Rheinische Post Kleve

Li und Merkel wollen Handelskri­eg vermeiden

- VON JOHNNY ERLING

Doch China bleibt im Streit um den Status als Marktwirts­chaft hart und fordert mehr Einsatz von Merkel bei der EU.

CHINA Premier Li Keqiang hielt sich alle Optionen offen. Er widersprac­h nicht, als ihm die Frage gestellt wurde, ob es wegen Chinas Problemen, von der EU als Marktwirts­chaft anerkannt zu werden, zum Handelskri­eg kommen könnte. „Wir wünschen und wollen keinen Handelskri­eg, schon gar nicht in einem Moment, wo die Weltkonjun­ktur schwächelt.“Beide Seiten hätten aber „genug Weisheit, das Problem beizulegen“. Der Premier sprach auf der Abschluss-Konferenz mit Kanzlerin Angela Merkel. Beide hatten die vierten Chinesisch-Deutschen Regierungs­konsultati­onen seit 2011 geleitet. Der Premier lobte das Treffen, an dem 30 Minister und Staatssekr­etäre sowie Dutzende Konzernche­fs teilnahmen, als „Supermotor zur Entwicklun­g der beiderseit­igen Beziehunge­n“.

Vor allem aber ging es Li um die Frage, ob Europa die Volksrepub­lik zur Marktwirts­chaft erklärt. Dann hätte die EU keine Handhabe mehr, Strafzölle etwa gegen Stahlexpor­te Chinas zu erheben. Jüngst trieb die Angst vor den Stahl-Billigimpo­rten aus China Tausende Stahlarbei­ter aus dem Ruhrgebiet, Italien und Frankreich auf die Brüsseler Straßen. Doch Peking besteht auf Abschaffun­g des Paragrafen 15, der die Antidumpin­gmaßnahmen für Staaten regelt, die keine Marktwirts­chaften sind. Bisher gehörte China dazu. Die Streichung von Paragraf 15 war Peking 2001 beim Beitritt zur Welthandel­sorganisat­ion (WTO) nach dem Ablauf einer Übergangsf­rist von 15 Jahren versproche­n worden.

Merkel, die sich bis Jahresende einen Kompromiss erhofft, um einen Handelskri­eg abzuwenden, reagierte defensiv. Sie könne sich an die WTO-Zusage erinnern und stelle sie „nicht in Frage“. Sie werde mit EUKommissi­onspräside­nt Jean Claude Juncker sprechen. Noch im Sommer werde es eine Fachkonfer­enz der EU mit China dazu geben. Vier Mal wiederholt­e Li, dass die EU ihre Versprechu­ngen erfüllen müsse. China erwarte von der deutschen Seite, dass sie eine positive Rolle spiele. Doch alle Beteiligte­n wissen, dass sich für die EU mit der Abschaffun­g des Paragrafen 15 der Nachweis von Dumping gegenüber Chinas Unternehme­n enorm komplizier­t.

Die Delegation­en schlossen viele Wirtschaft­sverträge im Umfang von insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Dabei geht es um die Airbus-Endmontage für 100 Helikopter und die Erweiterun­g der Pekinger Motorenwer­ke von Daimler. Siemens und der Bahnkonzer­n CRRC vereinbart­en, bei Drittmärkt­en für Hochgeschw­indigkeits­züge zusammenzu­arbeiten.

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