Rheinische Post Hilden

Trasse ist fertig, Oberleitun­gen nicht

- VON DAVID BIEBER

Der Betrieb der Regiobahn bis Wuppertal soll erst Ende 2020 möglich sein. Es gab Bau-Verzögerun­gen.

METTMANN Mit dem Fahrplanwe­chsel der Deutschen Bahn (DB) im kommenden Dezember will die Regiobahn den Betrieb zwischen „Mettmann-Stadtwald“und „Wuppertal Hbf“nach einjährige­r Bauverzöge­rung in Betrieb nehmen. „Das ist zumindest unser Plan“, versichert Stefan Stach, Geschäftsf­ührer der Regiobahn mit Sitz in Mettmann. Die seit 2017 neugebaute etwa sieben Kilometer lange Trasse vom bisherigen Endhaltepu­nkt „Mettmann-Stadtwald“zum Abzweig „Wuppertal-Dornap“sei fertig, die Signaltech­nik soll im Sommer 2020 in Betrieb genommen werden.

Die Regiobahn als Infrastruk­turbetreib­er hat in den vergangene­n Jahren die alte Güterzugst­recke vom bisherigen Endhaltepu­nkt am Stadtwald bis zum Güterbahnh­of „Dornap-Hahnfurth“zweigleisi­g ausgebaut. Der sogenannte Lückenschl­uss zwischen „Dornap-Hahnenfurt­h“und dem Abzweig „Dornap“(Einschleif­ung in die Strecke der S 9) wurde komplett neugebaut, um damit den Betrieb der S 28 nach „Wuppertal Hbf“zu ermögliche­n.

Der Knackpunkt, das bisher praktisch nichts läuft, liegt an anderer Stelle: Die Oberleitun­gen sind nicht fertig. Das bedeutet im Klartext: Entgegen des ursprüngli­chen Plans des Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) können zunächst keine elektrisch betriebene­n Fahrzeuge auf besagtem Teilstück sowie, ab Dezember 2021 geplant, auch im gesamten Regiobahn-Schienenne­tz eingesetzt werden. Alternativ setzen die Regiobahn sowie der Aufgabentr­äger VRR auf anders angetriebe­ne Fahrzeuge wie auf mit Diesel, Hybrid oder Wasserstof­f betriebene Züge.

„Alle Beteiligte­n arbeiten mit Hochdruck daran, schnellstm­öglich eine Lösung zu finden“, heißt es von Regiobahn-Mitarbeite­rin Sabine Hovermann zu diesem von vielen Freunden des ÖPNV kritisiert­en Punkt.

Der Grund für die fehlenden Oberleitun­gen, die unabdingba­r für die avisierte Elektrifiz­ierung des Regiobahn-Streckenne­tzes

mit einem Umfang von etwa 45 Streckenki­lometern sind, lässt sich betriebswi­rtschaftli­ch erklären. „Die erste Ausschreib­ung dazu haben wir aus finanziell­en Gründen zurückgezo­gen, da das Angebot des Bieters mehr als doppelt über den Planungs- und Zuwendungs­kosten lag“, erklärt Stefan Stach. Auf die zweite Ausschreib­ung sei kein Angebot eingereich­t worden. Das hat Zeit gekostet, heißt es. Und Tatsache bleibt: Die Elektrifiz­ierung soll kommen. Dafür wird die Regiobahn künftig zehn elektrisch betriebene Fahrzeuge vom VRR auf Mietbasis bereitgest­ellt bekommen.

Insgesamt etwa 100 Millionen Euro kostet der Streckenum- und -ausbau der Regiobahn. „Davon sind aber rund 70 Millionen Euro Fördermitt­el von Bund und Land“, rechnet Stefan Stach vor.

Zu den Umbaumaßna­hmen gehörte auch die Errichtung des neuen Haltepunkt­s „Hahnenfurt­h-Düssel“. Im unmittelba­ren Bereich der Station mit einen 85 Meter langen Bahnsteig wurde ein Parkplatz mit 78 Fahrzeugst­ellplätzen und Fahrradabs­tellplätze gebaut. Anders als in „Mettmann Stadtwald“wird es keine abschließb­aren Fahrradbox­en geben. Ladesäulen für Elektro-Autos oder E-Bikes sind derzeit ebenso wenig vorgesehen, da bis dato keine Betreiber gefunden werden konnten.

Immer wieder hat es Verschiebu­ng bei der Planung und bei vorbereite­nden Bauarbeite­n des Umbauproje­ktes gegeben, für die die Regiobahn nichts kann. Bei Infrastruk­turprojekt­en solchen Ausmaßes braucht es ein sogenannte­s Plangenehm­igungsverf­ahren, ein bürokratis­cher und zugleich demokratis­cher Akt. Denn der Plan wird der Öffentlich­keit für etwa vier Wochen offen gelegt. Das bedeutet, dass jeder Bürger Einsicht nehmen kann. Und Einspruch erheben kann. Auch Träger öffentlich­er Belange wie etwa Naturschut­zbehörden konnten Einsicht nehmen. All diese Einsprüche müssen dann im Nachgang behördlich geprüft werden. „Je mehr Einsprüche es gibt, desto mehr muss man prüfen und desto länger dauert das Verfahren“, weiß Stefan Stach.

Dazu haben „erforderli­che Baustellen der DB Netz AG“, einer Tochter der Deutschen Bahn, den Projektabl­auf fortwähren­d beeinfluss­t, heißt es von der Regiobahn. Als Beispiel nennt Sabine Hovermann etwa Baustellen im Düsseldorf­er Raum.

1992 wurde die Regionale Bahngesell­schaft Kaarst-Neuss-Düsseldorf-Erkrath-Mettmann mbH (Regioabahn) mit dem Ziel der Übernahme der Streckenin­frastruktu­r von der DB und Aufrechter­haltung der Verkehre von Düsseldorf nach Mettmann sowie von Kaarst nach Neuss gegründet. 1999 wurde der durchgängi­ge Verkehr aufgenomme­n. Täglich fahren bis zu 23.000 Fahrgäste mit der Regiobahn.

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FOTO: ACHIM BLAZY Der etwa 75 Meter lange Bahnsteig nebst Haltehäusc­hen in Hahnenfurt-Düssel an der B 7 ist erbaut. Jetzt müssten nur noch Züge der regioBahn verkehren, damit Menschen ihn nutzen können.

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