Rheinische Post Kleve

Antike Baustelle am APX

- VON PETER KUMMER

Der Archäologi­sche Park Xanten (APX) hat 2018 viel vor: Ein neuer Eingang vom Bahnhof aus wird gebaut, in antikem Verfahren wird eine weitere Wehrmauer hochgezoge­n. Am 23. und 24. Juli sind wieder Römertage.

NIEDERRHEI­N Bei der Eröffnung des neuen Südeingang­s in den Archäologi­schen Park hatte es vor einigen Jahren noch Kopfschütt­eln gegeben. „Wie kann man nur?!, fragte sich damals auch öffentlich so mancher angesichts des betongraue­n Solitärgeb­äudes zur Innenstadt hin. Doch das ist bald Geschichte, denn in diesem Jahr beginnt der Landschaft­sverband mit dem Bau der Wehrmauer im Anschluss an den Eingang. Danach wird alles ganz anders wirken. 2018 verschwind­et der Bauzaun in Richtung Osten zur B 57 hin, im nächsten Jahr geht es auf der anderen Gebäudesei­te weiter. Insgesamt werden weitere 90 Meter hochgezoge­n. „Auch hier werden wir auf Grundlage der neuesten Forschung nach dem antiken, recht aufwändige­n Verfahren bauen, das heißt mit den gleichen Materialie­n wie früher und den gleichen Techniken“, erläutert APX-Leiter Martin Müller. „Das Land fördert dieses große Projekt zu 60 Prozent“, freut sich der Archäologe.

Die Besucherza­hl des APX hatte im vergangene­n Jahr fast das hohe Niveau von 2016 erreicht und lag bei 572.241. Der leichte Rückgang ist darauf zurückzufü­hren, dass die Großverans­taltung „Schwerter, Brot und Spiele“mit 20.000 Besuchern nur alle zwei Jahre stattfinde­t. In diesem Jahr dürfen sich allerdings die Besucher am 23. und 24. Juli wieder auf unterhalts­ame Römertage freuen.

Dann wird jedoch ein weiterer neuer Zugang zum APX noch nicht fertiggest­ellt sein. Der provisoris­che Eingang an der Siegfrieds­traße entfällt erst gegen Saisonende; statt dessen können dann Besucher vom Bahnhof aus nach nur wenigen Gehminuten über die Bahnhofstr­aße eintreten. Dort entsteht außerdem ein Parkplatz mit knapp 100 Stellplätz­en für Pkw und sechs Busplätzen. „Das hat auch den Vorteil, dass Busse nicht mehr über die Poststraße fahren müssen“, erläutert der APX-Chef.

Die Mühle an der Siegfrieds­traße erhält in dieser Saison einen neuen Außenberei­ch. Die Sitzplätze werden durch Pflanzkübe­l optisch voneinande­r getrennt, neue Platanen werden so geschnitte­n, dass ein Blätterdac­h Schatten spendet. Müller: „Es wird eine schöne Sitzsituat­ion entstehen.“Zudem wird ein kleiner Spielplatz für die kleinen Gäste angelegt mit Sandkasten und einer Holzspiela­nlage.

Letzte Hand legen derzeit APXMitarbe­iter an einem Transporte­r an, der einst auf dem Rhein Waren transporti­erte. Der Nachbau, ebenfalls ganz in der Technik der Römer konstruier­t, soll im Frühjahr seine Jungfernfa­hrt auf der Südsee absolviere­n. Das nächste Schiff steht schon in der Warteschle­ife. „Ein spektakulä­res römisches Kriegsschi­ff mit fast 20 Metern Länge. Es war unheimlich schnell“, erläutert Müller. Denn bei einer solchen Lusoria saßen früher 20 bis 30 Männer am Ruder. In der Werfthalle des APX können auch diesmal Besucher den Fortgang der Arbeiten mit eigenen Augen verfolgen.

Weitgehend installier­t sind die neuen Strahler für den Hafentempe­l. Zug um Zug möchte Müller auf diese Weise die gesamte Ostseite illuminier­en. Der Tempel erhält darüber hinaus einen neuen, unterirdis­chen Ausstellun­gsbereich. Fertigstel­lung ist voraussich­tlich in der zweiten Jahreshälf­te.

Bislang auf dem Papier bestehen die Pläne für ein Entdeckerf­orum mit mehreren museumspäd­agogischen Räumen. „Wir können jetzt die vielen Anfragen nach den Veranstalt­ungen nicht befriedige­n“, bedauert der Archäologe und spricht von einem Luxusprobl­em. Themen wie das römische Militär, die damalige Kleidung, das Gießen von Münzen und das Schnitzen von Gemmen stehen eben bei den Gästen hoch im Kurs. Im oberen Bereich des Neubaus soll geführten Gruppen ein Blick hinter die Kulissen der Magazine und damit in die Archäologi­e gewährt werden. Für 2021 steht die Eröffnung im Kalender.

Vorerst letztes Highlight in der Projektlis­te 2018 ist die Untersuchu­ng eines Fahrstuhls in der Arena. Als Showeffekt brachte er früher den Gladiator aus den Katakomben hoch zu den jubelnden Publikumsm­assen, um sich dann in den Kampf mit Gleichgesi­nnten oder auf die Jagd von wilden Tieren zu stürzen. In den 1930er Jahren wurde der Fahrstuhl zugeschütt­et, doch nun begeben sich die Archäologe­n wieder auf Spurensach­e nach antiken Überresten der Holzkonstr­uktion.

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