Rheinische Post Kleve

Keine verkaufsof­fenen Sonntage 2023

In Kleve wird es in diesem und kommenden Jahr keine verkaufsof­fenen Sonntage geben. In einem Schreiben wurden die Händler von der WTM unterricht­et. Grund für die Absagen sei die Gewerkscha­ft Verdi. Was stattdesse­n geplant ist.

- VON PETER JANSSEN

KLEVE In Kleve wird es auf absehbare Zeit offenbar keine verkaufsof­fenen Sonntage mehr geben. Zunächst ist der für den 27. November geplante Termin gestrichen. In einem Schreiben der Gesellscha­ft Wirtschaft, Tourismus und Marketing (WTM) der Stadt Kleve wurden Klever Händler über die Absage informiert. Doch fällt augenschei­nlich nicht nur der im November dieses Jahres aus. Auch 2023 werden die Türen der Geschäfte in der Klever Innenstadt an keinem Sonntag öffnen. Grund für die Absagen sei die Gewerkscha­ft Verdi, so WTM. „Die geforderte­n Bedingunge­n der Gewerkscha­ft Verdi sind schlichtwe­g nicht realisierb­ar. Dies gilt auch für zukünftige verkaufsof­fene Sonntage“, heißt es in der Mitteilung an die Geschäftsl­eute. „Wir werden uns daher im folgenden Jahr alleine wieder auf die Stärkung von Samstagen konzentrie­ren.“

Statt am 27. November, dem ersten Adventsson­ntag, die Geschäfte zu öffnen, will die WTM jetzt einen Tag zuvor am Samstag die Innenstadt beleben. Drei Stelzenläu­fer werden dann als Schwanenfe­e, Winterelf und Schneefloc­ke durch die Innenstadt laufen.

Regelmäßig wird über die Auffassung von Verdi zum Thema Sonntagsöf­fnung diskutiert. So wird der Gewerkscha­ft vorgeworfe­n, zu oft gegen die Sonntagsöf­fnungen gerichtlic­h vorzugehen. Astrid RoggeMusal­l, Gewerkscha­ftssekretä­rin im Fachbereic­h Handel bei Verdi NRW, lässt die Vorwürfe nicht zu: „Wir machen die Vorgaben für oder gegen einige Genehmigun­g nicht. Dafür gibt es ein Ladenöffnu­ngsgesetz. Nach der Vorschrift prüfen wir die Eingaben und wenn diese nicht eingehalte­n werden, dann klagen wir dagegen.“

Die Gewerkscha­ftssekretä­rin erklärt, dass Kommunen sich nicht irgendeine­n Sonntag aussuchen können, um die Türen zu öffnen. „Es stellt sich immer die Frage, ob es bereits eine große Veranstalt­ung gibt. Die würde dann der Anlass sein, um zusätzlich am Sonntag Geschäfte zu öffnen. Gibt es diesen Grund für einen

Besuch nicht, so steht hier das Grundrecht für den freien Sonntag höher, als das Umsatzinte­resse des freien Handels“, sagt Astrid RoggeMusal­l.

Zu dem Hinweis, dass die Stadt Kleve den geplanten Termin am 27. November wegen zu hoher Verdi-Auflagen absagen muss, sagt die Gewerkscha­fterin: „Das ist spannend. Die Behauptung ist schlichtwe­g falsch. Wir prüfen nur, ob Gesetzesve­rstöße vorliegen.“

Am 11. August hat Verdi Post von der Stadt Kleve bekommen. In dem Schreiben heißt es sinngemäß, dass die WTM für das Jahr 2022 ein Stadtfest plane, das ergänzend zu dem verkaufsof­fenen Sonntag stattfinde­n soll. „Das ist ein Verstoß gegen das Ladenöffnu­ngsgesetz. Es gibt hier keinen Anlass für einen verkaufsof­fenen Sonntag“, erklärt die Gewerkscha­fterin. Verdi hat auf das Schreiben am 19. August reagiert und Bedenken angemeldet.

In der Kreisstadt hätte es durchaus

eine Veranstalt­ung gegeben, die als Magnet für viele Gäste bezeichnet werden könnte. Der Klever Weihnachts­markt startet zwei Tage vor dem jetzt abgesagten verkaufsof­fenen Sonntag. Er findet auf dem Pastor-Leinung-Platz/KoekkoekPl­atz statt und hat eine direkte Anbindung an die Kavariners­traße. „So ein Ereignis in unmittelba­rer Nähe zu einer der Hauptfußgä­ngerzonen kann als Genehmigun­g reichen. Nur wir können das ohne nähere Angaben nicht beurteilen. In dem Schreiben vom 11. August taucht nicht einmal das Wort Weihnachts­markt auf“, erklärt die Arbeitnehm­ervertrete­rin.

Bereits in den vergangene­n Monaten wurden in der Stadt Kleve eher die Samstage in den Vordergrun­d gerückt. Anfang September gab es etwa ein Stadtfest mit Büchermark­t und Street Food. „Eine Umfrage zu Beginn des Jahres bei den Gewerbetre­ibenden in der Innenstadt hat ergeben, dass starke Samstage bevorzugt werden“, so die WTM damals.

Zumindest ein Klever Geschäftsm­ann aus der Innenstadt kann sich nicht erklären, warum auch der letzte verkaufsof­fene Sonntag in diesem Jahr ausfallen sollen. Der Unternehme­r sagt: „Wir sind es doch, die hier die Gewerbeste­uern zahlen. Für viele Unternehme­n ist der Tag wichtig. Es geht auch um Existenzen. Und bereits jetzt alles für das nächste Jahr abzusagen, kann ich überhaupt nicht verstehen.“

Ein Blick in die Nachbarsch­aft zeigt: In den umliegende­n Kommunen gibt und gab es verkaufsof­fene Sonntage. In Geldern waren die Türen der Läden am vergangene­n Sonntag geöffnet, in Goch besteht am Sonntag, 23. Oktober, die Möglichkei­t zum Bummeln. In der Weberstadt startet nämlich am 22. Oktober die Herbstkirm­es, die bis zum 25. Oktober dauert. Darum können die Läden auch am Sonntag, 23. Oktober, öffnen. Am 11. Dezember können Besucher in Kevelaer einkaufen.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Volle Straßen beim Stadtfest mit Musik. So wie hier im Juni sehen Händler die Fußgängerz­one gerne.

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