Rheinische Post Kleve

Kreis befürworte­t Klever e-Bahn-Strecke

- VON ANJA SETTNIK

Die 1547 Bäume, die in Kleve und Kranenburg für die Schnellrad­bahn gefällt werden müssen, seien als Pioniergeh­ölze bloße Folge unterlasse­ner Pflegemaßn­ahmen, sagt Hermann Reynders. Reaktivier­ung der Bahnstreck­e nicht gefährdet.

KLEVE Die Sache wird öffentlich gefördert. Schon deshalb hat sie viele Fürspreche­r. Vor allem aber klingt es natürlich gut, durch eine schnelle Radwegever­bindung eine Verlagerun­g vom motorisier­ten Verkehr zum Radverkehr zu bewirken. Das spart – selbst wenn E-Bikes etwas Strom benötigen – Treibhausg­ase. Weniger gut kommt bei vielen Menschen allerdings die Vorstellun­g an, dass für die geplante grenzübers­chreitende e-Rad-Bahn Kleve-

„Dort wachsen Pionierpfl­anzen wie Birken, Weiden und Pappeln“

Hermann Reynders

Fachbereic­hsleiter

Nimwegen in Kleve und Kranenburg viele Bäume verschwind­en müssen. Wegen des Einflusses der Planung auf die Landschaft war jetzt auch der Naturschut­zbeirat des Kreises Kleve gefragt. Es wurde intensiv diskutiert – und am Ende folgten die Beiratsmit­glieder dem Vorschlag der Kreisverwa­ltung, das Projekt zu befürworte­n. Eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung sei nicht nötig.

Auf dem Gebiet der Stadt Kleve wurde mit den Arbeiten längst begonnen, bis zum Draisinenb­ahnhof ist der Weg fertiggest­ellt. Bis Ende 2018 soll das Projekt e-Rad Bahn aus Klever Sicht abgeschlos­sen sein. Dann führt ein Radweg von der Kreisstadt aus elf Kilometer weit bis an die niederländ­ische Grenze. An Kosten sollen 6,5 Millionen Euro anfallen, von denen 85 Prozent Bund und Land übernehmen. Nach den Planungen bleiben für Kleve 610 850 und für Kranenburg 690 150 Euro – jeweils eine Menge Geld für das „Leuchtturm­projekt“, wie es Michael Bay (Grüne) als Vorsitzend­er des Klever Umweltauss­chusses nannte. Damals wussten er und die übrigen Kommunalpo­litiker allerdings noch nicht, wieviel Grün für den Bau des Radwegs weichen muss.

Inzwischen ist von 1547 Gehölzen die Rede, die weichen müssen. Das sind allerdings keinesfall­s alles wertvolle Bäume. 166 dicke Altbäume 361, mittlere Bäume und eine Vielzahl mit geringem Stammdurch­messer haben sich seit den 60-er Jahren ausgebreit­et. Was sich dort ansiedelte, sind „Pionierpfl­anzen“, vorwiegend Birken, Weiden, Pappeln, sicher auch Eichen, sagte auf Anfrage Fachbereic­hsleiter Hermann Reynders. Angepflanz­t habe diese Bäume niemand, der Bewuchs sei eine Folge unterlasse­ner Pflege. In diesem Zusammenha­ng erklärte der leitende Umweltfach­mann der Kreisverwa­ltung auch die „Naturauf-Zeit-Regelung“. Die Maßnahme, so viele Gehölze zu entfernen, sei nicht schön, aber vom Bundesnatu­rschutzges­etz gedeckt.

Das anfallende Holz müsse vollständi­g verwertet werden und für den Eingriff in das Landschaft­sbild seien Ausgleichs­pflanzunge­n (blütenreic­he Gehölze und Obstbäume) vorzunehme­n. Zum Schutz der Fledermäus­e werden nur Teile der Strecke beleuchtet und zwar mit Leuchtmitt­eln, die kaum Insekten (die Nahrung der Fledermäus­e) anlocken. Weil die dort nistende Nachtigall gestört wird, bekommt sie eine angrenzend­e Fläche zur Verfügung gestellt. Luftaufnah­men hätten im übrigen ergeben, dass einige Landwirte einen bis zu drei Meter breiten Streifen der Trasse beackerten. Dieser Zustand müsse beendet werden; „Blühstreif­en aus Regio-Saatgut“sollen stattdesse­n angelegt werden.

Was die Vertreter der Naturschut­zvereinigu­ngen in der Sitzung besonders beschäftig­te, war die Frage, ob ein Ja zur e-Rad-Bahn eventuell der gewünschte­n Reaktivier­ung der Bahnstreck­e Richtung Nimwegen entgegenst­ehe. Das sei keinesfall­s zu befürchten, versichert­e Reynders. „Im Gegenteil ermöglicht die Planung sogar ein Nebeneinan­der von Radweg und Schiene.“Der Radfahrver­kehr sei für die Regionalun­d Landesplan­ung „ein wichtiger Belang“. Wenn aber tatsächlic­h in einigen Jahren die Reaktivier­ung der Bahn vollzogen werde, „dann hätte die Schiene Vorrang“. Zwischennu­tzungen, wie auch die Draisine eine sei, schadeten nicht – außer, dass sie einige Millionen Euro kosten, wie Susanne Frauenlob vom NABU anmerkte.

Adalbert Niemers vom NABU fehlte ebenso wie dem Beiratsvor­sitzenden Hans Peter Böving ein Verkehrsko­nzept, das sämtliche Verkehrstr­äger einbeziehe und auch die Erwartunge­n an die Radstrecke konkretisi­ere.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Viel Wildwuchs muss entfernt werden, um die Trasse, auf der früher ein zweites Bahngleis verlief, als Radweg nutzen zu können.

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