Schmuckstücke im Herzen der Ardennen
Das Gebiet zwischen den Provinzen Namur und Luxemburg bietet viele Naturschätze – und ebenfalls viele historische Zeugnisse.
Die beiden durch die Maas getrennten ländlichen Regionen Fagne und Famenne erstrecken sich sanft von Osten nach Westen entlang eines Kalksteinmassivs, „Calestienne“genannt, das der Landschaft die Form runder Hügel gibt, ihr Seen und zahlreiche Flüsse schenkt – und das in einer Natur, in der man sehr gut Spaziergänge unternehmen kann, aber auch tolle Radtouren.
Das Famenne, am Rande des Ardenner Plateaus gelegen, profitiert auf natürliche Weise von seinen dichten Wäldern und seinen vielfältigen Landschaftsformationen. Hier, im Herzen der Ardennen, liegt auch der erste Geopark Belgiens mit Aussicht auf die Anerkennung als Weltnaturerbe. Das Gebiet zwischen den Provinzen Namur und Luxemburg ist sehr reichhaltig an Naturschätzen, darunter viele Höhlen wie beispielsweise in Hotton und Rochefort. In Wéris, einem der schönsten Dörfer der Wallonie, findet man eine Ansammlung von Hünengräbern (Dolmen) und Menhiren.
Aber auch viele historische Zeugnisse wie Ruinen, Festungen und Schlösser faszinieren in dieser Gegend. Besonders schön ist das Wasser- und Jagdschloss von LavauxSainte-Anne. Der schönste und bekannteste Ort in dieser Region ist Durbuy. Diese Perle der Ardennen macht im Moment Schlagzeilen, weil ein Großteil der Infrastruktur von einem flämischen Investor aufgekauft wurde und zu einem Freizeit-Eldorado umgestaltet wird.
Eine Entdeckung wert ist aber sicher auch die Nachbarin von Durbuy, das Städtchen Marche-en-Famenne mit rund 17.000 Einwohnern. Zwischen den Tälern der Lesse und der Ourthe liegt der Ort, der Tradition und Moderne in vielfältiger Weise verbindet. Das brachte ihm 2011 die Auszeichnung als „Europäische Exzellenz-Destination“für gelungene Stadterneuerung ein, die von der Tourismusorganisation Eden verliehen wird.
Eine bemerkenswerte Renovierung in Marche konnte die Zeugnisse der Historie erhalten und schützen. Beim Flanieren durch die engen Straßen mit Blick auf die charaktervollen Bauten aus dem 17. Jahrhundert kommt das besonders zur Geltung. Aufmerksamkeit verdienen vor allem das Musée de la Famenne, das der Geschichte, der Geologie und dem Kulturerbe gewidmet ist, die spätgotische Remakluskirche und das heutige Rathaus, das im prächtigen Château Van der Straten untergebracht ist. Dessen drei Hektar große Park ist eine Idylle für Spaziergänger.
Die Namen einiger Straßen beziehen sich auf die Vergangenheit der Stadt, wie zum Beispiel die Rue des Dentellières (Spitzenklöpplerinnenstraße), die daran erinnert, dass Marche einst ein wichtiges Spitzen-Zentrum war. Im 18. Jahrhundert arbeiteten bis zu 850 Spitzenklöpplerinnen in der Stadt und den umliegen- den Dörfern. Die Spitzen-Akademie von Marche hält dieses Handwerk heute noch lebendig, und ein Raum des Museums des Famenne ist ihm gewidmet. Das Museum ist im Maison Jadot untergebracht, das aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt.
Die Kirche Saint-Étienne von Waha ist ein Schmuckstück, samt seiner vom wallonischen Künstler Jean-Michel Folon gestalteten Fenster. In den Dörfern der Region sind die typischen Fassaden der hellen Bruchsteinhäuser mit ihrem Blumenschmuck und die gepflegten Gärten zu bewundern. Auf den weiten Wiesen grasen die muskelbepackten Blanc-Bleu-Belge-Rinder, aus deren Fleisch hervorragende Steaks und das Côte à l’os, das belgische Rippensteak (TBone), geschnitten werden.
In Hargimont ist ein Stopp am Château Jemeppe ein Muss. Das restaurierte Prachtschloss scheint wie für eine Filmkulisse hergerichtet zu sein. Die quadratische Anlage auf dem kleinen See wird durch drei Rundtürme und einen Donjon eingerahmt. Jemeppe dient als Veranstaltungs- und Seminarzentrum.