Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU: Keine Eile bei Sperrklaus­el

- VON DETLEV HÜWEL

SPD dringt auf eine neue Drei-Prozent-Hürde bei Kommunalwa­hlen.

DÜSSELDORF Norbert Römer hat es sehr eilig. Der SPD-Fraktionsc­hef möchte, dass der Landtag noch in diesem Jahr darauf hinwirkt, dass bei Kommunalwa­hlen in NRW wieder eine Hürde von drei Prozent gilt. Dazu soll die Landesverf­assung geändert werden. Allerdings ist dafür eine Zweidritte­l-Mehrheit im Landtag nötig. Römer braucht die CDU.

Hintergrun­d seines Vorstoßes ist die nach der Kommunalwa­hl vom 25. Mai vielfach zu beobachten­de Zersplitte­rung in den Stadräten. In Duisburg und Bochum gibt 13 Parteien und Grüppchen, in Essen, Leverkusen, Solingen, Dortmund und Mönchengla­dbach sind es elf. Diese Vielzahl führt oft zu quälend langen Ratssitzun­gen, wie zuletzt in Duisburg, wo bis fünf Uhr morgens getagt wurde.

„Wir lassen uns die Demokratie vor Ort nicht von Splitterpa­rteien und Einzelinte­ressen kaputtmach­en“, empört sich Römer. In einem Brief an seinen CDU-Kollegen Ar- min Laschet bittet er um parlamenta­rische Unterstütz­ung zur Wiedereinf­ührung der Sperrklaus­el.

Doch die CDU, die grundsätzl­ich ebenfalls eine kommunale Hürde befürworte­t, sieht keinen Grund zur Eile. Schon zwei Mal habe der Verfassung­sgerichtsh­of (VGH) in Münster eine Sperrklaus­el verwor-

Die Bürger können ab September im Internet

ihre Meinung zur Senkung des Wahlalters

auf 16 Jahre sagen

fen, heißt es. Ein neuer Anlauf müsse rechtlich „wasserdich­t“sein und dürfe deshalb nicht überstürzt werden. Andernfall­s sei das Thema Sperrklaus­el wohl für alle Zeiten vom Tisch. In der Union wird auch darauf verwiesen, dass die nächsten Kommunalwa­hlen in NRW erst im Jahr 2020 stattfinde­n. Deshalb könne erst recht der Grundsatz gelten, dass „Gründlichk­eit vor Schnelligk­eit“gehe.

Während die (in den Kommunen zumeist schwache) FDP „grundsätzl­iche verfassung­srechtlich­e Bedenken“hat, lehnt die Organisati­on „Demokratie jetzt“eine Sperrklaus­el rundweg ab. Längere Ratssitzun­gen und schwierige­re Mehrheitsf­indungen in den Räten seien kein tragfähige­r Grund, sagte Landesgesc­häftsführe­r Alexander Trennheuse­r. Laut VGH sei eine Sperrklaus­el nur dann gerechtfer­tigt, wenn die Funktionsf­ähigkeit der Räte gefährdet wäre. „Es konnte bisher aber nirgendwo festgestel­lt werden, dass ein Rat seine Arbeit nicht mehr erledigen kann“, so Trennheuse­r.

Nach Ansicht der CDU ist die Reformkomm­ission des Landtags der richtige Ort, um im nächsten Jahr über eine Sperrklaus­el zu beraten. In dieser Kommission geht es auch um die Senkung des Wahlalters bei Landtagswa­hlen von 18 auf 16 Jahre und um die Höhe des Quorums für Volksbegeh­ren. Im Internet können die Bürger ab September dazu ihre Meinung sagen. Das letzte Wort hat aber der Landtag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany