Azubis stellen ihre Lehrberufe vor
Jugendliche ziehen immer seltener eine Ausbildung in Betracht. Um diesem Trend entgegenzuwirken, gibt es in Düsseldorf die „Ausbildungsbotschafter“.
Heute erwartet die Schulklasse ein besonderer Besuch. Lina Pannwitz hat ihren zweiten Einsatz als Ausbildungsbotschafterin und erzählt ganz locker von ihrer Ausbildung zur Diätassistentin an der Kaiserswerther Diakonie. Die Schüler sind neugierig. Sind die Smoothies aus dem Discounter eigentlich gesund und wie wird der Body Mass Index korrekt berechnet? „Praktische Beispiele kommen sehr gut an bei den jungen Schülern“, erklärt Lina Pannwitz. Ihre Kollegin Tamara Brinkmann und sie haben einiges zum Probieren mitgebracht und erklären, wie ein Ernährungsplan aufgebaut wird. „Viele kennen den Beruf gar nicht, und es freut mich, wenn einige Schüler hinterher sagen, dass die Ausbildung für sie interessant sein könnte.“Die 25-jährige ist im dritten Lehrjahr und steht kurz vor dem Examen. Bis dahin sind noch zwei weitere Einsätze als Ausbildungsbotschafterin geplant.
Neben Lina Pannwitz gibt es weitere Ausbildungsbotschafter in Düsseldorf. Allein vom Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe der Kaiserswerther Diakonie motivieren derzeit sieben Auszubildende die Schüler in Düsseldorf für eine Berufsausbildung. Für das Projekt „Ausbildungsbotschafter“kooperiert das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe mit der Stiftung PRO AUSBILDUNG. Dabei gehen junge Auszubildende ehrenamtlich in Schulen und informieren die Jugendlichen aus erster Hand über ihre Berufe und ihre Ausbildung.
„Bei ihrem Engagement in den Schulen geben Ausbildungsbotschafter direkte und authentische Einblicke in interessante Ausbildungsberufe“, erklärt Christoph Sochart, Geschäftsführer der Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung. „Der Kontakt zum wirklichen Arbeitsleben baut bei den Schülern Unsicherheiten ab. Dadurch steigt die Motivation und Lernbereitschaft, die ihnen neue Möglichkeiten auf eine neue berufliche Per- spektive eröffnen.“Interessierte Schulen können Ausbildungsbotschafter beim Kompetenzzentrum anfragen. Die Vorteile für die Schüler liegen auf der Hand. „Die Azubis sprechen mit den Schülern auf Augenhöhe und liefern authentische Eindrücke von verschiedenen Berufen“, betont Christoph Sochart.
Das Projekt „Ausbildungsbotschafter“ist gerade im Gesundheitswesen wichtig. „Berufe wie Podologe oder Familienpfleger sind bei Schülern nicht bekannt oder mit Vorurteilen besetzt“, weiß Torsten Edelkraut, Leiter des Bildungszentrums für Gesundheitsfachberufe an der Kaiserswerther Diakonie. Über das Projekt gelingt es, diese Vorurteile oder die mangelnde Kenntnis in Neugierde und Lust auf den Beruf umzuwandeln und zu verdeutlichen, wie anspruchsvoll die Berufe im Gesund- heitswesen sind. „Außerdem transportieren unsere Auszubildenden ihre Botschaft viel authentischer, weil sie ihr Erleben der Ausbildung und des Berufes schildern“, zeigt Torsten Edelkraut die Vorteile auf. Das spricht Schüler häufig mehr an als ein Vortrag eines Lehrenden aus dem Bildungszentrum. „Wir unterstützen die Arbeit der Ausbildungsbotschafter durch weiterführende Beratungsgespräche hier vor Ort, wenn die erste Motivation und Begeisterung bei Interessierten geweckt ist.“Die Kaiserswerther Diakonie bietet Ausbildungen zu Diätassistenten, Familienpflegern, Altenpflegern, Podologen oder Operationstechnischer Assistenten (OTA).
Die Auszubildenden werden über die Stiftung „Pro Ausbildung“zum Ausbildungsbotschafter geschult und auf die Einsätze vorbereitet. „Dabei lernen sie viele Menschen aus anderen Branchen kennen, die ebenfalls als Ausbildungsbotschafter tätig sind, und erhalten das notwendige Handwerkszeug, um ihren Beruf zielgruppengerecht zu präsentieren“, erklärt Torsten Edelkraut. „Das trägt zur Persönlichkeitsentwicklung unserer Auszubildenden bei, ebenso zur Sozialkompetenz, die gerade in den Berufen des Gesundheitswesens enorm wichtig ist.“Indirekt profitieren die Auszubildenden insoweit, als dass über die eigene Begeisterung und den Spaß an der Arbeit andere Menschen motiviert werden, ebenfalls diesen Beruf zu erlernen.