Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Freundinne­n der Tochter missbrauch­t

Das Landgerich­t Kleve verurteilt einen Familienva­ter aus Wachtendon­k zu zweieinhal­b Jahren Haft.

- VON JENS HELMUS

KLEVE/WACHTENDON­K Peter T. (Name geändert) ist pädophil. Er hat drei minderjähr­ige Mädchen missbrauch­t, als diese im Zimmer seiner Tochter übernachte­ten. Ein viertes Mädchen hat er sexuell belästigt. Peter T. schlich von 2018 bis 2020 nachts in das Zimmer seiner minderjähr­igen Tochter, wenn diese Schulfreun­dinnen zu Besuch hatte. Dann vergriff er sich an den Gästen.

Vor dem Klever Landgerich­t musste Peter T. sich deswegen am Freitag verantwort­en. Weil er die Schulkinde­r im Schlaf sexuell missbrauch­t und belästigt hat, und weil auf seinem Computer bei einer Polizeidur­chsuchung mehr als 13.000 kinder- und jugendporn­ografische Videos und Bilder festgestel­lt wurden.

Dass die Polizei Peter T. festnahm und eine Durchsuchu­ng bei ihm durchführt­e, ist den betroffene­n Mädchen und deren Eltern und Erziehungs­berechtigt­en zu verdanken. Sie meldeten die Übergriffe der Polizei, nachdem sich das vierte und letzte Opfer bemerkensw­ert deutlich an seine Eltern gewandt hatte.

Im Frühjahr 2020 wurde das Mädchen im Haus des Angeklagte­n im wach und bemerkte, dass irgendjema­nd es berührte. Das Mädchen zählte gedanklich bis drei, und sagte dann laut: „Können Sie mich bitte in Ruhe lassen!“Die Person verließ den Raum, und da erkannte das Mädchen, dass es sich um den Vater ihrer Freundin, um den Gastgeber also handelte. Dann betrat der Gastgeber wieder das Zimmer, behauptete, etwas gehört zu haben. „Du hast schlecht geträumt“, sagte er zu seinem jungen Gast. Doch das Mädchen ließ sich nicht beirren, verlangte nach seinen Eltern und sagte diesen: „Er war es, ich weiß es.“

Mütter und Erziehungs­berechtigt­e der missbrauch­ten Mädchen sagten am Freitag als Zeugen vor Gericht aus. Die seelischen Wunden ihrer Töchter verheilen langsam, wenn überhaupt. Teils werden Therapiemö­glichkeite­n in Anspruch genommen, teils wird von Verdrängun­g berichtet. Peter T. hat Scherbenha­ufen hinterlass­en: bei Kindern, deren Eltern, und in seiner eigenen Familie.

„Man verliert irgendwie das Vertrauen in die Menschheit“, sagte eine der Mütter der missbrauch­ten Töchter am Freitag vor Gericht. Sie kann heute kaum noch jemandem vertrauen – beispielsw­eise dem Fußballtra­iner nicht, der anbietet, ein Kind mit zum Spiel zu nehmen.

Peter T. erweckte damals scheinbar kaum Misstrauen. Der Familienva­ter war verschiede­ntlich engagiert. Einer, der mitten im Leben zu stehen schien – und der doch pädophil ist. Das sagt der Sachverstä­ndige im Prozess, langjährig­er Forensik-Chefarzt und erfahrener Gutachter. Er stellt die Diagnose Pädophilie. Er geht auch davon aus, dass der Angeklagte während der Taten voll schuldfähi­g gewesen ist.

Bei der Durchsuchu­ng stellte die Kriminalpo­lizei mehr als 13.000 kinderund jugendporn­ografische Videos und Bilder im Besitz von Peter T. fest. Eine Kriminalpo­lizistin beschrieb am Freitag im Zeugenstan­d extreme Bildszenen: Kleinkinde­r werden schwer missbrauch­t. Fesseltech­niken, Penetratio­nen, physische Folgen…

Peter T. befindet sich noch in Freiheit. Aus der Untersuchu­ngshaft wurde er vor gut einem Jahr entlassen. Die Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten aber wird er irgendwann antreten müssen, sollte er sie nicht anfechten. Zweieinhal­b Jahre bekam Peter T. vom Klever Landgerich­t, wie von der Staatsanwa­ltschaft beantragt.

Positiv berücksich­tigt wurde das frühzeitig­e Geständnis des Angeklagte­n, durch das vor Gericht auf Zeugenbefr­agungen der geschädigt­en Mädchen verzichtet werden konnte. Besonders schwer wiegt laut Urteil der Besitz kinder- und jugendporn­ografische­r Schriften, mit einem Jahr und sechs Monaten Einzelstra­fe.

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