Zehn Jahre Kunst im Projektraum
Der Projektraum Bahnhof feiert am Samstag sein zehnjähriges Bestehen mit einem Fest. Dazu werden in der Ausstellung „ten years after“100 Werke von Künstlern gezeigt, die in den Räumen ausgestellt haben.
KLEVE Die großen Fensterscheiben des einstigen Elektrogeschäftes waren noch von der Feuchtigkeit beschlagen, drinnen stellten drei Klever Künstler und ein Gast aus. Der Gast war Bianca Runge mit knallroten Schriftbildern. Die drei Klever hatten die Räume gerade erst angemietet und auf Vordermann gebracht. Es sollte ein Projektraum sein, ein Raum, in den sich Kunst und Künstler entwickeln, in dem sich verschiedene Künstler zusammen präsentieren können. Elisabeth Schink, Dirk Knickhoff und Ulrike Scholder wollten ihre Kunst und die Kunst dritter hier an diesem Ort mit Blick auf den Klever Bahnhof, der dem Raum auch den Namen geben sollte, zeigen. Es sollten sich Bildhauer und Maler, Fotografen und Performance-Künstler hier treffen, hier an der Bahnhofstraße25. Jetzt feiert die Mannschaft ihr zehnjähriges Bestehen mit der Ausstellung „ten years after“und einem Fest in den Räumen und einem Zelt am Samstag, 6. Oktober, ab 18 Uhr.
Denn die Idee, die so spontan mit dem plötzlich angebotenen Raum in Kleve Wirklichkeit wurde (zuerst hatte die drei an eine Großstadt, Essen oder Köln, gedacht), ging auf. Es treffen sich seitdem Bildhauer und Maler, Fotografen und Performance-Künstler, es war Video-Kunst, Experimentelles oder einfach wunderbare Malerei zu sehen: Nach Bianca Runge sollten noch weit über 160 andere Künstler kommen. Der Projektraum.Bahnhof25.de, der mit „www“davor auch zugleich Internet-Adresse ist, wurde Kunstverein und ist inzwischen so etabliert, dass für Künstler zwischen Berlin und München, zwischen den Niederlanden und Israel oder den USA Kleve keine Peripherie ist, sondern ernst zu nehmende Adresse.
Schink, Scholder und Knickhoff haben die Kunstszene mit dem Projekt bereichert, die Ecke am Bahnhof aufgewertet. Nach Bianca Runge kamen andere Künstler nach Kleve, probierten sich aus, zeigten ihre Kunst oder schufen Werke, die sich mit ihrem Gastort in Kleve auseinandersetzten. Sie verwandelten die Geschäftsräume mit ihren Installationen oder legten sich gleich selbst als Objekt der Kunst ins Schaufenster.
Ulrike Scholder hat für die Jubiläumsausstellung fast 170 Künstler angeschrieben. „Wir haben allen Carte blanche gegeben – sie mussten sich nur daran halten, dass das Werk maximal 50 mal 50 Zentimeter groß sein darf“, sagt die Künstlerin. 100 haben ihr Werk bis jetzt zurückgeschickt, 84 sind in den Räumen ausgestellt, 16 haben Video-Arbeiten eingereicht, die jetzt als Loop fast zweieinhalb Stunden am Stück dort ablaufen. Natürlich sind auch Werke der drei Projektraum-Gründer dabei.
Das Prinzip des Kunstvereins hat sich in den zehn Jahren seit der Gründung bewährt. „Wir nehmen nur Künstler, die uns allen zusagen und wir machen keine Einzelausstellungen“, sagt Elisabeth Schink. Die, die angefragt werden, kommen auch, fügt Scholder an. Melanie Balsam-Parasole beispielsweise erinnere sich bis heute gerne und mit Stolz an ihre Ausstellung 2010 mit Yoshi Yamauchi und Wilfried Grootens (dessen Hologramm-Würfel natürlich auch zu sehen ist), erzählt Scholder. Kontakt habe man bis heute – und der eine oder andere wird auch zum Fest erwartet, das um 18 Uhr am Samstag zugleich die Ausstellung, die bis 28. Oktober zu sehen ist, eröffnet. Der Projektraum öffnet seine Pforten Sa und So von 13 bis 17 Uhr. Zu sehen sind die Werke durch die wandgroßen Schaufensterscheiben auch außerhalb der Öffnungszeiten.