Rheinische Post Kleve

Gerstner: „Es war einfach nur grausam“

Fußball-Regionalli­ga: SV Straelen blamiert sich gegen den Abstiegska­ndidaten VfB Homberg bis auf die Knochen und kassiert eine 0:4-Heimnieder­lage. Tobias Peitz sieht in der ersten Halbzeit nach einem Allerwelts­foul die Rote Karte.

- VON HEINZ SPÜTZ

STRAELEN So schnell kann es gehen. Da hatte Fußball-Regionalli­gist SV Straelen eine Woche zuvor mit einem 4:0-Sieg bei der U-23-Auswahl des Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf eine wochenlang­e Negativser­ie beendet und vermeintli­ch bessere Zeiten eingeläute­t. Und dann blamierte sich die Mannschaft am Samstag im heimischen Stadion an der Römerstraß­e bis auf die Knochen. Der Gastgeber verlor gegen den Vorletzten und designiert­en Absteiger VfB Homberg sang- und klanglos mit 0:4 (0:2), lieferte ein Paradebeis­piel für seine Unbeständi­gkeit und muss sich in der Tabelle weiterhin nach unten orientiere­n – in dieser Form ist der Abstiegska­mpf wieder ein Thema.

Trainer Thomas Gerstner suchte gar nicht erst nach Alibis, die mit „hätte, wenn und aber“beginnen, und fand in der Pressekonf­erenz entspreche­nd deutliche Formulieru­ngen für die unterirdis­che Vorstellun­g der Mannschaft: „Wir wussten genau, was uns gegen Homberg erwartet. Das wurde mehrmals besprochen. Von Beginn an haben wir die Zweikämpfe nicht so angenommen, wie es nötig gewesen wäre, um einem Gegner Paroli bieten zu können, der sich noch nicht aufgegeben hat.“

Die erste Chance des Spiels besaßen die Hausherren. Nach sieben Minuten hätte Cagatay Kader seine Mannschaft in Führung bringen müssen. Sein Schuss aus sechs Metern Distanz verfehlte das Ziel um Zentimeter. „Ganz klar eine hundertpro­zentige Torchance. In Düsseldorf hat er den gemacht“, so Gerstner, der mit ansehen musste, wie sein Team drei Minuten später in Rückstand geriet. Der Schuss des Homberger Winter-Neuzugangs Julian Meier von der Strafraumg­renze schlug unhaltbar für SVS-Keeper Robin Udegbe unten links ein.

Was die Heimelf den 280 Zuschauern in der Folgezeit anbot, hatte mit Regionalli­ga-Niveau wenig zu tun. Da war auch der böige Gegenwind keine Entschuldi­gung. „Wir haben überall die falschen Entscheidu­ngen getroffen. Es war fußballeri­sch nichts und kämpferisc­h auch nichts. Es war einfach nur grausam“, sagte Gerstner.

Noch vor der Pause sollte die Vorentsche­idung in dieser Partie fallen. Zunächst zeigte Schiedsric­hter Kevin Domnick für ein Allerwelts­foul

an der Mittellini­e Tobias Peitz die Rote Karte (37.). „Ein Foulspiel war es. Und Freistoß geht in Ordnung. Vielleicht hätte man auch Gelb zeigen können, aber niemals Rot“, sagte Straelens Sportdirek­tor Rudi Zedi und untermauer­te seine Ansicht mit einer Videoseque­nz auf seinem Handy. Quasi mit dem Halbzeitpf­iff

erhöhte Jonas Pfalz mit einem Traumtor auf 2:0 für die Gäste.

„In der Halbzeit haben sich die Jungs geschworen, die Partie noch zu drehen“, sagte Zedi nach dem Spiel. „Die nötige Mentalität, diesen Plan auf dem Platz umzusetzen, konnte ich nicht erkennen.“In Unterzahl ging Gerstner volles Risiko,

setzte auf eine Dreier-Kette und beorderte Linksverte­idiger Jannik Stevens ins Mittelfeld. Die Heimelf blieb stets bemüht, aber insgesamt zu harmlos und musste nach gut einer Stunde das 0:3 durch Jan Wellers hinnehmen.

Und es sollte noch schlimmer für den SV Straelen kommen. Maurice Opfermann Arcones, der im Sommer ein Probetrain­ing an der Römerstraß­e absolviert hatte, erzielte für den Vorletzten, der zuvor in 23 Spielen gerade einmal 16 Tore geschossen hatte, Treffer Nummer vier und machte das Straelener Debakel perfekt. Die Mannschaft von VfB-Trainer Sunay Acar hatte in der Schlusspha­se keine Mühe, den deutlichen Vorsprung locker über die Zeit zu bringen.

Die Gäste aus dem Duisburger Westen verkürzten den Rückstand auf einen Nichtabsti­egsplatz auf neun Punkte und dürfen wieder vom Klassenerh­alt träumen. „Ich möchte den Erfolg jetzt nicht hochjubeln“, sagte Acar. „Es war ein kleiner Schritt. Jetzt konzentrie­ren wir uns auf unsere nächste Aufgabe gegen Wuppertal.“

Die Straelener verpassten ihrerseits den Sprung ins gesicherte Mittelfeld. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegspl­atz beträgt nach wie vor neun Punkte. Am kommenden Samstag reist die Mannschaft zum Tabellenzw­eiten Preußen Münster.

„Die Jungs wollten das Spiel drehen. Das konnte ich auf dem Platz leider nicht erkennen.“Rudi Zedi Sportliche­r Leiter SV Straelen

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Ein Bild des Jammers: Torjäger Cagatay Kader hätte den SV Straelen nach sieben Minuten in Führung bringen müssen. Anschließe­nd nahmen die Dinge den unerwartet­en Lauf.

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