Trasse ist fertig, Oberleitungen nicht
Der Betrieb der Regiobahn bis Wuppertal soll erst Ende 2020 möglich sein. Es gab Bau-Verzögerungen.
METTMANN Mit dem Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn (DB) im kommenden Dezember will die Regiobahn den Betrieb zwischen „Mettmann-Stadtwald“und „Wuppertal Hbf“nach einjähriger Bauverzögerung in Betrieb nehmen. „Das ist zumindest unser Plan“, versichert Stefan Stach, Geschäftsführer der Regiobahn mit Sitz in Mettmann. Die seit 2017 neugebaute etwa sieben Kilometer lange Trasse vom bisherigen Endhaltepunkt „Mettmann-Stadtwald“zum Abzweig „Wuppertal-Dornap“sei fertig, die Signaltechnik soll im Sommer 2020 in Betrieb genommen werden.
Die Regiobahn als Infrastrukturbetreiber hat in den vergangenen Jahren die alte Güterzugstrecke vom bisherigen Endhaltepunkt am Stadtwald bis zum Güterbahnhof „Dornap-Hahnfurth“zweigleisig ausgebaut. Der sogenannte Lückenschluss zwischen „Dornap-Hahnenfurth“und dem Abzweig „Dornap“(Einschleifung in die Strecke der S 9) wurde komplett neugebaut, um damit den Betrieb der S 28 nach „Wuppertal Hbf“zu ermöglichen.
Der Knackpunkt, das bisher praktisch nichts läuft, liegt an anderer Stelle: Die Oberleitungen sind nicht fertig. Das bedeutet im Klartext: Entgegen des ursprünglichen Plans des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) können zunächst keine elektrisch betriebenen Fahrzeuge auf besagtem Teilstück sowie, ab Dezember 2021 geplant, auch im gesamten Regiobahn-Schienennetz eingesetzt werden. Alternativ setzen die Regiobahn sowie der Aufgabenträger VRR auf anders angetriebene Fahrzeuge wie auf mit Diesel, Hybrid oder Wasserstoff betriebene Züge.
„Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, schnellstmöglich eine Lösung zu finden“, heißt es von Regiobahn-Mitarbeiterin Sabine Hovermann zu diesem von vielen Freunden des ÖPNV kritisierten Punkt.
Der Grund für die fehlenden Oberleitungen, die unabdingbar für die avisierte Elektrifizierung des Regiobahn-Streckennetzes
mit einem Umfang von etwa 45 Streckenkilometern sind, lässt sich betriebswirtschaftlich erklären. „Die erste Ausschreibung dazu haben wir aus finanziellen Gründen zurückgezogen, da das Angebot des Bieters mehr als doppelt über den Planungs- und Zuwendungskosten lag“, erklärt Stefan Stach. Auf die zweite Ausschreibung sei kein Angebot eingereicht worden. Das hat Zeit gekostet, heißt es. Und Tatsache bleibt: Die Elektrifizierung soll kommen. Dafür wird die Regiobahn künftig zehn elektrisch betriebene Fahrzeuge vom VRR auf Mietbasis bereitgestellt bekommen.
Insgesamt etwa 100 Millionen Euro kostet der Streckenum- und -ausbau der Regiobahn. „Davon sind aber rund 70 Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land“, rechnet Stefan Stach vor.
Zu den Umbaumaßnahmen gehörte auch die Errichtung des neuen Haltepunkts „Hahnenfurth-Düssel“. Im unmittelbaren Bereich der Station mit einen 85 Meter langen Bahnsteig wurde ein Parkplatz mit 78 Fahrzeugstellplätzen und Fahrradabstellplätze gebaut. Anders als in „Mettmann Stadtwald“wird es keine abschließbaren Fahrradboxen geben. Ladesäulen für Elektro-Autos oder E-Bikes sind derzeit ebenso wenig vorgesehen, da bis dato keine Betreiber gefunden werden konnten.
Immer wieder hat es Verschiebung bei der Planung und bei vorbereitenden Bauarbeiten des Umbauprojektes gegeben, für die die Regiobahn nichts kann. Bei Infrastrukturprojekten solchen Ausmaßes braucht es ein sogenanntes Plangenehmigungsverfahren, ein bürokratischer und zugleich demokratischer Akt. Denn der Plan wird der Öffentlichkeit für etwa vier Wochen offen gelegt. Das bedeutet, dass jeder Bürger Einsicht nehmen kann. Und Einspruch erheben kann. Auch Träger öffentlicher Belange wie etwa Naturschutzbehörden konnten Einsicht nehmen. All diese Einsprüche müssen dann im Nachgang behördlich geprüft werden. „Je mehr Einsprüche es gibt, desto mehr muss man prüfen und desto länger dauert das Verfahren“, weiß Stefan Stach.
Dazu haben „erforderliche Baustellen der DB Netz AG“, einer Tochter der Deutschen Bahn, den Projektablauf fortwährend beeinflusst, heißt es von der Regiobahn. Als Beispiel nennt Sabine Hovermann etwa Baustellen im Düsseldorfer Raum.
1992 wurde die Regionale Bahngesellschaft Kaarst-Neuss-Düsseldorf-Erkrath-Mettmann mbH (Regioabahn) mit dem Ziel der Übernahme der Streckeninfrastruktur von der DB und Aufrechterhaltung der Verkehre von Düsseldorf nach Mettmann sowie von Kaarst nach Neuss gegründet. 1999 wurde der durchgängige Verkehr aufgenommen. Täglich fahren bis zu 23.000 Fahrgäste mit der Regiobahn.