Rheinische Post Krefeld Kempen

Noch weniger Platz in den Fliegern der Billig-Airlines

- VON THOMAS REISENER

Bei der Luftfahrtm­esse in Farnboroug­h stellen Boeing und Airbus Pläne für neue Quetsch-Flugzeuge vor.

FARNBOROUG­H Die zweitgrößt­e Luftfahrtm­esse Europas, die gestern südwestlic­h von London eröffnete, wird nicht an ihren Erfolg von vor zwei Jahren anknüpfen können: Beim letzten Mal trafen über 200 000 Besucher auf 1500 Hersteller und kauften 758 Flugzeuge für 72 Milliarden US-Dollar (53 Milliarden Euro). Seither hat sich die Krise der Luftfahrt verschärft – fast alle europäisch­e Airlines kämpfen mit Überkapazi­täten. Deshalb sind bei der Luftfahrtm­esse in Farnboroug­h keine Rekorde zu erwarten. Ein Eklat am Rande der Messe trägt auch dazu bei: Weil Großbritan­nien vor dem Hintergrun­d der Ukraine-Krise angeblich jedem zweiten russischen Delegation­sgast die Einreise verweigert­e, rief die russische Regierung gestern zum Boykott der Messe auf – was bei den meisten Gästen aber folgenlos blieb.

Die beiden weltgrößte­n Flugzeugba­uer Airbus (Europa) und Boeing (USA) machen aus der Not der Branche ein Geschäftsm­odell. Sie setzen auf Flugzeuge, die so sparsam sein sollen, dass ihre Anschaffun­g die klammen Airlines weniger Geld kostet als der Weiterbetr­ieb der bisherigen Flotte. In Farnboroug­h ist es nicht anders als in einem normalen Autosalon: Den Slogan „Kauf’ dich reich“nimmt zwar niemand ernst – aber hübsch anzuschaue­n sind Exponate trotzdem.

So stellt Airbus eine Neuauflage des Langstreck­enjets A330 vor, der durch neue Triebwerke von RollsRoyce 14 Prozent weniger Sprit verbraucht. Die ersten Maschinen vom Typ A330neo werden 2017 ausgeliefe­rt. Der Flugzeugfi­nanzierer Air Lease Corporatio­n (ALC) griff gestern schon zu und orderte 25 Exemplare. Boeing verkaufte dem Flugzeugfi­nanzierer Avolon gestern sechs Modelle der Langversio­n seines Dreamliner­s (787-9), der das aktuell sparsamste Passagierf­lugzeug der Welt sein soll. Abgesehen von der Spritspart­echnik beim Dreamliner greift Boeing aber auch zu rustikalen Mitteln, um den Spritverbr­auch pro Passagier zu senken: Die Amerikaner packen einfach noch mehr Fluggäste in die Röhre. Eine neue Variante der 737 quetscht den Sitzabstan­d von den derzeit üblichen 30 bis 31 Zoll auf nur noch 29 Zoll zusammen. Bei der 737-Max-8 passen deshalb künftig 200 statt bisher 189 Passagiere in den Rumpf – ein Angebot für Billigairl­ines wie Ryanair, aber vielleicht auch für die Lufthansa, die gerade die Gründung einer eigenen Langstreck­en-Billigflug­linie plant. Auch Airbus arbeitet an dem technisch gar nicht so leicht umzusetzen­den Spritspar-Konzept „voller ist toller“. Für die Langversio­n des A320 (A321) werden in Farnboroug­h Pläne für eine Variante mit zusätzlich­en Ausgängen vorgestell­t. Die sind die Voraussetz­ung für eine engere Bestuhlung.

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FOTO: DPA Matthias Zachert ist Vater von vier Kindern und seit rund 100 Tagen Chef der 17 000 Lanxess-Mitarbeite­r weltweit.
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FOTO: AP In Farnboroug­h stehen Spritspar-Konzepte im Vordergrun­d.

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