REISE&ERHOLUNG
gibt es schließlich nur begrenzten Platz. Überhaupt ist Santorin ein Ziel für Menschen mit Geld. Und für solche mit richtig viel Geld.
Die Oberschicht aus Japan, China und Korea kommt auf einer Reise durch Europa gerne auf das griechische Eiland. Die Chinesen sind verrückt nach Santorin, nachdem der Kassenschlager „Beijing Love Story“in Teilen hier gedreht wurde. Man kann versuchen, die Preise der Handtaschen zu schätzen. Céline: 2000 Euro. Chanel: 4000 Euro. Hin und wieder eine Birkin Bag von Hermés: ab 12.000 Euro aufwärts.
In den schmalen Gassen in Thira und Oia gibt es neben Restaurants mit sechssprachigen Speisekarten vor allem Boutiquen und Juweliere. Eine schlichte schwarze Lederjacke für 1200 Euro? Für viele Gäste ist auch das ein ganz normales Mitbringsel.
Beruhigend ist, dass man Santorin auch als Normalverdiener genießen kann. Dafür wählt man am besten eine Ferienwohnung abseits der besten Lagen. Die schönsten Dinge auf Santorin sind ohnehin kostenlos, zum Beispiel die Wanderung entlang des Kraters von Oia nach Thira im Abendlicht. Oder der schwarze Strand von Perissa, wo es sich bei 22 Grad Wassertemperatur auch im Oktober noch hervorragend baden lässt. Es muss auch nicht gleich der Hummer in einem der Restaurants in der AmmoudiBucht sein. In zweiter oder dritter Reihe finden sich in Oia viele Lokale mit guten und günstigen Speisen.
Ein Herbsturlaub auf Santorin kann also auch sehr bodenständig sein. Es braucht nicht viel außer der Sonne, der Wärme und dem Meer. Freilich könnte man dafür auch auf eine andere griechische Insel reisen. Aber am Ende ist es natürlich doch dieses Bühnenbild aus weiß getünchten Häusern und Kirchen und blauen Kuppeldächern am Rand des Vulkankraters, das einen Besuch auf Santorin so reizvoll macht.
Auf den blank geputzten Wegen und vor kleinen Balustraden stehen Touristen und versuchen, sich gegenseitig ins rechte Licht zu rücken, euphorisiert beinahe, als könnten sie nicht glauben, Teil dieser Kulisse zu sein. Die Inszenierung ist harte Arbeit. In den Lokalen wird der Kaffee lauwarm, weil die Tasse noch ei- nige Minuten für das perfekte Instagram-Foto zurechtgeschoben wird. Auch würde es vieles vereinfachen, wenn man die besten SelfieSpots durch Markierungen am Boden auswiese, mit einigen fotografischen Hinweisen. Doch bis das passiert, wird man weiter Männer aus der halben Welt mit teuren Spiegelreflexkameras beobachten können, die ihre Frauen in der harten Mittagssonne zu porträtieren versuchen. Mit Blitz.
Viele kommen nur kurz auf die Insel, für eine Cola und das perfekte Foto. An manchen Sommertagen drängen rund 70.000 Touristen durch die Gassen. Die Insel will ihre Zahl begrenzen, es wird einfach zu viel. Selbst im Oktober liegen häufig noch drei Kreuzfahrtschiffe nebeneinander vor der Insel.
Doch der große Besucheransturm ist dann vorbei, Flieger laden kaum noch. Sehr bald schließen so gut wie alle Restaurants und Geschäfte. Kommt dann überhaupt noch jemand? Dann fliegen die Asiaten ein, sagt die Besitzerin einer Boutique in Oia. Sie mögen keine Sonne, und ins Meer gehen sie auch nicht.