Rheinische Post Hilden

So wird aus Hefe ein Berliner

- VON NATALIE URBIG

HILDEN Es staubt in der Backstube: Kleine Puderzucke­rwölkchen wirbeln durch den Raum: Bäckermeis­ter Henri Leminski steht vor einem Blech mit fertigen Berlinern und verteilt großzügig das süße Pulver.

Kurz vor den tollen Tagen haben die runden Ballen Hochkonjun­ktur: Sie gibt es mit Marmeladen­oder Schokolade­nfüllungen, werden glasiert, aprikotier­t oder als „beschwipst“mit einer Eierlikörc­reme angeboten. Der Berliner, der anderswo auch als Pfannekuch­en (in Berlin!) oder Krapfen bekannt ist, gehört ebenso zur fünften Jahreszeit wie Karnevalsz­üge, Kostüme und Narrengedu­del. Seit vergangene­r Woche merken auch die Mitarbeite­r der Bäckerei Knelange, dass die Nachfrage deutlich gestiegen ist. Für gewöhnlich machen sie in der Winterzeit 480 Berliner pro Woche. Kurz vor und während der tollen Tage sind die Hildener dann im vollen Einsatz: In mehreren Backvorgän­gen müssen sie 5000 bis 6000 Berliner fertigen.

Warum die Berliner gerade an Karneval gegessen werden, kann Henri Leminski nur vermuten. „Da hat jeder seine eigene Erklärung“, sagt er. Anzunehmen sei aber, dass sie im Zusammenha­ng mit dem Beginn der Fastenzeit stehen. Vorher werden noch einmal die Ge- richte gegessen, auf die in den nächsten Wochen verzichtet werden soll. Und dazu gehören traditions­gemäß neben Fleisch und Eiern auch fettige Speisen. Und noch eines kann den Berlinern nachgesagt werden: „Sie sind im Fett gebacken und werden gerne gegessen, um den Alkohol zu mindern“, sagt Leminski.

In der Backstube des Familienbe­triebs am Lindenplat­z wird noch selbst gebacken: Der Berliner geht dabei einen langen Weg. „Bis der erste fertig ist dauert es zweieinhal­b Stunden“, erzählt der Bäckermeis­ter. Verwendet wird für das Traditions­gebäck ein Hefeteig. Der Bäckermeis­ter wiegt zunächst das Mehl ab. Das kommt direkt aus dem Silo in die Teigmaschi­ne. Per Hand werden die restlichen Zutaten gewogen und hinzugegeb­en. Während der Berliner einen hohen Eier-Anteil hat, sucht man Zucker im Teig vergeblich. „Der kommt schließlic­h nachher drauf“, erklärt Leminski.

Nach dem Umrühren ruht der Teig für zwanzig Minuten, ehe er in 1200 Gramm schwere Ballen geteilt wird. Diese werden nach und nach in eine Presse gegeben, die aus den Klumpen 30 kleinere Teiglinge formt. Das wird so oft wiederholt bis schließlic­h 480 kleine Ballen in den Gärschrank wandern können: Bei 20 Grad und 85 Prozent Luftfeucht­igkeit kann das Hefegebäck gut „gehen“.

Als nächstes nehmen die Teiglinge ein Fettbad: Immer 48 Stück werden in die 160-Grad-Brühe gegeben und dort gewendet. Bei Henri Leminski sitzt jeder Handgriff: Während er die nächsten Teiglinge ins Fett gibt, setzt er in Sekundensc­hnelle die fertigen Berliner paarweise auf die Spritzpump­e. Mit drei Hüben erhalten sie ihre süße Füllung.

Im letzten Schritt werden die gefüllten Ballen gezuckert und anschließe­nd noch einmal mit Puderzucke­r überzogen. Oder sie werden glasiert und nach Belieben mit Smarties, Schokoguss oder kleinen Clownsteck­ern verziert. So ist das süße Gebäck bereit für die jecken Tage.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Seit 40 Jahren backt Henri Leminski von der Bäckerei Knelange die süßen Ballen. Zwischen 5000 und 6000 werden während der tollen Tage verkauft.
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RP-FOTOS: STASCHIK (3); URBIG (2) Und so entsteht der Berliner: Zunächst wird der Teig angerührt. Das Mehl kommt direkt aus dem Silo in die Teigmaschi­ne. Mit einer Spritzpump­e werden immer zwei Berliner befüllt, diesmal mit Eierlikör. Drei Hübe gibt Bäckermeis­ter Henri Leminski in das...
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