„Das war ein gutes Invest für alle Seiten!“
Ursprünglich wollte eine Bürgergenossenschaft ein Windrad in Haan bauen. Als das nicht möglich war, floss das Investment in eine große Photovoltaik-Anlage. Die verrichtet seit Dezember 2002 verlässlich ihren Dienst auf dem Dach der Haaner Felsenquelle.
HAAN Stand 10. Mai 2021 gab es in der Stadt Haan genau 435 Stromerzeugungs-Einheiten. 18 werden per Gas getrieben. Für 417 ist die Sonne Energielieferant. Die kleinste Photovoltaik-Anlage liefert gerade 0,5 Kilowatt, die größte 298 Kilowatt peak. Nur 40 Anlagen liefern mehr als 20 Kilowatt.
Es waren 40 umwelt-engagierte Bürger, die die Nutzung der unerschöpflichen Energiequelle Sonne verstärkt ins Bewusstsein rückten. Vor 20 Jahren liefen die Vorbereitungen für Haans erste große Photovoltaik-Anlage, die auf Dachflächen der Haaner Felsenquelle installiert wurde. Am 10. Dezember 2002 kam sogar die damalige grüne NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn zur Inbetriebnahme des Projektes der Gesellschaft „Bürgerenergie Haan“.
Ursprünglich wollte die Gruppe aus rund drei Dutzend Investoren ein Windrad errichten. An der Autobahn 46 im Bereich Ellscheid. Dieser Fleck hatte sich als besonders windreich herausgestellt. Aber: Auch dort, inmitten von Ackerflächen und Wiesen, fehlten rundum immer wenige Meter zum Mindestabstand, den eine Windanlage zum nächsten Haus hätte haben müssen. Weil aber auch der denkbare Ertrag mit 500.000 Kilowattstunden pro
Jahr nicht ausgereicht hätte, das Großprojekt verlässlich zu finanzieren, wurde im Oktober 2001 der Schlussstrich unter die Windpläne gezogen.
Und die Gruppe kam auf die Photovoltaik. Damals gab es nur 12 Dächer, auf denen die blauschwarz schillernden Siliciumzellen zur Sonne ausgerichtet waren. Die älteste Anlage stammte aus dem Jahr 1992, bis zur Jahrtausendwende gab es gerade drei.
180.000 Euro galt es 2001, für die drei 10 kWp-Anlagen aufzubringen, weitere 51.000 Euro für die
Ergänzung um 10 kWp knapp drei Jahre später.. „Wir mussten dafür zum Teil unsere Häuser verpfänden“, erinnert sich Frank Wolfermann, einer der Mitinitiatoren und seither Geschäftsführer der Bürgerenergie Haan.
Der gesamte Strom wurde ins Netz eingespeist. Pro Kilowattstunden strich die Haaner Gesellschaft bürgerlichen Rechts 48 Cent an Einspeisevergütung ein – fest über 20 Jahre. Zum Vergleich: Heute erhalten Betreiber neuer Anlagen gerade 7,5 Cent. „Das war ein voller Erfolg und ein gutes Invest für alle Seiten“, wertet Frank Wolfermann im Rückblick. „Die Gesellschafter haben ihre Anteile deutlich wieder raus.“Die Rendite war mit rund 6 Prozent pro Jahr zufriedenstellend, trotz einiger größerer Reparaturen zum Beispiel durch ausgefallene Wechselrichter.
Die Rekordsommer der letzten drei Jahre haben ihre „Spuren“in der Ertragsstatistik hinterlassen: 2018 war mit mehr als 40.000 Kilowattstunden das einträglichste Jahr. 2019 und 2020 folgten mit 37.000 Kilowattstunden knapp dahinter. Das schlechteste Jahr erbrachte gerade 28.000 Kilowattstunden.
Und: der sonnige März war der beste März der letzten 18 Jahre – auch bedingt durch die niedrige Temperatur, bei denen Solarmodulare effektiver arbeiten.
Bei seiner Kalkultation vor 20 Jahren hatte Frank Wolfermann erwartet, dass die Anlage 800 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Kilowatt peak erzeugen würde. Das Vorjahresergebnis – 808 kWh/kWp – zeigte, dass die Prognose nah an der Realität lag. Die Flurstraße liege auf 100 Meter über Normal Null und immer unter der „Dunstglocke von Düsseldorf“. Und: Das
Bergische Land sei „ein ziemliches Regenloch; das hilft uns auch nicht gerade!“
Ende nächsten Jahres fallen drei Viertel der Gesamtleistung aus der 20-Jahresfrist und versiegt die Einnahmequelle von 48 Cent je Kilowattstunde. „Es wird kein Nachfolgeprojekt geben“, sagt Frank Wolfermann, der sich vorstellen könnte, dass die Haaner Felsenquelle die Anlage weiterbetreibt - dann aber vielleicht unter der Prämisse, möglichst viel des produzierten Stroms zur Deckung des eigenen Bedarfs zu nutzen.