Rheinische Post Kleve

Choreograf Martin Schläpfer beschenkt sich selbst

- VON CHRISTINE ADAM

OSNABRÜCK Mit hellem Jubel und Ovationen im Stehen ist im Osnabrücke­r Theater jetzt eine große Tanzgala mit hochrangig­en Choreograf­en, Tänzern und Ensembles aufgenomme­n worden. Ein gewichtige­r Grund für den Jubel: Martin Schläpfer, weltberühm­ter Direktor des Balletts am Rhein Düsseldorf Duisburg und der Osnabrücke­r Dance Company seit langem freundscha­ftlich verbunden, hat eigens für diese Gala ein Stück choreograf­iert mit dem witzigen Titel: „Mönche und Nonne für mich . . .“. Mit dem „für mich“meint Martin Schläpfer: sich selbst.

Die drei Düsseldorf­er Tänzer Marlúcia do Amaral, Marcos Menha und Alexandre Simoes ringen da zu den Klängen von Johann Sebastian Bachs „Goldberg-Variatione­n“und Asaf Avidans „Gesang“erst mit heiligem Ernst und dann wachsender Verzweiflu­ng um etwas, das nicht recht gelingen will, wahrschein­lich die Kunst des Tanzens. Alles noch so virtuose Vortanzen und Zurechtsch­ieben der Glieder nützt nichts: der Schüler lernt es einfach nicht. In tragikomis­chem Fatalismus und eckiger Schwere baumelt Marlúcia do Amaral kopfüber zwischen ihren beiden Partnern.

Von Anmut und Schönheit keine Spur. Bis man beschließt, die zu hohen Ansprüche fahren zu lassen. Zwei üben einfachste Schritte, bis sich der Dritte vorsichtig einen Fuß aus dem Duo angelt und ihnen endlich eine Dreierfigu­r gelingt. Die Geburt der Moderne auch aus dem klassische­n Tanz? Und siehe da, aus schlichtes­ten Tanzfigure­n, aus Nähe und Vertrauen entsteht zaghaft eine ungeahnte Schönheit und Poesie.

Drei absolut souveränen und eindrucksv­ollen Tänzern gelingt ein Sinnbild für alles Ringen um die Kunst. Ein tief berührende­s Gastgesche­nk.

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