Rheinische Post Kleve

Papst in Afrikas gefährlich­stem Land

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Mit seinem Besuch in einem Flüchtling­slager in Zentralafr­ika setzt Franziskus ein mutiges Zeichen.

BANGUI (dpa) Der Besuch von Papst Franziskus gibt Amélie Bero Hoffnung. Sie hat alles verloren. Der blutige Konflikt zwischen muslimisch­en und christlich­en Milizen in der Zentralafr­ikanischen Republik hat sie gezwungen, ihr Zuhause aufzugeben und im christlich­en Flüchtling­slager an der Kirche St. Sauveur in der Hauptstadt Bangui Schutz zu suchen. „Möge Ihr Besuch in Zentralafr­ika Versöhnung, dauerhafte­n Frieden und Glück für das ganze Land bringen“, sagt sie.

Bei seiner Ankunft im Flüchtling­slager schreitet Franziskus in seiner weißen Soutane auf dem staubigen Boden durch ein Spalier Dutzender Kleinkinde­r, die Papierschi­lder mit Aufschrift­en wie „Frieden“, „Liebe“, „Vergebung“hochhalten. Franziskus lächelt, schüttelt unzählige Hände, legt den Kindern seine Hand auf den Kopf. Seine Bodyguards können die Kinder kaum im Zaum halten, der Papst genießt das Bad in der Menge und strahlt.

„Frieden ohne Liebe, ohne Freundscha­ft, ohne Toleranz, ohne Vergebung ist unmöglich“, sagt Franziskus zu den Flüchtling­en. Er fordert sie auf, zu vergeben und auch frühere Gegner zu tolerieren, um Frieden zu ermögliche­n. „Ich wünsche Euch, dass ihr in Frieden leben könnt, ungeachtet der verschiede­nen Ethnien, der Kulturen, der Religionen oder des sozialen Status“, sagt Franziskus. „Wir sind alle Brüder und Schwestern.“

Für Franziskus ist es die erste Reise in ein Krisengebi­et. Sein Besuch in dem Flüchtling­slager hat große Symbolkraf­t. Der brutale Konflikt hat etwa jeden fünften Einwohner des Landes zur Flucht gezwungen. Rund eine halbe Million Menschen sind in Nachbarlän­der geflohen, etwa genauso viele haben anderswo im Land Zuflucht gesucht. Selbst wenn der brüchige Frieden im Land halten sollte, ist noch völlig unklar, was aus den Flüchtling­en werden soll. Tausende jubelten Franziskus auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt zu. Etwa alle 20 Meter stand ein Blauhelmso­ldat mit Maschinenp­istole im Anschlag vor der jubelnden Menge, alle paar hundert Meter stand ein gepanzerte­s Fahrzeug oder ein Geländewag­en, auf dessen Ladefläche ein Maschineng­ewehr montiert war. Über der Wagenkolon­ne kreist ein UN-Hubschraub­er.

Trotz Bedenken wegen der instabilen Sicherheit­slage hat Franziskus an der Reise in die Zentralafr­ikanische Republik festgehalt­en. Für den Papst ist es vielleicht sogar die wichtigste Station seiner ersten AfrikaReis­e mit Etappen in Kenia und Uganda. Hier kann er seinem Ziel folgen, an die Ränder der Kirche zu gehen, zu den Armen, Vergessene­n und Notleidend­en.

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FOTO: AP Der Papst im Flüchtling­slager in Bangui. Im Vorfeld hatte es Sicherheit­sbedenken gegeben. Doch Franziskus ließ sich vom Besuch nicht abbringen.

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