Rheinische Post Kleve

Entwickler dürfen Siri für Apple endlich verbessern

- VON FLORIAN RINKE

Als Apple den Sprachassi­stenten 2011 präsentier­te, sorgte dieser für Begeisteru­ng. Doch der Glanz ist verblasst.

SAN FRANCISCO Am Anfang war es noch lustig mit Siri. Als Apple den Sprachassi­stenten mit der weiblichen Stimme 2011 vorstellte, probierten iPhone 4S-Besitzer eine Zeit lang wie wild die albernsten Konversati­onen. „Hey Siri, willst du mich heiraten?“, fragten sie ihr Handy. Siri antwortete, sie sei nicht für die Ehe geschaffen. Und wenn man Siri nach dem Sinn des Lebens fragte, sagte sie, man solle versuchen, fettes Essen zu vermeiden und hin und wieder ein gutes Buch zu lesen.

Nützliche Antworten gab Siri nur selten, da ein Großteil der Apps, die es für Apple-Geräte gibt, nicht eingebunde­n waren in das System. Das soll sich nun ändern. Bei der gestrigen Entwickler­konferenz WWDC gab Apple bekannt, dass der Zugriff auf Siri nun für alle Entwickler geöffnet werde. Damit könnte das System künftig deutlich mehr Aufgaben erledigen, zum Beispiel für den Nutzer ein Taxi rufen oder Geld überweisen. Sogar im Auto soll Siri noch mehr zum Assistente­n werden – und so auch für mehr Sicherheit sorgen. Immerhin gibt es immer wieder Unfälle, weil Verkehrste­ilnehmer während der Fahrt auf ihrem Smartphone eine Nachricht lesen oder sogar schreiben.

Die Verbesseru­ng ist auch bitter nötig, denn Konkurrent­en wie Google oder Facebook hatten zuletzt vorgelegt. Dank künstliche­r Intelligen­z sollen sich Nutzer immer besser mit ihren Geräten unterhalte­n können. Die einen wie Apple oder Google (dessen Holding inzwischen Alphabet heißt) setzen dabei auf Spracherke­nnung, Facebook experiment­iert mit so genannten Chatbots, mit denen man durch das Ein- tippen von Texten kommunizie­ren kann. Da will Apple nun nachziehen.

Das Potenzial ist groß, immerhin ist der App-Store in den vergangene­n Jahren gewaltig gewachsen. Gab es vor acht Jahren noch rund 500 Apps, waren es nach Apple-Angaben zuletzt rund zwei Millionen. Würde man sie alle vernetzen, würde Siri wirklich zu dem Assistente­n werden, der den Nutzern den Alltag erleichter­t. Wohl auch deshalb bringt Apple den Dienst nun auf seine Mac-Rechner. Auf der FernsehBox Apple TV gibt es den Sprachas- sistenten bereits, hier wird das Angebot ausgebaut.

Für Apple geht es bei der Präsentati­on auch darum, neuen Zauber rund um die Geräte herum zu entfachen. Das Unternehme­n macht noch immer Milliarden­umsätze und -gewinne, doch der Absatz des iPhone schwächelt­e zuletzt. Auf vielen Märkten kann Apple kaum noch wachsen. Umso wichtiger wird es, das eigene System immer mehr zum unverzicht­baren Begleiter der Menschen zu machen. Denn einen Assistente­n wechselt man nicht so schnell wie ein Handy.

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