Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Vom Börsenmakler zum Promi-schreck
Der „Let’s Dance“-juror aus Duisburg spricht über würdige Sieger, Überraschungen und Kritik an seiner Person.
Herr Llambi, die 17. Staffel von „Let’s Dance“ist Geschichte und hatte mit Gabriel Kelly einen verdienten Sieger. Würden Sie das so unterschreiben?
JOACHIM LLAMBI Ja absolut. Er hat über die gesamte Staffel immer konstant abgeliefert. Und auch im Finale hat er technisch und rhythmisch am besten getanzt. Auch Jana Wosnitza und Detlef Soost haben im Finale gute Leistungen gezeigt. Aber alles in allem ist Gabriel Kelly der verdiente Sieger dieser Staffel.
Wer war für Sie die größte Überraschung der Staffel?
LLAMBI Dass Ann-kathrin Bendixen es bis ins Halbfinale geschafft hat, war natürlich schon überraschend. Sie ist eine ganz liebe Person, aber tänzerisch zählte sie sicher nicht zu den Besten. Mit ihrer Persönlichkeit kam sie aber beim Publikum besonders gut an. Mark Keller hat mich ebenfalls überrascht. Er war mit 59 Jahren der älteste Kandidat, und man hatte das Gefühl, dass er in einen Jungbrunnen gefallen ist. Und die dritte Überraschung war für mich Tony Bauer. Es hat mich beeindruckt, wie positiv er mit seiner Leidensgeschichte umgegangen ist. Den haben die Zuschauer wirklich ins Herz geschlossen.
Sie gelten in der Jury als das strengste Mitglied. Manchmal stehen Sie nach ihren Urteilen aber selbst in der Kritik. Wie schwierig ist es, dass Kritik sachlich ausfällt und nicht zu persönlich wird?
LLAMBI Es geht bei meinen Urteilen immer nur um die Frage: Was habe ich gerade auf der Tanzfläche gesehen? Leider vermischt der Zuschauer manchmal fachliche Kritik mit Kritik an der jeweiligen Person. Das kann man nicht immer verhindern. Ich werde weiterhin klar und deutlich meine Meinung sagen. Der Zuschauer sieht immer nur die Liveshow. Aber natürlich spreche ich auch unter der Woche mit den Kandidaten. Ich kann Ihnen sagen: In all den Jahren gab es weniger als eine Handvoll Leute, mit denen ich mich wirklich überhaupt nicht verstanden habe und wo es auch menschlich nicht gepasst hat.
Reflektieren Sie trotzdem ab und an, was Sie in der Show gesagt haben?
LLAMBI Ja. Natürlich gibt es mal den einen oder anderen Satz, wo man hinterher denkt, den hättest du dir sparen können. Aber im Großen und Ganzen stehe ich immer zu dem, was ich gesagt habe.
Wie gehen Sie mit negativen Kommentaren Ihre Person betreffend um?
LLAMBI Einzelne negative Kommentare über mich in den sozialen Medien interessieren mich wirklich gar nicht. Was mich eher manchmal ärgert, sind Kommentare von Leuten, die sich über die Medien oder in Podcasts über meine Aussagen äußern und selbst aber gar nicht live im Studio dabei waren. Denn die Wahrnehmung, die wir in der Jury im Studio haben, ist manchmal durchaus eine andere als die, die man über das TV bekommt.
Für viele ist „Let’s Dance“mittlerweile die Liveshow im deutschen Fernsehen schlechthin. Was genau ist das Geheimnis?
LLAMBI „Let’s Dance“ist ein Leistungswettbewerb. Es wird niemand beleidigt und auch niemand vorgeführt. Die Promis und auch die Profitänzerinnen und Profitänzer lassen ihr Herz auf dem Parkett, alles ist echt. Es gibt einen unterhaltsamen Moderator und eine Jury, die in ihrer Besetzung seit zwölf Jahren konstant geblieben ist. In anderen Shows wechseln Jury-besetzungen in jeder Staffel. Bei Motsi Mabuse, Jorge Gonzalez und mir stimmt einfach die Mischung. Jorge ist unser kubanischer Paradiesvogel, Motsi hat ein großes, südafrikanisches Herz und dann gibt es den Herrn Llambi, der gerne mal Tacheles redet. Wir sind sehr unterschiedlich, aber das macht eine gute Jury und letztlich eine gute Show aus.
Und man hat das Gefühl, dass „Let’s Dance“etwas für alle Altersklassen ist.
LLAMBI Das belegen ja auch die Einschaltquoten und die Umfragen der Marktforschung. Es gucken sowohl sechsjährige Kinder als auch die 90 Jahre alte Oma zu. Es ist ein großes Wort, aber man kann schon sagen, dass „Let’s Dance“eines der letzten großen Lagerfeuer im deutschen Fernsehen ist, wo sich Jung und Alt gemeinsam vor den Bildschirm setzen und einen schönen Abend verbringen.
Sie sind ja mittlerweile viel im TV unterwegs. Welche Berufsbezeichnung würden Sie sich eigentlich geben?
LLAMBI (lacht) Tausendsassa trifft es wohl ganz gut.
Arbeiten Sie noch als Wertungsrichter bei Tanzturnieren, oder was machen Sie, wenn Sie nicht in der Jury von „Let’s Dance“sitzen?
LLAMBI Für die Arbeit als Wertungsrichter habe ich kaum noch Zeit. Ich moderiere viele Events, Galas und Firmenjubiläen. Darüber hinaus halte ich Vorträge über meine Zeit als Börsenmakler. Und bald sieht man mich auch bei der Fußball-europameisterschaft im TV im Einsatz. Mir wird also nicht langweilig.
Gutes Stichwort: Sie haben bis 2012 in Frankfurt und Düsseldorf als Börsenmakler gearbeitet: Wie kam es dazu, dass Sie ihren Job aufgegeben haben?
LLAMBI Das Engagement im Fernsehen wurde zu diesem Zeitpunkt immer intensiver. Und der Präsenzhandel an der Börse in Frankfurt
wurde eher weniger. Ich musste mich deshalb damals entscheiden, ob ich noch einmal etwas Neues anfangen möchte. Und dann habe ich mich für „Let’s Dance“und Co. entschieden. Heute mit fast 60 würde ich einen solchen Schritt wahrscheinlich nicht mehr wagen.
Waren Sie an der Börse denn auch so ein harter Hund wie als Juror bei „Let’s Dance“?
LLAMBI Ja, und das muss man tatsächlich auch sein. Ich stand hinter der Schranke, und vor mir stand immer eine Traube von Menschen, die sich bei mir über die aktuellen Preise aus Angebot und Nachfrage informieren wollten. Und da gab es schon Tage, an denen es richtig zur Sache und rauf und runter ging. Das war schon ziemlich stressig. Aber es war die beste Schule und hat mir persönlich immer großen Spaß gemacht.
Sie haben es gerade erwähnt: Am 18. Juli werden Sie 60 Jahre alt. Ist eine große Feier geplant?
LLAMBI Sagen wir so: Es ist etwas Schönes geplant. Aber nur im engsten Familienkreis.
Apropos Familie: Sie reden in der Öffentlichkeit nicht so gerne über private Dinge. Gibt es einen Grund dafür?
LLAMBI Das habe ich einfach schon immer so gehandhabt. Es gibt Personen in meinem engsten Umfeld, die mit der Öffentlichkeit nichts zu tun haben möchten. Dass ich persönlich nicht so gerne über private Dinge rede, ist eine gewisse Schutzhaltung. Sodass ich sagen kann, hier kann der Llambi auch mal Llambi sein.