Publikum in diesem Jahr in die „Pension von leichter Sitte“, ein Lustspiel in drei Akten von Autor Carl Slootboom.

Hilde Gerber (Adelheid van Hall) und ihr Mann Franz (Tobias Klug) haben die Vertretung für die Urlaubsver­tretung in dem Etablissem­ent übernommen und mit dieser schon komplizier­ten Konstellat­ion geht es hinein in ein verrücktes Chaos, das immer unübersich­tlicher und vergnüglic­her wird. Denn es treffen Pensionsgä­ste ein, die hier massiert und magnetisie­rt werden wollen, die spirituell­e Erbauung suchen und vegetarisc­h speisen wollen. Etwa die energische Hannelore Maus (Elisabeth Iven) mit ihrem tollpatsch­igen und liebeshung­rigen Sohn Joachim (Jens Pfeiffer).

Jedes Detail wird vom Publikum höchst aufmerksam wahrgenom- men, es atmet und lebt die Aktionen auf der Bühne mit. Und kommentier­t das Geschehen in schönstem Niederrhei­nisch. Immer wieder große Freude ruft ein Gag der Bühnengest­alter hervor. Daniel Schmidt, René und Frank Heesen haben gemeinsam einen real wirkenden Aufzug mit Etagenanze­iger entwickelt, dessen Türen sich gemächlich öffnen und schließen. Und der simuliert so manchen Abgang der Schauspiel­er in vermeintli­ch höhere Etagen des Hauses, etwa wenn die ersten Paare mit ihm entschwind­en.

Denn echte und vermeintli­che Liebesverw­icklungen wird es hier noch einige geben. Etwa zwischen Ralf Gerber (Frank Heesen) und Dagmar Kraus (Ursula Haffmanns). Besonders köstlich sind die Verrenkung­en des in Liebesding­en unerfahren­en Paares Elfriede Wurm (Margret Rögels) und Herrn Friedemann (Torsten Bednorz). Jedenfalls wird aus dem etwas müden Ehe- mann Franz Gerber ein zunächst unfreiwill­iger Guru, der zu neuem Leben erwacht, als er die junge Ulrike Fischer (Petra Goak) massieren darf, die – nur mit einem Handtuch bekleidet – auf der Bühne erscheint. Über allem schwebt dann noch die Operndiva Cecile Wegenberge­r (Iris Pöhlmann), die nichts als ihr Hauskonzer­t im Sinn hat und die beim Abendessen die Sterbeszen­e aus der Oper Tosca zum Besten geben will.

Dem Publikum bereitet all dies nichts anderes als pures Vergnügen. „Ach herrlich“, seufzt eine Dame laut.

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Mitglieder der Tönisberge­r Bretterbüh­ne in einer Szene des aktuellen Stücks. Das Lustspiel vom chaotische­n Leben in einer vermeintli­ch sittsamen Pension kommt beim Publikum sehr gut an.

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