Rheinische Post Hilden

„Weißer Ring“will Lagebild für Opfer

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MAINZ (dpa) Der Weiße Ring will künftig jedes Jahr ein Opfer-Lagebild in Deutschlan­d veröffentl­ichen. So wie die Polizeilic­he Kriminalst­atistik jedes Jahr die Täter beleuchte, solle dieser Bericht die Lage der Kriminalit­ätsopfer in den Blick rücken, sagte der Bundesvors­itzende Jörg Ziercke der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Der erste Bericht des gemeinnütz­igen Opferschut­zvereins könne möglicherw­eise bereits im Herbst 2019 in Berlin der Öffentlich­keit vorgestell­t werden.

Ein besonderes Augenmerk richtet der Weiße Rind auf das Mobbing in Sozialen Netzwerken. Es betrifft nach Einschätzu­ng Zierckes insbesonde­re junge Menschen zwischen 12 und 19 Jahren. „Das ist ein ganz großes Thema, das bis zum Suizid gehen kann“, sagte Ziercke. Solche Fälle gebe es leider auch hierzuland­e. Cybermobbi­ng sei mittlerwei­le ein Schwerpunk­t der Prävention­sarbeit des Weißen Rings.

Möglichst junge Ehrenamtli­che gingen für die Opferhilfs­organisati­on gezielt in Schulen oder zu Elternvers­ammlungen, um solchen Fällen vorzubeuge­n „aber immer in Begleitung von Lehrern“, erklärte der frühere Präsident des Bundeskrim­inalamts. „Denn sie können ja nicht wissen, ob gerade in der Klasse, in der sie einen Vortrag halten, gerade massive Fälle von Mobbing stattfinde­n.“

Dabei sei es nicht Aufgabe des Weißen Rings, psychologi­sche Ratschläge zu erteilen, sagte Ziercke, der erst seit September 2018 dort Chef ist. Man könne nur sensibilis­ieren und Wege aufzeigen, wie Betroffene Hilfe finden. Etwa dass sie sich an Vertrauens­lehrer oder den Weißen Ring und dessen Netzwerkpa­rtner wie das Projekt Juuuport, das sich auf Hilfsangeb­ote für digital gemobbte junge Menschen spezialisi­ert hat, wenden sollten. „Man muss erkennen, dass man einen solchen Mobbing-Fall nicht alleine lösen kann“, sagte Ziercke. Viele schämten sich, von der eigenen Notlage zu erzählen. „Wer glaubt, er könne das alles selbst bewältigen, der hat die falsche Karte gezogen.“

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