Rheinische Post Hilden

12,5 Millionen Dollar liegen in ihrer Hand

- VON NATALIE URBIG

Janina Overbeck ist Führungskr­aft im Multitechn­ologiekonz­ern 3M. Nun erwartet sie ihr erstes Kind.

HILDEN Sie hat eine Investitio­n für rund 11 Millionen Euro auf den Weg gebracht: Janina Overbeck ist 34 Jahre alt und arbeitet für den Multitechn­ologiekonz­ern 3M. Abwechseln­d ist sie an dem Standort in Hilden, dem größten 3M Werk in Europa, und in Neuss eingesetzt. Sie leitet dort den Bereich „Corporate Research Process Laboratory“– also den Bereich Entwicklun­g von neuen Produktion­sprozessen und ist verantwort­lich für ein junges Team, das derzeit aus 17 Mitarbeite­rn besteht.

„Wir schaffen Produktion­stechnolog­ien für morgen“, sagt Janina Overbeck. Konkret heißt das, dass sie neue Produktion­slinien im Kleinstmaß­stab zusammenba­uen, gewisserma­ßen die Pilotanlag­en, die später im Produktion­smaßstabna­chgebaut werden. Dafür müssen auch theoretisc­he Überlegung­en getroffen werden, zum Beispiel, welche Materialie­n verwendet werden oder wie die Komponente­n einer Maschine ausgelegt werden müssen.

Der Konzern 3M wurde für die Förderung von Frauen mit dem Catalyst Award 2017 ausgezeich­net. Der Preis geht jährlich an Initiative­n, die die Chancen von Frauen im Berufslebe­n weltweit verbessern. Bei 3M ist es die Initiative: „I’m in. Accelerati­ng Women’s Leadership“mit der Frauen etwa durch spezielle, personalis­ierte Seminare gefördert werden. „ Wir befinden uns auf dem Weg zu einer vielfältig­eren und inklusiver­en Kultur, die allen unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn Erfolgsmög­lichkeiten bietet. Diese positive Entwicklun­g werden wir künftig noch intensiver fördern“, sagt Inge G. Thulin, Vorstandsv­orsitzende­r, Präsident und CEO desMultite­chnologiek­onzerns und fügt hinzu: „So möchten wir beispielsw­eise die Diversität bei unserem Führungskr­äftenachwu­chs bis 2025 verdoppeln.“

Eine dieser Führungskr­äfte ist Janina Overbeck. Als sie für drei Monate bei 3M in den USA war, kehrte sie mit der Idee für eine neue Labor- anlage nach Deutschlan­d zurück. Es ist ein großes Investment: 12,5 Millionen Dollar kostet das Projekt, für dessen Einführung sie gekämpft hat und das sie nun umsetzt. Bis Juni 2018 soll die neue Laborlinie entstehen, auf der Forscher und Entwickler neue Verfahren und Produkte etwa für den Automobil- und Medizinmar­kt entwickeln.

„Die Investitio­n stärkt 3M in Deutschlan­d und den Standort Hilden“, sagt Jürgen Klingen, Leiter der Corporate Research Materials & Process Laboratori­es für Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz.

Janina Overbecks Weg in den technische­n Beruf war unkonventi­onell. Ihr Abitur machte sie an einem musisch-künstleris­chen Gymnasium. „Es ist eine Zeit, die ich nicht missen möchte und die meine Persönlich­keit sehr geprägt hat“, sagt sie. Nach der Schulzeit entschied Janina Overbeck sich für ein Maschinenb­au-Studium, zunächst in Bochum, dann in Aachen. Dort promoviert­e sie 2013 am Institut für Kunststoff­verarbeitu­ng.

In ihrem Studiengan­g war sie als Frau eine Ausnahme: „Circa 10 Prozent der Studierend­en waren weiblich“, sagt sie. Doch für ihren Werdegang hat das „Frausein“nie eine Rolle gespielt. Selbst dann nicht, als sie als Anlagenbed­iener vor den Maschinen stand. „Ich habe nie erlebt, dass ich Nachteile hatte.“

Sie betont, dass es bei den Karrieremö­glichkeite­n besonders wichtig ist, darauf zu achten, wie sich das Unternehme­n beim Thema Gleichbere­chtigung verhält und vor allem, wie dies tatsächlic­h auch durch die Vorgesetzt­en gelebt wird. Denn auch Janina Overbeck kennt die gängigen Klischees und Fälle, in denen Frauen benachteil­igt werden: „Einige können erst Karriere machen, wenn die Familienpl­anung abgeschlos­sen ist.“

Positiv sieht sie die Vereinbark­eit von Beruf und Familie, die das Unternehme­n ermöglicht. Ein Thema, das sie momentan selbst betrifft. Denn in einigen Wochen bekommt die 34-Jährige ihr erstes Kind. Nach viereinhal­b Monaten will sie in den Konzern zurückkehr­en.

Die werdende Mutter lobt die Wiedereins­tiegsmögli­chkeiten: „Es besteht eine große Gesprächsb­ereitschaf­t, so dass flexible Lösungen gefunden werden können, die eine optimale Verbindung von Familie und Beruf ermögliche­n.“Nach ihrem Mutterschu­tz möchte sie weitere Projekte angehen – und das große Investment­projekt erfolgreic­h zu Ende bringen.

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RP-FOTO: STASCHIK Janina Overbeck erwartet ihr erstes Kind. Nach viereinhal­b Monaten kehrt die Führungskr­aft in den Multitechn­ologiekonz­ern 3M zurück.

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