Wohnungslose suchen Schlafplätze in der Stadtmitte
Im und am Pavillon auf dem Heinrich-Heine-Platz hat es Obdachlosenlager gegeben, ebenso an einem leeren Ladenlokal in der Schadowstraße.
STADTMITTE Trotz deutlich gesunkener Temperaturen tauchen in diesen Tagen wiederholt neue Lager wohnungsloser Menschen rund um das Stadtzentrum auf. Vor einigen Tagen war eine Gruppe aufgefordert worden, ein Lager zu verlassen, das sie sich im Musik-Pavillon auf dem Heinrich-Heine-Platz aufgeschlagen hatten. Es habe dort Beschwerden wegen Lärmbelästigungen schon am frühen Morgen und wegen Verunreinigungen gegeben, sagt die Leiterin des Amtes für Migration und Integration, Miriam Koch.
Nach wie vor liegen am Pavillon Schlafsäcke und andere Gegenstände,
wahrscheinlich handele es sich aber nur um die Reste des Lagers, sagt Koch. Die Menschen, die dort geschlafen hatten, seien weiter gezogen in Richtung Ratinger Tor und dann zum Südring. „Streetworker waren mit ihnen in Kontakt, aber sie waren nicht davon zu überzeugen, eine der zur Verfügung stehenden Unterbringungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen“, sagt sie.
Ein weiteres provisorisches Lager ist Passanten an der Schadowstraße aufgefallen. Dort nutzte in den vergangenen Tagen und Nächten eine Gruppe von Männern das Vordach des Eingangs zur ehemaligen H&M-Filiale, die seit Monaten leersteht. Es handele sich um fünf Männer aus Polen, die ebenfalls von den Streetworkern nicht zum Umzug in eine Unterkunft bewegt werden konnten, hieß es.
Koch betont, man habe die verschiedenen Lager im Blick. „Uns dürfte eigentlich keine Platte durch die Lappen gehen.“In der Arbeit der Streetworker zeige sich jedoch, dass viele wohnungslose Menschen dem Angebot der Notschlafstellen nach wie vor mit Misstrauen begegneten. „Und wir können die Menschen dort nicht reinzwingen.“Die besondere Lage in der Corona-Pandemie bringe immerhin keine zusätzlichen Probleme: „Wir können sagen, dass es bisher keinen einzigen Fall in den Notschlafstellen gegeben hat“, sagt Miriam Koch. In anderen Einrichtungen seien wenige Fälle vorgekommen, man habe aber gut eine Quarantäne ermöglichen können. Die Stadt hatte zuletzt auch Hotelzimmer gemietet, um in der Pandemie die Unterbringungssituation zu entzerren.
Insgesamt sieht Miriam Koch keine stark gestiegene Zahl von Wohnungslosen in der Stadt. Auffällig ist der Amtsleiterin zufolge aber die steigende Zahl von Menschen, die auf Unterstützung angewiesen seien, auch wenn sie womöglich nicht auf der Straße schlafen. Das zeige sich beispielsweise bei der Essensausgabe in der Armenküche.