Stadtwerke Kleve erhöhen Abschläge
Die Stadtwerke Kleve erhöhen die Abschläge für ihre Clever-Gas-Kunden um 45 Prozent. Mit dem nächsten Brief des Versorgers bekommen die Verbraucher die neuen Zahlungen mitgeteilt. Beim Strom sieht es anders aus.
KLEVE Die Strom- und Gaspreise steigen rasant, Haushalte müssen mit der Ungewissheit leben, wie viel Geld sie für ihren Energieverbrauch zahlen müssen. Auch, weil ein Ende nicht in Sicht ist. Bei den Kunden der Stadtwerke Kleve liegen die ersten Preissteigerungen in den kommenden Tagen im Briefumschlag im Hausflur. Der Versorger wird die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage weitergeben. „Wir werden 45 Prozent auf die letzte Abschlagszahlung mehr nehmen müssen“, sagt Claudia Dercks, Geschäftsführerin der Stadtwerke Kleve. Das gilt für alle Kunden, die einen Clever-Gas-Vertrag bei dem Versorger abgeschlossen haben. Bei den Beziehern in der Grundversorgung ist es die zweite Erhöhung. Bei ihnen werden jetzt noch einmal 30 Prozent mehr eingezogen. Die Gasumlage ist aktuell die einzige Preissteigerung, die auf die Kunden mit Vertrag zukommt. Mehr kann es für sie nur werden, wenn der Bund neue Abgaben festsetzt. Die Stadtwerke können höhere Kosten für den Energiekauf an Kunden ohne den CleverGas-Vertrag weitergeben. Sie profitieren nicht von der Preissicherung.
Haushalte Zwischen Mitte November und Mitte Dezember werden die Stromzähler in den Haushalten abgelesen. Positiv ist, dass sich bei diesem Energieträger für die Kunden nichts geändert hat. Im Gegenteil: Aufgrund der Senkung der EEGUmlage sind die Preise im Juli um neun Prozent auf 23,40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gesunken. Der aktuelle Preis wird ohne staatliche Belastungen für die Vertragskunden bis Ende 2023 Bestand haben. 4900 Kilowattstunden braucht laut Stadtwerke ein Vier-Personen-Haushalt im Jahr. Das sind 1146 Euro. Wer sich nicht zuvor an den Versorger gebunden hat, zahlt ab Oktober 28,17 Cent pro kWh. Das entspricht 1380 Euro und somit 234 Euro jährlich mehr.
Wie viele Kunden einen Clever-Gas/Strom-Tarif abgeschlossen haben, will Dercks nicht sagen. Nur, dass es die deutliche Mehrheit der Bezieher ist. Sie bleibt gelassen, wenn es um das Thema Preisstabilität geht. Man habe mit jedem Vertragsabschluss rechtzeitig zu guten Konditionen die benötigten Mengen eingekauft. Nicht wenige andere kommunale Versorger gehen von anderen Szenarien aus. Preisanstiege von 60 Prozent und mehr werden bei den Unternehmen gehandelt.
Allein für die Haushalte ohne Bindung an den Klever Versorger kann es richtig teuer werden. Denn für die Kunden konnte auch nicht geplant werden. Für diese Abnehmer müssen jetzt auch die Stadtwerke auf dem explodierenden Markt den Strom besorgen. Dercks geht davon aus, dass der Preis für diese Kunden am 1. Januar weiter steigt. Aber nicht nur in Kleve wird das so kommen, ist sich die Stadtwerke-Chefin sicher.
Gewerbe Für Claudia Dercks muss die Bundesregierung dringend auf dem Feld der gewerbetreibenden Betriebe aktiv werden. „Das ist eine extreme Situation. Gewerbekunden haben auch völlig andere Arten von Verträgen und die trifft es dementsprechend unterschiedlich hart“, betont die Geschäftsführerin. Sie ist der Meinung, dass denen geholfen werden muss, da sonst das Sozialgefüge in eine enorme Schieflage gerät, die noch nicht abzusehen ist. Die Politik müsse hier für die entsprechenden Entlastungen sorgen.
Sparen Laut Dercks kann allein eine Maßnahme helfen, erheblich Energie zu sparen. „Wer etwa mit Gas heizt und die Raumtemperatur im Vergleich zum vergangenen Jahr um zwei Grad Celsius senkt, spart zwölf Prozent“, betont die Fachfrau. Von elektrischen Heizgeräten rät sie ab: „Mit Strom Heizen ist wesentlich teurer.“Dem Schreiben mit den höheren Abschlägen liegt ein zweites bei. Sie ergänzen sich gut. Hier erhält der Kunde Informationen,
an welcher Stelle sich im Haushalt zusätzlich der Verbrauch verringern lässt.
Neue Tarifangebote Für alle Kunden mit Preisbindung kommt das große Erwachen am 1. Januar 2024. Spätestens dann müssen auch sie die Konditionen zahlen, zu denen die Stadtwerke auf dem Energiemarkt einkaufen. Doch fängt der Klever Versorger nicht bei null an. Schon vor der Krise hatte man sich Strom und Gas gesichert. Claudia Dercks sagt: „Wo in einem Jahr die Preise liegen, wird niemand nur halbwegs seriös sagen können.“Ein Anschlussprodukt zu den aktuellen Tarifangeboten der Stadtwerke wird es geben. Zumindest das ist sicher.