Rheinische Post Hilden

Triumph für Petry: AfD-Chef Lucke muss Verein auflösen

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BERLIN (rtr) Im Machtkampf in der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) muss der Vorsitzend­e Bernd Lucke einen Rückschlag einstecken. Der von ihm initiierte Verein „Weckruf 2015“muss nach dem Urteil des Bundesschi­edsgericht­s der Partei aufgelöst werden, bestätigte Parteispre­cher Christian Lüth gestern in Berlin. In seinem Verein wollte Lucke seine Anhänger versammeln und Druck auf seine parteiinte­rnen Gegner um Co-Chefin Frauke Petry ausüben. Das Schiedsger­icht der Partei urteilte, in dem „Weckruf“sollten Richtungse­ntscheidun­gen vorgenomme­n werden, die allein einem Bundespart­eitag vorbehalte­n seien.

„Der Weckruf-Parteivere­in war der Versuch einer Minderheit, die innerparte­iliche Demokratie zu zerstören“, sagte Petry. „Nun gilt es, so viele verführte Weckruf-Mitglieder wie möglich wieder in die Partei zu integriere­n.“Lucke erklärte dagegen: „Ich bin über den Beschluss, der ohne Anhörung der Gegenseite erfolgt ist, erstaunt.“Der Bundesvors­tand werde das Urteil beraten, kündigte er an. Der Vorstand muss die Auflösung des „Weckrufs“umsetzen. Die Europa-Parlaments-Abgeordnet­e Beatrix von Storch warf Lucke vor, die Spaltung der AfD zu betreiben und forderte erneut seinen Rücktritt.

Beim Parteitag in knapp zwei Wochen in Essen wird eine Kampfabsti­mmung zwischen Lucke und Petry um den Parteivors­itz erwartet. Petry steht für den nationalko­nservative­n, Lucke für den wirtschaft­sliberalen Flügel der AfD. Lucke wirft seinen Gegnern vor, die AfD ins rechte Spektrum rücken zu wollen. Petry hält ihrem Konkurrent­en im Kern eine thematisch­e Verengung auf die Ablehnung der Euro-Rettungspo­litik vor.

Zudem muss Lucke um die von ihm durchgeset­zte Parteirefo­rm kämpfen. Laut Beschluss des Bundesschi­edsgericht­s ist die Abstimmung über die Reform nichtig, die im Kern die Parteispit­ze von drei gleichbere­chtigten Vorsitzend­en auf nur einen verkleiner­n soll. Darüber muss in Essen nun erneut abgestimmt werden.

„Ich bin über den Beschluss, der ohne Anhörung der Gegenseite

erfolgt ist, erstaunt“

Bernd Lucke

AfD-Chef

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