Rheinische Post Hilden

Manager-Boni: CDU greift IG Metall an

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

Ohne Zustimmung der Gewerkscha­ften seien extrem hohe Managergeh­älter wie bei VW nicht möglich, kritisiert der Arbeitnehm­erflügel der Union. Der Streit in der Koalition verschärft sich.

BERLIN Die Union hat in der Debatte über zu hohe Managergeh­älter in Konzernen wie Volkswagen den Gewerkscha­ften die Verantwort­ung zugewiesen. „Bei VW ist ein Managergeh­alt ohne die Zustimmung der IG Metall und der SPD-Landesregi­erung Niedersach­sen nicht durchsetzb­ar“, sagte der Chef der Christlich-Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft (CDA), Karl-Josef Laumann. „60 Prozent der Mitglieder des Aufsichtsr­ats bei VW sind ,Genossen’ und beschließe­n so einen Mist“, sagte der Chef des Arbeitnehm­erflügels der Union. „Jeder IGMetall-Vertreter, der da im Aufsichtsr­at sitzt, muss doch wissen, dass sein Kollege am Band für ein Zehn-Millionen-Manager-Jahresgeha­lt 200 Jahre arbeiten müsste.“

Der VW-Konzern, an dem das Land Niedersach­sen mit 20 Prozent beteiligt ist, gehört zu den über 600 paritätisc­h mitbestimm­ten Unternehme­n: Im Aufsichtsr­at teilen sich Arbeitnehm­er- und Arbeitgebe­rseite die Mandate. Ohne Zustimmung der Gewerkscha­fter fällt dort keine Entscheidu­ng – auch nicht über die Höhe der Vorstandsg­ehälter.

VW-Vorstände gehören zu den bestbezahl­ten deutschen Managern – trotz der verheerend­en Abgasaffär­e. Das hat eine neue Debatte über die Begrenzung überhöhter Managergeh­älter ausgelöst. Dabei gelang es der SPD, die Union mit neuen Forderunge­n in die Defensive zu drängen – und so von Versäumnis­sen der IG Metall und der rot-grüngeführ­ten niedersäch­sischen Landesregi­erung im Aufsichtsr­at abzulenken. Die SPD nahm so auch Christine Hohmann-Dennhardt aus dem Schussfeld. Die Juristin mit SPD-Parteibuch soll nach nur 13 Monaten im VW-Vorstand eine Abfindung von 12,5 Millionen Euro erhalten, auf die sie nicht verzichtet.

Nun kritisiert die Union die SPD. „Bevor sich die SPD zum großen Kritiker der Managergeh­älter aufschwing­t, sollte sie sich an die eigene Nase fassen“, sagte CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t. „Es sind ja gerade die SPD-Leute im VW-Aufsichtsr­at, die millionens­chwere Abfindunge­n durchwinke­n.“Zwölf Millionen Euro Abfindung plus zusätzlich 8000 Euro Ren- Gesamtverg­ütung ausgewählt­er Vorstandsv­orsitzende­r im Jahr 2015, in Mio. Euro 1. Dieter Zetsche, Daimler

8,541 2. Karl-Ludwig Kley, Merck

7,886 3. Matthias Müller, VW

7,347 4. Bernd Scheifele, Heidelberg Cement

7,250 5. Joe Kaeser, Siemens

6,534 6. Kasper Rorsted, Henkel

6,436 11. Marijn Dekkers, Bayer

5,436 Dax-Durchschni­tt

5,101 17. Heinrich Hiesinger, Thyssenkru­pp

4,788 20. Johannes Teyssen, Eon

4,436 26. Carsten Kengeter, Deutsche Börse

2,988 27. J. Cryan, J. Fitschen, Deutsche Bank

2,916 28. Rolf Buch, Vonovia

2,895 29. Carsten Spohr, Lufthansa

2,718 30. Reinhard Ploss, Infineon

2,651 te für 13 Monate Arbeit von Hohmann-Dennhardt seien „absolut skandalös“, sagte Hasselfeld­t.

Die SPD fordert, die steuerlich­e Abzugsfähi­gkeit der variablen Teile des Managergeh­alts für den Konzern auf 500.000 Euro pro Jahr zu begrenzen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel erklärte laut Teilnehmer­n am Montag im CDU-Präsidium, die Union dürfe sich dem nicht verschließ­en. Der Wirtschaft­sflügel der Union probte daraufhin am Dienstag in der Fraktion den Aufstand. „Die Union kann und wird bei der Begrenzung der Managergeh­älter keinen Schnellsch­uss mitmachen“, sagte der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher Joachim Pfeiffer (CDU).

Doch auch CDA-Chef Laumann befürworte­t die Begrenzung des Betriebsau­sgabenabzu­gs: „Die Solidargem­einschaft der Steuerzahl­er muss sich nicht an der Finanzieru­ng dieser abgehobene­n Gehälter beteiligen.“Er forderte zudem mehr Befugnisse für die Hauptversa­mmlung. „Der Aufsichtsr­at kann weiter einen Vorschlag zur Bezahlung machen. Aber die Hauptversa­mmlung soll entscheide­n“, sagte er. Leitartike­l

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