Thiounes taktische Flexibilität
Der Trainer probiert in der Vorbereitung verschiedene Grundordnungen.
Daniel Thioune spricht gerne von Entwicklung, vom nächsten Schritt. Und wenn er das tut, handelt es sich nicht um Worthülsen, denn tatsächlich hat der Trainer von Zweitligist Fortuna seine Mannschaft in den vergangenen zweieinhalb Jahren kontinuierlich nach vorne gebracht. Er hat sie von einem Abstiegskandidaten zu einem Top-Team geformt.
Nur ein bestimmtes taktisches Vorhaben hat trotz mehrerer Anläufe im Ernstfall bislang noch so gut wie keine Anwendung gefunden: die defensive Dreierkette, die in den vorderen Linien je nach Spielweise für bis zu vier zentrale Mittelfeldakteure Platz schafft. „Als wir im vergangenen Winter mal versucht haben, sie einzustudieren, sind mir vier Innenverteidiger ausgefallen“, sagt Thioune und zählt auf: „Andre Hoffmann war nicht gesund, Jordy de Wijs war verletzt, Jamil Siebert war nicht dabei, und auch Tim Oberdorf hat sich nach dem Hertha-Spiel noch verletzt.“Doch dieser Tage gibt der Trainer seinem so oft schon begonnenen Unterfangen eine neue Chance.
„Wenn ich auf meinen aktuellen Kader schaue, sehe ich, dass ich zum Beispiel unfassbar viele zentrale Mittelfeldspieler habe. Dann gibt es neben der Dreierkette zwar eine weitere Möglichkeit: Ich verpacke sie irgendwo in einer Raute“, erläutert Thioune und ergänzt mit selbstironischem Unterton: „Aber für eine Raute brauche ich wiederum zwei Sturmspitzen, und Angreifer stehen mir aktuell nicht ganz so viele zur Verfügung.“
Mindestens ebenso wichtig wie das Angebot im zentralen Mittelfeld ist für eine Dreierkette jedoch die personelle Ausstattung im Abwehrzentrum, und da ist die Lage diesmal deutlich besser. Lediglich Jamil Siebert fällt nach seinem Sehnenabriss im Oberschenkel noch für längere Zeit aus, und in einer Dreierkette könnten neben den eigentlichen Innenverteidigern auch Nicolas Gavory den linken und Matthias Zimmermann den rechten Part übernehmen.
„Wir haben zum Ende der vergangenen Saison mit Tim und Jamil respektive Jordy in der Innenverteidigung gespielt“, sagt Trainer Thioune. „Dass Andre in Top-Form natürlich auch Anspruch auf Platzzeit hat, ist klar, und wir haben ja auch noch Joshua Quarshie, ein Riesentalent. Insgesamt brauchen wir einfach die nötige Flexibilität, um während der Saison auch Veränderungen vornehmen zu können.“Im Laufe der weiteren Woche wird allerdings die Viererkette ebenfalls wieder in den Fokus rücken, um beim Blitzturnier in Offenbach am Samstag beide Grundordnungen ausprobieren zu können.
„Und am Ende entscheidet dann immer die Mannschaft über das finale System – nicht der Trainer“, betont Thioune, ehe er auf seine typische Art und Weise erläutert: „Alles andere wäre fahrlässig. Wenn ich Trainer bei Manchester City wäre, würde ich es wahrscheinlich entscheiden, und beim FC Bayern München könnte ich mir auch Gedanken darüber machen. Aber bei uns ist es eben so, dass wir auf bestimmten Positionen über sehr viele gleichwertige Alternativen verfügen.“
Deshalb liegt dem Schaffen des 49-Jährigen im Prinzip eine simple Formel zugrunde. „Ich stelle letztlich die besten Spieler auf. Wenn die in einer Dreierkette spielen müssen, tun sie das – genauso, wenn sie in einer Viererkette spielen müssen“, sagt Thioune. Unterm Strich ist ohnehin nur entscheidend, dass beide Varianten grundsätzlich ähnlich gut funktionieren.