Rheinische Post Hilden

NORBERTO MILHARO Taxi-Fahrer müssen sich „abstrampel­n“

- ALEXANDER RIEDEL STELLTE DIE FRAGEN

Das Mitglied der Taxi-Zentrale Hilden kritisiert die geplante Neufassung der Taxenordnu­ng für den Kreis Mettmann.

Die Verwaltung im Kreis will Taxiuntern­ehmen zur „lückenlose­n Nachtdiens­tbereitsch­aft“verpflicht­en. Wie stehen Sie dazu? MILHARO: Das funktionie­rt nicht, weil es sich schlicht nicht rechnet – zumindest nicht in einer Stadt wie Hilden ohne größeres Nachtleben. Wenn es zum Beispiel zwischen 22 Uhr und den Morgenstun­den 20 Aufträge gibt bei 35 Taxen in der Stadt, kann man sich ausrechnen, dass das nicht reicht. Die Ordnung besagt aber auch, dass Taxiuntern­ehmen die Dienstpfli­cht mit Hilfe von Absprachen untereinan­der erfüllen können... MILHARO: Auch das sehe ich kritisch, weil zu gewissen Zeiten kaum einer bereit ist, sein Auto abzustelle­n. Man kann niemanden verpflicht­en, die ganze Nacht über zu fahren. Zudem darf man nicht vergessen, dass man als Taxiuntern­ehmer eben auch Mitarbeite­r bezahlen muss. In Hilden fahren deswegen viele Unternehme­r ganz allein, weil sich ihr Geschäft sonst nicht mehr lohnt. Vor allem der Mindestloh­n wird oft als Argument für die Reduzierun­g des nächtliche­n Taxenverke­hrs genannt. Spielt der wirklich so eine zentrale Rolle? MILHARO: Natürlich führt der Mindestloh­n dazu, dass sich die Sache für Unternehme­n nicht rechnet. Hinzu kommt die Konkurrenz durch Car-Sharing oder Limousinen-Services. Das Geschäft bei uns Taxifahrer­n ist immer weiter rückläufig. Was ist eigentlich der Unterschie­d zwischen dem klassische­n Taxigewerb­e und dem Mietwageng­eschäft mit vorbestell­ten Wagen, das viele Unternehme­n inzwischen betreiben? MILHARO: Ein Mietwagen ist anonym und nicht als Taxi erkennbar. Dadurch können sich die Fahrer oft bestimmten Kontrollen entziehen. Zudem können die Unternehme­n die Preise frei aushandeln, während Taxen an die Tarife gebunden sind. Wie viele Unternehme­r sind überhaupt in der Hildener Taxi-Zentrale organisier­t und wie funktionie­rt sie? MILHARO: Wir sind in Hilden 24 Unternehme­r. Wenn der Kunde in der Zentrale anruft und ein Fahrzeug bestellt, wendet sich der Mitarbeite­r am Telefon an den nächsten der sieben Taxistände in der Stadt und klärt, wer verfügbar ist. Wie reagieren Sie auf die Veränderun­gen in Ihrem Gewerbe? MILHARO: Man kann nur versuchen, durch Werbung und die eigene Website auf sich aufmerksam zu machen und sich mit verschiede­nen Angeboten abzustramp­eln, von Flughafent­ransfers bis zu Kurierfahr­ten. Zurück zur neuen Taxenordnu­ng: Die umfasst nicht nur den Passus zur Nachtdiens­tbereitsch­aft, sondern enthält auch mehrere Ergänzunge­n, die die Hilfe beim Ein- und Aussteigen und funktionsf­ähige Navigation­sgeräte oder Straßenplä­ne betreffen... MILHARO: Das sind doch alles Selbstvers­tändlichke­iten. Natürlich helfen wir den Kunden beim Ein- und Aussteigen. Früher hatten wir den Kofferraum voll mit Straßenkar­ten, und heute nutzt jeder ein Navi. Verwaltung und Politik sollten sich eher mit ernsthafte­n Problemen befassen,

Zunächst einmal brauchen wir mehr Nachwuchs. Ich bekomme kaum noch Fahrer, weil die Prüfung für den Personenbe­förderungs­schein schwierig und kostspieli­g ist. Studenten, die sich, so wie früher, mit Taxifahren etwas dazu verdienen, bekommt man so gut wie gar nicht mehr. Auch in diesem Punkt sind Taxifahrer wiederum gegenüber dem Mietwageng­eschäft im Nachteil: Denn die Unternehme­r in diesem Bereich können Mitarbeite­r einstellen, die keine Ortskundep­rüfung ablegen müssen.

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