Tech-Konzerne erobern die Klassen
Firmen wie Apple buhlen um die Arbeitnehmer und Konsumenten von morgen.
KÖLN 10.000 Besucher werden bis Samstag bei der internationalen Bildungsmesse Didacta in Köln erwartet. 900 Aussteller präsentieren dabei ihre Neuheiten. Im Mittelpunkt: die Digitalisierung. Während in den vergangenen Jahren eher in schnelle Internet-Anschlüsse und Hardware in den Klassenräumen investiert wurde, geht es jetzt darum, wie die neue Infrastruktur im Unterricht genutzt werden kann. „Digitale Technik allein macht noch keinen besseren Unterricht“, sagt der Präsident des Didacta-Verbands, Wassilios Fthenakis. „Wir benötigen geeignete pädagogisch-didaktische Konzepte, die den sinnvollen Einsatz neuer Technik überhaupt ermöglichen.“Diese Lücke nutzen verstärkt Technik-Konzerne wie Google, Microsoft, Facebook oder Apple.
Besonders der iPad-Hersteller hat sich früh in Stellung gebracht, um Eltern und Lehrern Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen. Ganz uneigennützig ist das Engagement nicht: Die Konzerne kurbeln so nicht nur ihre Hardware-Verkäufe an, sondern gewöhnen die Berufstätigen von morgen an ihre Programme und Plattformen. Deswegen geht es nicht nur um das Erlernen von Programmieren. Daten der Europäischen Kommission zeigen, dass neun von zehn zukünftigen Arbeitsplätzen digitale Fähigkeiten erfordern, wobei 15 Prozent der Jugendlichen jedoch nicht über grundlegende digitale Fähigkeiten verfügen.
Bisher haben mehr als 100.000 Eltern und Lehrer in Europa das Lernmaterial des Apple-Programms „Jeder kann kreativ sein“heruntergeladen – darunter Gymnasien in Düsseldorf und Köln. Auch die Privatschule Villa Wewersbusch in Essen nutzt die Inhalte im Unterricht. Die Erfahrungen der ersten Projektarbeiten seien so gut, dass die Schule in Zukunft mit Unternehmen aus der Nachbarschaft zusammenarbeiten möchte. So könnten die Schüler ein Werbekonzept für ein Café entwickeln. „Wir müssen den Schülern nicht nur Kompetenzen eines Konsumenten beibringen, sondern sie auch zu Produzenten machen“, erklärt Lehrer Felix Kolewe.
Das bedeutet auch ein Umdenken für Lehrer. „Wir müssen Gelegenheiten schaffen, damit die Schüler nicht nur auf die nächste Note hinarbeiten, sondern sich daran gewöhnen selbstständig Probleme zu lösen“, erklärt Sabine Marsch, Schulleiterin der Freien Schule Anne-Sophie in Berlin. Allerdings gebe es auch Grenzen. „Es können nicht immer weitere Inhalte in die Lehrpläne gepackt werden, es müssen auch mal Inhalte gestrichen werden“, kritisiert Marsch.