Der Untergang einer Modemarke
Abercrombie and Fitch hat sein Geschäft in Düsseldorf ohne Ankündigung geschlossen. Die Marke kämpft seit Jahren mit Umsatzverlusten.
DÜSSELDORF Abercrombie and Fitch hat seine besten Zeiten lange hinter sich. 2011 standen junge Menschen noch Schlange vor den Läden. Die Modemarke inszenierte ein Nachtclub-Erlebnis, exklusiv, nicht jeder kam in die abgedunkelten Geschäfte. Junge Männer begrüßten die Kunden mit Zahnpastalächeln – oder wiesen sie ab.
Von dieser Illusion ist nichts mehr geblieben. Die Schlangen vor den Geschäften wurden kürzer. Abercrombie und Fitch geriet unter anderem wegen Sexismus und der ausschließlich kleinen Kleidergrößen in seinem Sortiment in die Kritik. Am Montag hat die Modemarke ihre Filiale in Düsseldorf auf der Königsallee geschlossen – und damit das erste Geschäft, das man 2011 in Deutschland eröffnet hatte. Zu den Gründen äußerte sich das Unternehmen auf Anfrage bislang nicht.
Die Schließung ist Teil eines jahrelangen Niedergangs, dessen Gründe auch im Selbstverständnis des Unternehmens zu finden sind. Ex-Vorstandschef Michael Jeffries, der das Unternehmen 2014 plötzlich verließ, sagte einmal, dass dicke Menschen nichts in seinen Läden zu suchen hätten. Die könnten woanders einkaufen gehen. Abercrombie and Fitch orientiere sich an den coolen Kindern auf dem Schulhof.
Das elitäre Image und derartige Aussagen hätten der Marke maßgeblich geschadet, sagt Judith Meyer, Markenexpertin bei Brand Trust. Viele boykottierten die Marke: „Abercrombie und Fitch hat sich über seine Zielgruppe gestellt.“
Die Umsätze sind in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. 2012 erzielte Abercrombie and Fitch, zu dem auch die Marke Hollister gehört, laut Geschäftsbericht noch einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Dollar und einen Nettogewinn von knapp 240 Millionen Dollar. Weltweit betrieb man mehr als 1000 Geschäfte. Die Zahl der Filialen ist seitdem um mehr als 200 gesunken, der Umsatz lag 2019 nur noch bei 3,6 Milliarden Dollar, der Gewinn ist auf rund 40 Millionen Dollar eingebrochen. An der Börse ist der Kurs des Unternehmens in den vergangenen zehn Jahren um rund 60 Prozent gefallen. Die Corona-Krise hat die Lage zusätzlich verschärft.