Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Kerkens CDU-CHEF packt in der Ukraine an
Cedric Röhrich, Kreisvorsitzender der Jungen Union, war für die Johanniter in der Ukraine im Einsatz. Er entdeckte überwältigende Landschaften, lernte warmherzige Menschen kennen und sah großes Leid. Der nächste Einsatz wartet schon.
Während andere 21-Jährige zum Partyurlaub gen Mallorca oder Rimini fliegen, auf einem Kreuzfahrtschiff durchs Mittelmeer schippern oder in Shoppingzentren die Zeit vertreiben, hat sich der Politik-student Cedric Röhrich in den Semesterferien in ein Kriegsgebiet begeben. Der Kerkener schloss sich anderthalb Wochen lang den Johannitern in der von Russland überfallenen Ukraine an. „Das war eine total beeindruckende Zeit, und nicht so gefährlich wie befürchtet“, sagt Röhrich. Vor allem im Süden und Westen des Landes war er unterwegs.
„Dort wurden Kinder betreut, deren Väter an der Front waren. Ich verstand, dass es sich wohl eher um ein Waisenhaus handelt“Cedric Röhrich Cdu-politiker
In der Ukraine fehlen derzeit nämlich vor allem helfende Hände. „Dort braucht man jeden, der anpacken kann, vor allem Leute mit einem Führerschein“, sagt Röhrich. Als der junge Mann das hörte, wusste er, dass er vor Ort helfen will. So flog der Kreisvorsitzende der Jungen Union nach Rumänien, im Norden des Landes überquerte er die Grenze. „Und ich wurde von den Landschaften dort überwältigt, sie waren so idyllisch. Es war aber auch eine merkwürdige Vorstellung, zu wissen, dass Menschen wenige Kilometer weiter ums Überleben kämpfen.“
In der roten Johanniter-jacke hatte Röhrich die Aufgabe, Hilfsgüter von A nach B zu bringen. Nahrungsmittel, Hygieneartikel und Kleidung werden vielerorts benötigt. Und er sortierte im Lager. Abgelaufene Medikamente, die an die Johanniter gespendet worden waren, warf er in den Müll. „Was mich beeindruckt hat, war, dass sofort Menschenketten gebildet wurden, wenn wir irgendwo hinkamen. Da packt jeder mit an, auch Jugendliche“, sagt Röhrich. Und die Ukrainer seien überaus gastfreundlich gewesen, überall sei er mit Tee und Gebäck versorgt worden, so Röhrich.
„Es ging unter die Haut, als mir eine Frau Bilder zeigte, wie die Hilfsgüter, die wir ausgeliefert hatten, von Soldaten an der Front in Empfang genommen wurden. Da wurde mir klar: Das, was ich hier ausliefere, wird wirklich benötigt – eine sinnvolle Tätigkeit“, sagt er.
Gänsehaut bekam der junge Mann auch, als er eine Kinderstation besuchte. „Dort wurden Kinder betreut, deren Väter an der Front waren. Ich verstand, dass es sich wohl eher um ein Waisenhaus handelt“, sagt Röhrich. Denn die Meldung von gefallenen Soldaten gehöre in dem osteuropäischen Land zum Kriegsalltag. Und dennoch seien die Ukrainer in der Lage, Dankbarkeit zu zeigen. „Ich habe eine unheimliche Freundlichkeit erlebt“, sagt er. Zu anderen Helfern habe er Freundschaften aufgebaut. „Plötzlich stehst du mit einem Italiener und einem Texaner in der Ukraine – das ist schon eine besondere Erfahrung“, sagt Röhrich.
Und eigentlich sei er davon ausgegangen, dass der Ukraine-besuch eine einmalige Sache sein würde. Aber: „Ich plane jetzt schon wieder den nächsten Aufenthalt. Es reizt mich, etwas zu tun, das anderen Menschen hilft.“Im August wolle er wieder gen Ukraine fliegen, um für die Johanniter Dienst zu tun. Im Winter könnte es dann zu einem dritten Besuch kommen.
Und wie ist die Stimmung derzeit im Land? „Ich habe viel Motivation gesehen, die Leute hängen sich unheimlich rein“, sagt Röhrich. Und er habe verstanden, wie europäisch, wie westlich das Land bereits sei. „In der Debatte in Deutschland hört man immer wieder von Menschen mit Halbwissen, wie nah die Ukraine Russland sei. Wer einmal da war, weiß, dass das Unsinn ist“, sagt Röhrich. Aber der Krieg im Osten sorge auch für viel Leid und Trauer im Land. Und für Szenen wie aus einem Film. „Es gab überall Kontrollposten, wo Soldaten, die höchstens so alt wie ich waren, mit Kalaschnikows vor dir stehen und deinen Van kontrollieren, weil sie vermuten, dass sich darin Ukrainer befinden, die Fahnenflucht begehen“, sagt Röhrich.